Preisabsprachen der Hersteller: Es geht um die Wurst

Das Bundeskartellamt greift durch. Wegen Preisabsprachen bei Wurstwaren wird eine der höchsten Kartellstrafen verhängt. Doch es regt sich Widerstand.

Alles andere ist Käse. Bild: dpa

BONN dpa | Wegen verbotener Preisabsprachen hat das Bundeskartellamt Bußgelder in einer Gesamthöhe von rund 338 Millionen Euro gegen 21 Wursthersteller und zahlreiche Führungskräfte der Branche verhängt. Betroffen sind auch bekannte Marken wie Böklunder, Herta, Meica, Rügenwalder und Wiesenhof, wie die Wettbewerbsbehörde am Dienstag in Bonn mitteilte.

Die Hersteller hätten sich jahrelang über Preisspannen für Produktgruppen wie Brühwurst oder Schinken abgestimmt und dadurch höhere Preisforderungen gegenüber dem Einzelhandel durchgesetzt, erklärte die Wettbewerbsbehörde. Die Höhe der Bußgelder spiegele die große Zahl der beteiligten Unternehmen, die Kartelldauer und die Milliardenumsätze der Branche wider.

Kartellamtspräsident Andreas Mundt betonte: „Die Preisabsprachen wurden über viele Jahre praktiziert.“ Angaben zur Höhe der einzelnen Bußgelder machte die Behörde nicht. Die Bandbreite reiche von wenigen Hunderttausend Euro bis hin zu hohen Millionenbeträgen, hieß es lediglich.

Im Laufe des Verfahrens hätten insgesamt elf Unternehmen mit der Behörde kooperiert und schließlich Geständnisse abgelegt, berichtete das Kartellamt. Auf die Spur des Kartells waren die Wettbewerbshüter durch einen anonymen Hinweis gekommen.

Deutschlands größter Wursthersteller, die Zur-Mühlen-Gruppe, bestritt allerdings bereits die Vorwürfe und kündigte an, sich gegen ein Bußgeld wehren und Rechtsmittel einlegen zu wollen. Zur Zur-Mühlen-Gruppe gehören auch die Marken Böcklunder und Könecke.

Absprachen auch beim Bier

Die hohen Strafen zeigen, wie ernst es dem Bundeskartellamt im Kampf gegen verbotene Preisabsprachen ist. Damit stieg die Summe der von der Wettbewerbsbehörde allein in diesem Jahr verhängten Bußgelder auf fast eine Milliarde Euro. Das ist ein neuer Rekord. Bislang galt das Jahr 2003 mit einer Strafe von rund 660 Millionen Euro gegen Firmen aus der Zementindustrie als Rekordjahr. Davon wurden aber nur gut 400 Millionen rechtskräftig.

Auch andere Branchen bekamen in diesem Jahr bereits den Zorn der Wettbewerbshüter zu spüren. In der ersten Jahreshälfte verhängte das Bundeskartellamt auch gegen elf Brauereien Geldbußen von fast 340 Millionen Euro. Die Branche soll nach den Ermittlungen der Wettbewerbshüter Preiserhöhungen für Fass- und Flaschenbier abgesprochen haben. Auch hier traf es bekannte Namen wie Bitburger, Krombacher, Veltins, Warsteiner oder die Radeberger-Gruppe.

Im Februar verhängte die Wettbewerbsbehörde wegen verbotener Preisabsprachen außerdem gegen die drei größten deutschen Zuckerhersteller Südzucker, Nordzucker und Pfeifer & Langen (Diamant-Zucker) Bußgelder in einer Gesamthöhe von rund 280 Millionen Euro.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.