Presse in Russland: Guardian-Korrespondent ausgewiesen

Der Korrespondent des britischen Guardian in Moskau ist von russischen Behörden ausgewiesen worden. Er hatte zuletzt über die Wikileaks-Dokumente zu Russland berichtet.

Unter Wladimir Putin entwickelte sich Russland zu einem "virtuellen Mafia-Staat", heißt es in den Wikileaks-Dokumenten. Luke Harding vom Guardian berichtete darüber und flog prompt raus. Bild: dapd

MOSKAU/LONDON/BERLIN dpa/taz | Der Moskauer Korrespondent der britischen Zeitung "The Guardian", Luke Harding, ist nach eigenen Angaben von den russischen Behörden des Landes verwiesen worden. Zollbeamte hätten Harding bei seiner Ankunft aus London die Einreise verwehrt, ihn 45 Minuten lang in einer Flughafenzelle festgehalten und ihn dann nach Großbritannien zurückgeschickt. Das berichtete der Guardian am Dienstag auf seiner Internetseite. "Für Sie ist Russland geschlossen", habe ein Geheimdienstmann zu Harding gesagt.

Der Journalist hatte zuletzt von London aus die Wikileaks-Dokumente über Russland ausgewertet. Dabei ging es um Anschuldigungen, die sagten, unter Wladimir Putin habe sich Russland zu einem "virtuellen Mafia-Staat" entwickelt, berichtet die Zeitung.

Der russische Außenminister Sergej Lawrow habe seinem britischen Amtskollegen William Hague zunächst keine Erklärung für den Vorfall geben können, schrieb das Blatt. Lawrow habe lediglich versprochen, die Sache zu untersuchen. Der Rauswurf sei vermutlich auf höchster Ebene angeordnet worden, vermutet der Guardian.

"Dies ist eindeutig eine äußerst beunruhigende Entwicklung mit schwerwiegenden Auswirkungen für die Pressefreiheit", sagte Guardian-Chefredakteur Alan Rusbridger dem Bericht zufolge. Nach Angaben der Zeitung war Harding wiederholt wegen seiner Berichte von den russischen Behörden schikaniert und bei einer Reise in die Konfliktregion Nordkaukasus im April 2010 auch kurzzeitig festgehalten worden.

Seit dem Mord an dem Kreml-Kritiker Alexander Litwinenko in London gelten die Beziehungen beider Länder als angespannt. Der frühere KGB-Agent war 2006 mit radioaktivem Polonium 210 vergiftet worden. Großbritannien fordert die Auslieferung des Hauptverdächtigen Andrej Lugowoi, der jedoch eine Beteiligung bestreitet. Moskau verlangt seinerseits, im Londoner Exil lebende Russen wie den Oligarchen Boris Beresowski auszuliefern.

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