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Pressefreiheit in GazaHamas gegen Presse

Die islamistische Terrororganisation Hamas greift Journalisten in Gaza wiederholt an. Die Palästinensische Journalistenunion verurteilt die Attacken.

Israelische Luftangriffe, Hungersnot und auch Angriffe von der Hamas: Die Lage für Journalisten in Gaza ist lebensgefährlich Foto: Ashraf Amra/picture alliance

„Mein Leben befindet sich in Gefahr“, schrieb der freie Journalist Omar Abd Rabou aus Gaza an seine 10.000 Follower auf der Social-Media-Plattform X am vergangenen Freitag. Er sei aufgrund seiner journalistischen Arbeit wiederholt brutalen Angriffen ausgesetzt. Am Donnerstag soll eine Gruppe vermummter Männer, mutmaßlich von der Hamas, ihn mit eisernen Stangen brutal zusammengeschlagen haben.

„Dieser Angriff führte zu schweren Verletzungen, darunter Knochenbrüche und tiefe Wunden an meinen Füßen, sowie zur Beschlagnahmung meines privaten Telefons und des Computers“, schrieb Rabou. Er sei zunächst im Al-Awda-Krankenhaus, danach im Al-Aqsa-Märtyrer-Spital behandelt worden. Auch am 8. Juni sei der Journalist, der als scharfer Kritiker der Hamas zählt, angegriffen worden.

Attackiert wurde Rabou mutmaßlich von Mitgliedern der islamistischen Terrororganisation, die den palästinensischen Küstenstreifen autokratisch regiert und sich im Krieg gegen Israel befindet, nachdem sie am 7. Oktober 2023 den jüdischen Staat überfallen, rund 1.200 Menschen ermordet und 250 weitere nach Gaza verschleppt hatte.

Am 20. Juli verurteilte die Palästinensische Journalistenunion – eine Nichtregierungsorganisation, die der Palästinensischen Autonomiebehörde nahesteht – einen ähnlichen Angriff der „Sahem“ – einer Sicherheitseinheit Hamas – auf drei Journalisten in Khan Yunis: Khaled Shaat von der arabischen Nachrichtenagentur Kanaan, Mohammed Salama vom katarischen Sender Al Jazeera und Abdullah Al-Attar von der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu. Die Hamas soll laut Medienberichten die drei Journalisten im Nasser-Krankenhaus körperlich attackiert und versucht haben, ihre Akkreditierungen zu entziehen.

„Journalisten anzugreifen und sie an der Ausübung ihrer Tätigkeit zu hindern, ist verwerflich und inakzeptabel“, kritisierte die Gewerkschaft und veröffentlichte ein Foto der Verletzungen am Arm eines der Journalisten.

Ein letzter Hilferuf

Der freie Journalist Omar Abd Rabou appelliert nun an Menschenrechtsorganisationen und Journalistenverbände, ihn vor Gewalt und Verfolgung zu schützen: „Dies ist mein letzter Hilferuf. Bevor es zu spät ist.“

In einem weiteren X-Beitrag vom 19. Juli schrieb Rabou: „Ich muss dringend Gaza verlassen. Die Situation hier ist unerträglich – das Leben ist nicht mehr lebenswert.“ Er suche nach jeder Möglichkeit, den Küstenstreifen zu verlassen, sei es durch ein Stipendium, humanitäres Visum oder politisches Asyl.

Die palästinensischen Gebiete, zu denen Gaza zählt, stehen auf Platz 163 von 180 im Pressefreiheitsranking von Reporter ohne Grenzen. „Die Terrororganisationen Hamas und Islamischer Dschihad sorgen für ein Klima der Repression und verbreiten gezielt Propaganda“, schreibt die NGO.

Seit Kriegsbeginn haben Israel und Ägypten internationalen Medienorganisationen den Zutritt zu Gaza verwehrt. Palästinenserinnen und Palästinenser berichten im Küstenstreifen unter lebensgefährlichen Bedingungen. Seit Kriegsbeginn sind fast 200 Medienschaffende in Gaza durch Angriffe der israelischen Streitkräfte getötet worden, berichtet Reporter ohne Grenzen.

Auch sie leiden auch an der Hungersnot in Gaza. Der Spiegel berichtete am Donnerstag von seiner journalistischen Mitarbeiterin Ghada Alkurd, die kaum noch Kraft habe, vor Ort zu berichten, heißt es.

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