piwik no script img

Probeabstimmung in der UnionsfraktionGefährlich viele Abweichler

In der Fraktionssitzung votieren zahlreiche Abgeordnete gegen das Rentenpaket der schwarz-roten Koalition. Im Bundestag könnte es also eng werden.

Dynamische Lage: Unions-Abgeordnete diskutieren am Dienstag am Rande der Fraktionssitzung Foto: dts/picture alliance
Sabine am Orde

Aus Berlin

Sabine am Orde

Für das Rentenpaket der Koalition könnte es im Bundestag eng werden. 10 bis 20 Neinstimmen und eine Handvoll Enthaltungen habe es bei der Probeabstimmung in der Unionsfraktion am Dienstagnachmittag gegeben, wie unterschiedliche Teilnehmer berichten. Genaue Zahlen gibt es nicht, weil offiziell nicht ausgezählt wurde. Da die Koalition aus Union und SPD nur über eine Mehrheit von 12 Stimmen verfügt, ist also weiterhin unklar, ob das Rentenpaket den Bundestag passieren wird.

Abgeordnete, die erwägen mit Nein zu stimmen, müssen sich bei Fraktionschef Jens Spahn melden

Fraktionschef Jens Spahn hat die Abgeordneten, die erwägen, mit Nein zu stimmen, gebeten, sich bis Mittwoch, 12 Uhr bei der Fraktionsführung zu melden. Nach der Arbeitsordnung der Unionsfraktion sind sie dazu verpflichtet, allerdings erst bis Donnerstagnachmittag. Auf die Abgeordneten dürften dann weitere Gespräche mit der Fraktionsspitze und ein gehöriger Druck warten. Bislang ist die Abstimmung im Bundestag für Freitagvormittag geplant. Fällt das Rentenpaket dann durch, dürfte das schwerwiegende Folgen für die Koalition haben.

SPD-Chefin Bärbel Bas, die auch Arbeitsministerin ist, hatte ein mögliches Scheitern der Rentenreform zuletzt mit der Zukunft der Koalition verknüpft. Die Verabschiedung des Gesetzentwurfs zur Stabilisierung des Rentenniveaus sei „wichtig, insbesondere natürlich für den Fortbestand der Koalition“, so Bas. Ansonsten bestehe die Gefahr, „dass wir kaum noch andere Gesetzgebung durchs Parlament bringen“.

Merz soll Machtwort gesprochen haben

Bundeskanzler Friedrich Merz soll in der Fraktionssitzung ein Machtwort gesprochen haben. Er erwarte, dass die Mehrheit am Freitag stehe, soll Merz laut Teilnehmern gesagt haben. Es müsse Schluss mit den „Spielchen“ mit der Mehrheit sein. Spahn betonte laut Teilnehmern, es gehe jetzt konkret um die Stabilität der Regierung. Er appellierte demnach an die Abgeordneten, zusammenzustehen.

Spahn habe auch darauf verwiesen, dass die Koalition bereits viel erreicht habe. In der Rentendebatte sei mit der SPD aktuell zwar nicht mehr möglich gewesen, aber mit der Rentenkommission sei das Möglichkeiten-Fenster geöffnet. Niemand werde nach dem Bericht der Kommission zur Tagesordnung übergehen können.

Bei der Sitzung am Dienstag das Wort ergriffen haben nach Informationen der taz auch Johannes Winkel, der Chef der Jungen Union, und Pascal Reddig, der Vorsitzende der Jungen Gruppe. In dieser haben sich die 18 jungen Abgeordneten zusammengeschlossen. Vor allem sie haben gedroht, sie könnten dem Rentenpaket in der jetzigen Form nicht zustimmen. Sie bezweifeln zudem, dass mit der SPD die aus ihrer Sicht dringend notwendigen weitergehenden Reformen der Sozialsysteme möglich sind – und sind unzufrieden damit, dass der Kanzler den So­zi­al­de­mo­kra­t*in­nen so einfach vertraut.

Winkel hatte bereits am Montag angekündigt, im Bundestag mit Nein zu stimmen, Reddig stimmte laut Teilnehmern am Dienstag ebenfalls gegen das Rentenpaket. Ein anderer der 18 dagegen, Daniel Köbl aus Schleswig-Holstein, hatte aus Sorge vor einer Regierungskrise eingelenkt. Diese Möglichkeit hatte die Junge Gruppe ihren Abgeordneten ausdrücklich eröffnet.

Nein in der Fraktion, nicht im Bundestag

Je­de*r müsse die inhaltliche Ablehnung, die bleibe, und die Folgen für die Regierungsarbeit insgesamt individuell abwägen und dann eine Entscheidung über das eigene Abstimmen treffen, hieß es in einem am Montag veröffentlichten Schreiben. Das hatten viele Be­ob­ach­te­r*in­nen als Brücke für die jungen Abgeordneten gewertet, ihren Widerstand gesichtswahrend aufzugeben. Allerdings hatten auch ältere Abgeordnete erwogen, das Rentenpaket abzulehnen. In der Fraktionssitzung soll es auch mindestens eine Abgeordnete gegeben haben, die mit Nein stimmte, aber ankündigte, dies am Freitag nicht zu tun.

Die Unionsspitze hatte schon vor der Fraktionssitzung versucht, die Bedeutung der Probeabstimmung am Dienstag rhetorisch zu verkleinern. Wer in der Fraktion mit Nein stimme, könne es sich bis Freitag im Plenum durchaus noch anders überlegen, hatte der Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion, Steffen Bilger (CDU), betont. Die Hoffnung: Wenn die Ab­weich­le­r*in­nen sehen, dass die große Mehrheit der Fraktion für die Zustimmung sei, könnten sie sich dieser Meinung fügen. Und natürlich, auch das sagte Bilger, würden dann auch noch Gespräche geführt.

Gemeinsam für freie Presse

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Alle Artikel stellen wir frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade in diesen Zeiten müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass kritischer, unabhängiger Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

50 Kommentare

 / 
  • Unsere "Volksvertreter" stimmen also mal wieder über die Rente der deutschen Bevölkerung ab.

    1.) Abgeordnete zahlen während ihrer Mandatszeit keine Beiträge in die gesetzliche Rentenkasse ein.

    2.) Für jedes Jahr der Mitgliedschaft im Bundestag erwerben Abgeordnete einen Pensionsanspruch (Altersentschädigung) in Höhe von 2,5 Prozent der aktuellen Abgeordnetenentschädigung.

    3.) Der maximale Anspruch beträgt 65 Prozent der Abgeordnetenentschädigung und wird nach 26 Jahren Mandatszeit erreicht.

    4.) Die Basis für die Berechnung ist die monatliche, steuerpflichtige Abgeordnetenentschädigung, die seit dem 1. Juli 2025 bei 11.833,47 Euro liegt.

    5.) Das aktuelle Amtsgehalt des Bundeskanzlers liegt bei 26.807,26 Euro pro Monat. Alleine nach der ersten Amtszeit erwirbt er somit Pensionsansprüche in Höhe von 7.436 € monatlich.

    6.) Bundesminister bekommen aktuell ein Amtsgehalt von 21.392,20 € monatlich. Nach der ersten Amtsperiode liegen die Pensionsansprüche somit bei rund 5.934 Euro pro Monat.

    Die eigentliche Frage ist doch: Warum lassen die Bürger es zu, dass ihre Volksvertreter sich hohe Diäten und Pensionen genehmigen, während sie selbst immer mehr am Hungertuch nagen müssen?

  • "gefährlich viele Abweichler" ist natürlich immer abhängig von den Mehrheitsverhältnissen. Unter der Merkl Kanzlerschaft gab es sehr oft noch viel mehr Abweichler bei den Abstimmungen, nur waren das halt andere Zeiten als die Union, und vor allem die SPD, noch "Volksparteien" waren und eine satte Mehrheit hatten.

  • Diese Jungunionisten brauchen wie alle anderen unserer Abgeordneten zwei Legislaturen, um mit 65 Jahren dann 1.900 EUR nach Hause zu tragen. Die haben gut reden.

  • Eines lässt sich nicht abstreiten, wir Alten werden immer teurer.



    Und da denk ich nicht mal so sehr an die Rente, da bin ih so beim Durchschnitt.



    Aber was die Krankenkassen schon ausgegeben haben, seit ich im Rentenalter bin. Die Knochen werden mürbe, die Augen trüb, das Immunsystem kommt nicht mehr allein gegen die nächste Lungenentzündung an, ein neues Knie rechts und eine neue Hüfte links wären fällig, könnte ja sein, dass ich doch noch mal auf den Mount Everest will. Das Herz ist müde, die Muskeln dünn, die Reaktionszeit hat sich verdreifacht, gute Voraussetzung für Stürze, irgendwann brauchst dann noch ne Pflegestufe und einen Pflegedienst.



    Und bei so gesunkener Lebensqualität steht mir zur Erholung eine Kreuzfahrt zu (natürlich nur, wenn meine Rente überdurchschnittlich ist), für die unterm Durchschnitt haben wir ein mitleidiges Lächeln. Die treffen sich Mittwochs im Restaurant vom Kaufhaus (falls es das noch gibt) und futtern Kartoffelbrei mit Fleischpflanzerl, ein Festessen, aber auch nicht mehr ganz billig.



    Alle Rentner sind gleich, nur was sie bekommen ist nicht gleich.

  • Und jetzt rettet Die Linke der Union qua Stimmenthaltung zum Rentenpaket noch den Allerwertesten … Merz und Spahn haben zum wiederholten Mal demonstriert, dass sie ihren Laden nicht mehr im Griff haben.



    Kein guter Tag heute für die Union. Erst der Lübke-Gedächtnispark in Sichtweite des Adenauer-Hauses, dann die Koalitionsrettung im Parlament ausgerechnet durch Die Linke. Und Freitag wird’s noch mal richtig peinlich werden.

  • Wirklich witzig! Ein paar saturierte, überversorgte Jungpolitiker machen auf „Robin Hood“ gegen Rentner, um sich zu profilieren. Niemand fällt auf, dass sie selbst, wie diverse, andere, privilegierte Gruppen gar nicht betroffen sind.



    Gegen Rentner vorzugehen, ist en vogue, ist billig und risikolos, nach vielen Jahren des „Boomerbashings“.



    Man richtet sich damit gegen eine der wirtschaftlich schwächsten Gruppen der Bevölkerung (werden ja zum Beispiel gern mit Pensionären oder reichen Privatiers in einen Topf geworfen), die durch ihr Alter abhängig geworden sind und sich nicht mehr wehren können.



    Nur sind Rentner leider keine im woken Sinne anerkannte „Opfergruppe“.



    Also nur zu: macht mal!

    2029 kommt. Ich bin gespannt, wie die Parteienlandschaft dann aussehen wird. Ich befürchte, nicht so toll. So sehr Ihr Jungen es hoffen solltet: wir Boomer werden bis dahin nicht alle weg sein.

    Wie wir dann als Geschädigte wählen werden, wird die Republik verändern. Und ich befürchte, nicht zum Guten.

    Jetzt versucht zwar die Linke, uns den Arsch zu retten. Aber ob sich angesichts der linken „Anti-Boomer-Propaganda“ der letzten Dekaden dann jemand ausgerechnet daran erinnert….

    • @Hungerboomer:

      Die Kohorte der Rentner ist die mit der geringsten Armutsquote. Es handelt sich also nicht um die wirtschaftlich schwächste Gruppe. Darüber hinaus werden arme Rentner von der Haltelinie wenig bis gar nicht profitieren. Das werden fast ausschließlich Rentner, die sowohl viele Beitragsjahre als auch hohe Gehälter hatten. Das hier wieder so ein „Dachdecker“ bemüht werden muss zeigt wie erfolgreich die Propaganda der SPD ist. De facto handelt es sich nicht nur um eine übermäßige Umverteilung von Jung zu Alt, sondern auch von Arm zu Reich.

      • @Nordlicht12:

        „Von arm zu reich“.

        Ich musste wirklich lachen! Die Maximalrente, die man in D selbst mit einem ganzen Arbeitsleben an der Beitragsbemessungsgrenze erarbeiten kann, beträgt rund 3500€. Brutto!



        Mit „reich“ hat das wohl nichts zu tun, oder?



        Das ist nur eine besch…e Neiddebatte, gut inszeniert.



        Die mit unter 2000€ sollen auf die mit 3500€ losgehen, damit die, die davon profitieren (Pensionäre, wirklich Reiche, etc.), ungestört bleiben. Leider fallen allzu viele auf den Mist rein.

    • @Hungerboomer:

      Diese Möchtegern Robin Hood JU sollte mal lieber auf die Verwendung unserer Steuergelder achten. Gerade wird wieder zum Wiederholtenmal unser ehemaliger Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg von seinem neuen Liebchen, unser Bundeswirtschaftsministerin Frau Katharina Reiche, mit ordentlichen Geldern für eine seiner Firmen aus unserem Staatshaushalt bedacht, wie der Tagesspiegel heute berichtet. Also ich gehe mit solchen " milden Gaben " nicht konform. Soll der Karl-Theodor doch ein paar Bäume aus seinen Wälder fällen & zu Geld machen.

      • @Alex_der_Wunderer:

        Einfach nur „jepp“!

  • Den Herbst der Reformen werden wir wohl nicht mehr erleben, d.h. alles geht so weiter, weil die paar Reförmchen nichts ändern.



    D.h. die CDU wird schwächer, die AfD stärker, die SPD verschwindet langsam. Wahrscheinlich gibt es ein Aufwachen erst nach den nächsten Landtagswahlen.

    • @Otto Mohl:

      Ich befürchte, sie werden mit 5x 9,5% noch versuchen, eine Empörungskultur und eine Brandmauer gegen über 40% AgD aufrechtzuerhalten, weil man sich zu fein ist, mal runter in den Sumpf zu steigen, sich zu streiten, Doofe vorzuführen und den ganzen, verfassungsfeindlichen Haufen endlich zu verbieten.

      Nicht, dass dann nicht umgehend ein neues, braunes Gewächs entstehen würde.

      Mit Arroganz und Belehrung, mit Maßnahmen gegen aktuell und ehemals Arbeitende wird es jedenfalls nix.

  • Ich finde es gut, dass Abgeordnete immer noch aktiv werden, wenn sie sie mit ihrer eigenen Partei nicht übereinstimmen. Für mich sollte das in einer Demokratie so sein, auch wenn ich mit denen nicht einverstanden bin.

    Ob die Akteure damit dann allerdings wirklich die Koalition sprengen wollen bzw. ob die sich so einfach sprengen lässt?

  • Gefährlich viele Abweichler ?

    Gefährlich für wen ?

    Ganz sicher nicht für unsere Demokratie.

    Bleibt Standhaft liebe Abgeordnete !

  • Wäre natürlich der Super-GAU für die Koalition, wenn man das Ding platzen lässt. Aber angesichts der in der Union handelnden Personen leider nicht völlig abwegig.



    Die Jungen haben nicht völlig unrecht, aber die Choreographie ist denkbar unschön für die Union. Man hat sich was unterjubeln lassen von der SPD, die auf Status Quo auf Deibel komm raus setzt, was nicht gehen wird.

    • @FtznFrtz:

      Ich glaube js nicht, dass die SPD die Haltelinie der CDU untergejubelt hat - eher hat die CSU den anderen die Mütterrente geschickt aufgedrückt und keine Partei will für Einschnitte bei der allergrößten Wählergruppe stehen. Schon garnicht bei den aktuellen Prozenten. Deswegen ruft die Afd gleich völlig abwegig 70 % Rentenniveau auf. Die Linke immerhin auch noch ordentliche 53 %. Die Realität kenne sein, dass man auf 70 Jahre gehen muss, das Niveau auf 45 und immer weiter sinkt plus diverse Kürzungen plus Pflichtversicherung für alle Selbstständigen usw.

      Die Rentenkommission muss es dann aber wohl richten oder vielleicht am Ende noch das Verfassungsgericht damit keine zu wählen Paftei Schuld war.

      Langfristige Probleme sind einfach in einer parlamentarischen Demokratie etwas kompliziert zu lösen, aber das wird schon.

      • @ttronics:

        In Ihrem Szenario wäre „soylent green“ eine humanitäre Massnahme. Sie sind noch jung und von der Lebensrealität des Rentners, der nicht mehr kann, aber noch 10 Jahre muss, noch weit entfernt, oder?

    • @FtznFrtz:

      Die SPD setzt also auf "Status Quo auf Deibel raus"? Ist es nicht vielmehr so, dass die Veränderungsvorschläge der Sozialdemokraten bei der Union keine Chance bekommen haben, während die Letzterer gleichermaßen als zu unsozial abgelehnt werden?



      Wo liegt da die Möglichkeit zum Kompromiss?



      Die Konsequenzen haben in jedem Falle eine große Anzahl der Bürger*innen zu tragen. Viele von ihnen haben nicht die Zeit und die Möglichkeit, sich in die Materie gründlich einzuarbeiten, so dass es unmöglich ist , einzuschätzen, ob die oft aus Stimmung heraus "rechts" Wählenden wirklich wollen, was dabei herauskommt. Merz hat vor der JU, deren Mitglieder mehrheitlich finanziell besser gestellt sind, ehrlich benannt, dass ein Unterbietungswettbewerb nicht zu gewinnen ist.



      Woher sollen junge Leute das Geld für private Altersabsicherung nehmen, wenn gleichzeitig (zu) hohe Lohnforderungen als wirtschaftsschädlich bezeichnet werden? Statt von der Beschäftigtenzahl sollte die Altersversorgung m.E. eher von BIP und Produktivität abhängen. Über eine Grundsicherung hinausgehende individuelle Leistungen ließen sich auf andere Weise als bisher berücksichtigen. Von anderen Ländern ließe sich manches lernen.

  • Hut ab !



    Ich hätte nicht damit gerechnet, dass in den C*U-Rängen Abgeordnete sitzen die tatsächlich eine eigene Meinung haben und zudem ein gewisses Rückrat.

  • Das ist eine Unionskrise,



    keine Koalitionskrise!



    Merz ist der schwächste Kanzler, den ich je erlebt habe.



    Sein Problem sind die "eigenen" Leute.



    Mit markigen Sprüchen durch Merz und Spahn fühlen sich offenbar Wenige angesprochen.



    Die "junge Gruppe" hat das Prinzip der repräsentativen Demokratie wohl noch nicht so ganz begriffen!



    Pacta sunt servanda ist ein in Grundsatz, der Zusammenarbeit in der Politik erst möglich macht.



    Ein Koalitionsvertrag bedeutet für beide Seiten Eingeständnisse. Die " junge Gruppe" ist nur Teil einer Fraktion. Zwergenaufstand ist nicht angebracht.



    Was aus der derzeitigen Regierungsarbeit deutlich wird: auf die Union ist kein Verlass und der "Kanzler" ist verlassen.



    Die Sozialdemokraten haben in Migrationspolitik und Bürgergeld schmerzhafte Kompromisse eingehen müssen. Es ist abwegig auch noch beim Rentenpaket vom Standpunkt abzuweichen, hier muss die Union Zugeständnisse machen.



    Die Union verfügt eben nicht über die absolute Mehrheit, liebe MDB's, vielleicht nehmt Ihr das mal zur Kenntnis!



    O.K., rückblickend war ich auch mal jung und dumm. Doch Eure Egopolitik passt besser zu trump - auswandern? Wenn er Euch denn noch reinlässt...

    • @Philippo1000:

      "Die Sozialdemokraten haben in Migrationspolitik und Bürgergeld schmerzhafte Kompromisse eingehen müssen. ",

      schmerzhaft war das doch wohl eher für die betroffenen Migranten und "Bürger"

      • @Zeit und Raum:

        Schmerzhaft war es schon für eine SPD, die sich inzwischen ausschließlich mit Leistungsempfängern identifiziert.

    • @Philippo1000:

      Mit der Fraktionskrise der Union wird es natürlich auch zu einer Krise der gesamten Koalition.



      Faktisch würde das das Ende der Koalition bedeuten, denn auch in der SPD rumort es ziemlich. Aber bei den Unions-Youngsters scheint man es direkt darauf anzulegen. Spiel mit dem (AfD-)Feuer.

      • @Abdurchdiemitte:

        Da haben Sie natürlich Recht,



        eine Folge der gescheiterten Abstimmung wäre eine Koalitionskrise.



        Allerdings war die Union und insbesondere "jüngere" sehr bemüht, die Ursache für die derzeitige "Krise" bei der SPD zu suchen.



        Stimmen aus der "jungen Gruppe" , die öffentlich gegen Spahn oder Merz wettern, waren nicht zu hören.



        Die Gefahr, dass Unionsmitglieder die "afd" als potenziellen Koalitionsparter betrachten, sehe ich genauso.

    • @Philippo1000:

      Naja, jetzt wirds ganz wild.

      "Pacta sunt servanda" gilt ganz sicher nicht für einen - nicht im geringsten bindenden - Koalititionsvertrag. Erst recht nicht für den einzelnen Abgeordneten, der den Vertrag überhaupt nicht unterzeichnet hat.

      Abgeordnete sind nur ihrem Gewissen verpflichtet und nicht an Weisungen gebunden. Da ist eigentlich ganz klar, wer das Prinzip der repräsentativen Demokratie nicht vertsanden hat.

      "Was aus der derzeitigen Regierungsarbeit deutlich wird..." Was aus Ihrem Satz deutlich wird ist, dass Sie das Prinzip der Gewaltenteilung nicht verstanden haben. Es geht hier um ein Gesetzgebungsverfahren und das hat nichts mit der Regierungsarbeit zu tun. Wenn SIe also hier Schwächen sehen wollen, dann betrifft das die Fraktionsleitung.

      "Die Union verfügt eben nicht über die absolute Mehrheit,..." Das behauptet auch niemand.

      • @DiMa:

        Ein Koalitionsvertrag ist " nicht im Geringsten bindend"? Das dürfte eine Einzelmeinung sein.



        Ja, ein Parlamentarier ist seinem Gewissen verpflichtet, usus ist allerdings, dass er in der Regel mit seiner Fraktion stimmt. Mehrheit überstimmt Minderheit innerhalb der Fraktion, dann stimmen Alle mit der Fraktion im Bundestag. Das wird gelegentlich betont ausgesetzt, z.B. bei besonderen Fragen von Moral .



        Das ist hier nicht der Fall.



        Die Regierung hat nichts mit dem Gesetzgebungsverfahren zu tun?



        Die Regierung hat den Gesetzentwurf eingebracht und somit das Gesetzgebungsverfahren initiiert.



        Das, wovon Die reden, wäre eine Initiative aus dem Parlament heraus, ist natürlich möglich, doch auch das ist hier nicht der Fall.



        Dass die Fraktionsleitung der Union schwach ist, da stimme ich mit Ihnen überein.



        Dass Merz der schwächste Kanzler der letzten 30 Jahre ist, wurde ja bereits bei seiner Wahl deutlich, seitdem wird es leider nicht besser...

        • @Philippo1000:

          Haben Sie schon mal eine Klage gegen den Verstoß gegen einen Koalitionsvertrag erlebt?

          Und was "Usus" ist oder nicht ändert noch lange nichts am Abgeordneten. Sie degradieren diese zum Abnicker.

          Die Regierungsfraktionen haben den Gesetzentwurf eingebracht. Sie können in einer Demokratie nicht gewährleisten, dass dieser auch angenommen wird.

          Die Fraktionsleitung habe ich nicht kritisiert sondern lediglich den Hinweis erteilt, wo diese anzubringen wäre, wenn man Kritik üben wollen würde.

          Die Liste der schwächsten Kanzler wird aus meiner Sicht noch immer von Herrn Scholz angeführt.

    • @Philippo1000:

      Die "junge Gruppe" hat das Prinzip der repräsentativen Demokratie wohl noch nicht so ganz begriffen!

      Warum nicht? Sie verhalten sich genau so, wie das Grundgesetz unserer repräsentativen Demokratie es vorsieht: "Sie sind Vertreter des ganzen Volkes, an Aufträge und Weisungen nicht gebunden und nur ihrem Gewissen unterworfen (Art 38 GG, Abs 1)." In einer Demokratie entscheidet immer noch die Legislative und nicht die Regierung!

  • "In der Fraktionssitzung soll es auch mindestens eine Abgeordnete gegeben haben, die mit Nein stimmte, aber ankündigte, dies am Freitag nicht zu tun."

    Nur noch Kasperle Theater. Ein Teil unserer "Volksvertreter" scheint nur noch Spielchen zu spielen, statt sich darum zu kümmern, dass es im Land vorwärts geht.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Nun gut, ein solches Abstimmungsverhalten zählt doch noch zu den parlamentarischen Gepflogenheiten. Taktische Erwägungen gab es in der Geschichte des deutschen Parlamentarismus immer wieder.



      Dass die Abgeordnete ihre Absichten (und ihr Abstimmungsverhalten) transparent macht, kann ihr wohl kaum vorgeworfen werden.

      • @Abdurchdiemitte:

        Ich meinte das heute so und morgen anders.

        Natürlich kann und muss sie ihre Meinung haben. Diese sollte aber nicht so variabel sein. Sonst sind es nur dumme Spielchen.

  • Ich hab ne Wette mit nem Genossen darüber laufen, bis wann diese Regierung auseinanderfliegt und aus Jux und Dollerei den ersten Freitag den 13. im kommenden Jahr gewählt. Und jetzt sieht's so aus, dass das schon viel früher passiert.



    Bin nur gespannt, ob es die alten jungen in der Union sind, die sich nicht für die Belange junger Menschen einsetzen, aber erfolgreich so tun oder die SPD Basis mit ihrer Rebellion gegen die Reform des Arbeitslosengelds die Koalition sprengt

    • @Piratenpunk:

      Die Mitgliederinitiative an der SPD-Basis gegen die Reform des ALG dürfte kaum eine Chance haben, so wie ich diesen verschlafenen Seniorenverein kenne.



      Diese 20 „jungen“ Unionsabweichler bergen viel mehr Potential, die Koalition zu sprengen als es 100.000 Jusos je könnten. Und sie scheinen es darauf anzulegen.



      Ich hör‘ schon, wie der (Weidel-)Teufel lacht …



      Dass die CDU-Youngsters sämtliche Ü80 eiskalt über die Klippe schubsen würden, ist ohnehin klar.

  • Ist der Abgeordnete nicht ausschließlich seinem Gewissen verpflichtet? "Abweichler" klingt sehr nach Parteienstaat.

    • @SGouldo:

      Dann können wir ja gleich die Fraktionen auflösen und alles dem Zufall überlassen. Was soll dies ständige Gefasel von der Freiheit des Mandats? Sie wissen doch genau, dass es das so nie gegeben hat. Nur gelegentlich werden Abstimmungen freigegeben und das ist gut so. Alles andere ist doch lächerliche Scheinheiligkeit.

  • "Auf die Abgeordneten dürften dann weitere Gespräche mit der Fraktionsspitze und ein gehöriger Druck warten."



    "Beichtstuhl-Gespräche" mit Jens Spahn, der die in der Fraktionsführung herrschende Unions-Auffassung von gelebter Demokratie im Diskurs und Standhaftigkeit für eigene Überzeugungen sicherlich nach eigener Interpretation (Gusto) aus seinem Gebetbuch des Kanzlerwahlvereins in das Stammbuch der Jungen Gruppe übertragen will.



    Das Wort Disziplinieren hat bei solchen grundsätzlichen Fragen einen äußerst schalen Beigeschmack.



    "Im Renten-Streit drängt die Zeit. Spahn soll den Druck erhöhen: Junge Abgeordnete sprechen von Einschüchterungsversuchen, die Fraktionsführung von „freundlichen Gesprächen“.



    Berlin – Im Ringen um eine Einigung auf das Renten-Paket der Regierung soll Unions-Fraktionschef Jens Spahn den Druck auf die Junge Gruppe der Unionsfraktion deutlich erhöht haben. Einem Bericht der Bild-Zeitung zufolge fühlen sich Abgeordnete der Gruppe bedroht. Mehrere Mitglieder der Jungen Gruppe schilderten der Zeitung, dass Jens Spahn versucht habe, Abgeordnete im Einzelgespräch einzuschüchtern."



    Quelle



    schwaebische-post.de

    • @Martin Rees:

      Oh oh oh, Spahn schimpft mich.



      Darf er gern, sobald er die Maskenmilliönchen herausgerückt hat. Und falls die blöderweise bei der Andrea Tandler gelandet sind, dann soll er doch mal üben, mit der zu schimpfen.

  • Niemand werde nach dem Bericht der Kommission zur Tagesordnung übergehen können.

    Natürlich wird man! Man läßt sich ja auch wegen zu geringer Beiträge zur GKV der Bürgergeldbezieher vor den Kadi schleppen.

  • Wenn das mit der Abstimmung im Bundestag schiefgehen sollte, könnte der positive Nebeneffekt sein, dass wir dann den CDU-Fraktionsvorsitzenden, Herrn Spahn, endlich los sind, also in politischem Sinne. Lustig ist ja, dass er jetzt 45 Jahre alt ist, also zu genau der Altersgruppe gehört, die bei einer Rentenrevolution den Kürzeren zöge, denn die Boomer werden von massiven Rentenkürzungen nicht mehr getroffen werden.



    Genau dasselbe wird auch viele Altersgenossen der jetzigen Abweichler hart treffen, denn das Rentenniveau nicht bei 48% zu halten, wird bedeuten, dass die Jüngeren genau jetzt anfangen sollten, umso mehr private Rücklagen zu bilden, um im Alter nicht am Hungertuch zu nagen. Wenn dann noch die Bedingungen für Ärmere verschärft werden (Bürgergeld, Grundsicherung oder wie man die Almosen auch immer nennen möchte), werden sich später 40% der gesamten Bevölkerung fragen, wofür sie überhaupt gearbeitet haben. Aber gut, man könnte sein Kreuz bei der nächsten Wahl ja auch ein wenig weiter links machen ...

    • @Aurego:

      "Lustig ist ja, dass er jetzt 45 Jahre alt ist, also zu genau der Altersgruppe gehört, die bei einer Rentenrevolution den Kürzeren zöge..."

      Span ist anders abgesichert.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Ich schrieb, dass er zu dieser Altersgruppe gehöre, nicht, dass er selbst betroffen sei. Im Notfall kann er ja seine Villa in Berlin verkaufen ...

        • @Aurego:

          Auch wenn jemand zu einer Altersgruppe gehört. Warum sollte er sich drum scheren, wie es den Anderen seiner Altersgruppe geht?

    • @Aurego:

      Wenn ich mir die Abweichler*innen so anschaue, so habe ich den Verdacht, dass sie aufgrund ihres Status noch weich fallen werden (entweder in der Politik oder in der privaten Wirtschaft). Ich mache mir viel mehr Sorgen um die junge Generation, die von einer gesicherten gesetzlichen Rente vermehrt auf private Vorsorge umsteigen muss. Ich kann mich noch an die Finanzkrise 2008 erinnern, als zum Beispiel in den USA reihenweise Altersvorsorgeeinrichtungen in die Knie gingen und die Versicherten ihre Rentenanwartschaften komplett verloren.

      Für mich gibt es nur eine Lösung: Abschaffung/Eingrenzung der privaten Altersvorsorgewerke und Stärkung der gesetzlichen Rente! Nur das Umlagesystem kann krisensicher gestaltet werden.

      • @Sabine Hofmann-Stadtländer:

        Ich finde es schon komisch wenn Du Dich zwar an 2008 erinnerst aber nicht an 2021. Der Grund warum 2008ff Vermögen vernichtet wurde war die zu langsame Bereitstellung von Liquidität durch die Notenbanken. 2021 hatte man aus den Fehlern gelernt. Und da Kredite immer gleich Vermögen sind gingen die Vermögenswerte durch die Decke. Man löste das Problem also durch die Inflation. In dieser „neuen“ Welt ist derjenige ohne Vermögen der Dumme. Die umlagefinanzierte Rente ist somit schon fast eine Garantie für (relative) Altersarmut. Es sei denn, und das ist eine gewagte Wette, die „KI Revolution“ verschafft uns rekordverdächtige Produktivitätsgewinne.

      • @Sabine Hofmann-Stadtländer:

        Ich gebe Ihnen prinzipiell recht.



        Sagen wir es so: Wer ein Haushaltseinkommen oberhalb einer gewissen Schwelle hat - vielleicht über 100.000€ brutto pro Jahr - schafft es, privat vorzusorgen, auch ohne Beihilfen oder Steuervergünstigungen vom Staat zu erhalten. Wichtig wäre natürlich, dass das Ersparte dann auch so angelegt wird, dass es langfristig Früchte trägt, aber an dieser Stelle versagen viele MitbürgerInnen mangels finanzieller Bildung.



        Das Problem ist jetzt, dass die Haushalte mit einem Jahresbruttoeinkommen über 100.000€ ja doch etwas zu selten sind, um daraus allgemeingültige Handlungsanweisungen herzuleiten. Es wäre also evtl. notwendig, ärmere Haushalte zu unterstützen, wobei man gerne Familien mit Kindern wesentlich stärker fördern könnte also solche ohne Kinder.



        Wenn man jedoch die umlagefinanzierte Rente so gestalten will, dass eine höhere Rente herausspringt, wird man nicht umhinkommen, höhere Einnahmen zu generieren, sei es über Abgaben auf Kapitalerträge, über eine Vermögensteuer oder eine gerechtere Erbschaftsteuer.

        • @Aurego:

          Liebe*r Aurego,

          Deine Vorschläge im letzten Absatz sind auch meine Ideen. Dazu kämen noch die Einbeziehung von Beamt*innen, Abgeordneten etc. in das gesetzliche Rentensystem und die Aufhebung der Beitragsbemessungsgrenze. Dies würde im Übrigen auch in den anderen Sozialversicherungszweigen zu mehr Beitragseinnahmen führen.

    • @Aurego:

      Den jungen Abgeordneten wird es egal sein, selbst wenn die Rente auf 30% fällt, denn die bekommen als Abgeordnete sowieso keine Rente, sondern Pensionen. U d die sind da 70% vom Gehalt, nicht 48 oder 47 oder 45% wie die JungeGruppe für die Rentner will.

      Aber wenn die sich durchsetzen werden viele, die dann wirklich nur die geringe Rente bekommen, weder CDU noch SPD mehr wählen, sondern ganz andere Parteien.

  • Für das Probeabstimmungs-Gedöns habe ich kein Verständnis. Die Regierungsparteien sollten das Gesetz im Bundestag zur Abstimmung stellen und es geht durch oder halt nicht. So läuft das in der Demokratie.

    • @DiMa:

      Stimmt, in einer Demokratie würde das so laufen.

      In einer Plutokratie läuft es so, wie wir es gerade sehen.

  • Ist irgendwie verständlich. Der Daseinszweck der CDSU ist es, an der Macht zu bleiben. Die Jüngeren (und auch nicht wenige Ältere) sehen das gefährdet. Die CDU ist bei 24.5%, die AfD bei 27%, und die Schere scheint sich weiter zu öffnen. Merz ist in den Beliebtheitswerten gerade einen Punkt vor Tino Chrupalla, und 8 oder 9 Punkte hinter Alice Weidel. Selbst Heidi Reichinnek ist beliebter als Merz, da ist die eigene Zukunft doch in echter Gefahr. Jetzt noch weiter die SPD zu bedienen wäre ein sicheres Rezept zur Verzwergung der CDSU. Allerdings scheinen Merz, Spahn usw in ihrer eigenen Welt zu leben die in einer anderen Daseinsebene existiert. Ich bin wirklich gespannt, Aber selbst wenn die JUler einknicken (haben sie bisher immer getam) werden die inneren Verwerfungen größer werden und das wird wohl nicht das Ende vom Lied sein.