Probleme im Görlitzer Park: „Rassistische Stereotype bedient“

Der Parkrat des Görlitzer Parks kritisiert Berichte über Dealer und Parkläufer als handwerklich schlecht und politisch fatal. RBB weist Kritik zurück.

Ein Regenbogen über dem Görlitzer Park

Als Idyll schafft er es nur selten in die Medien, der Görlitzer Park Foto: imago images / A. Friedrichs

Der Parkrat des Görlitzer Parks hat in einer Stellungnahme vom Sonntag mehreren Medien vorgeworfen, die Arbeit auf der Grundlage des „Handlungskonzepts Görlitzer Park“ durch „Unwahrheiten und Verleumdungen“ zu diskreditieren: „Es wurden Falschaussagen verbreitet, elementare journalistische Regeln verletzt und rassistische Stereotype bedient.“

Es geht einerseits um die von der B. Z. aufgegriffene Behauptung zweier Mitarbeiter des Ordnungsamts Treptow-Köpenick, sie hätten Kreuzberger Parkläufer schwarzer Hautfarbe im Schlesischen Busch beim Dealen beobachtet. Obwohl auf dem von der B. Z. abgedruckten Foto laut Parkrat bei genauem Hinsehen die „Übergabe“ eines Handys zu sehen sei, hätte dann der Tagesspiegel „quasi faktisch“ getitelt: „Berliner Parkläufer dealen offenbar selbst mit Drogen“. Zum anderen habe die RBB-Sendung „Kontraste“ etliche Falschbehauptungen aufgestellt – unter anderem, der im Herbst 2018 von über 1.200 KiezbewohnerInnen gewählte Parkrat sei „selbst ernannt“.

Der RBB weist diese Vorwürfe entschieden zurück: „Wir haben die Chronologie des Handlungskonzeptes sehr genau recherchiert. Danach war der Parkrat bzw. sein Vorläufer zum Zeitpunkt, als das Handlungskonzept in die Bezirkspolitik eingespeist war, nicht gewählt – mithin auch demokratisch nicht legitimiert“, schreibt die Redaktion. „Und auch die Wahl selbst entsprach nicht den Kriterien einer demokratischen Wahl, da die Wahlberechtigung zum Beispiel von einem subjektiven Gefühl als ‚Nutzer‘ des Parks abhängig gemacht wurden. Wahlbenachrichtigungen haben Anwohner nach ihren Aussagen nie erhalten.“

Ein weiterer Kritikpunkt wiederum des Parkrats: Im Beitrag komme „ein junger Mann afrikanischer Herkunft“ zu Wort, der behaupte, Dealer würden Jugendlichen mit Kokain angereicherte Joints schenken. Das sei „nach Meinung aller, die wir dazu befragt haben, großer Unfug“ – schon weil Kokain nicht geraucht werde. Die Redaktion habe auf einen Faktencheck verzichtet. Das sei „schlechtestes journalistisches Handwerk“ und bewirke „rassistische Hetze“. Prompt habe der Parkrat Mails erhalten, die ihn als „Zuhälter des versifften Gesockses“ beschimpften und nach der AfD riefen.

Auch diese Kritik weist der RBB vehement zurück: „Für die Aussage, dass Dealer Kokain in Joints mischen, haben wir mehrere unabhängige Quellen. Einen Faktencheck haben wir wie immer unternommen. Übrigens genügt es, den Wikipedia-Eintrag mit dem Wort ‚Joint‘ zu lesen und einige andere Fundstellen, um zu erkennen, dass Kokain auch geraucht werden kann.“ Und weiter: „Der Beitrag zeigt die Realität vor Ort und die Nöte der Polizeibeamten und Anwohner, die nicht akzeptieren wollen, dass Drogendealer als gleichberechtigte Parknutzer akzeptiert werden. Diese Kritik hat nichts mit der Herkunft der Dealer zu tun. Den Vorwurf ‚schlechtesten journalistischen Handwerks‘ weisen wir in aller Form zurück.“

Man wolle die Probleme im Görlitzer Park nicht verharmlosen, heißt es abschließend seitens des Parkrats. Sie hätten aber ihre Ursachen in der Migrations-, Drogen-, Wohnungs- und Tourismuspolitik und würden vor Ort nur „wie in einem Brennglas sichtbar“.

Korrektur 14.08., 12 Uhr: In einer früheren Version haben wir es leider versäumt, den mit dem Vorwurf der Falschaussagen beschuldigten RBB zu Wort kommen zu lassen. Außerdem schreiben wir in einer Berichtigung in unserer Print-Ausgabe vom 14.08., „Kontraste“ habe über Parkläufer schwarzer Hautfarbe berichtet, die angeblich beim Dealen beobachtet wurden. Das ist falsch. Kontraste hat nicht über Parkläufer des Bezirks berichtet, sondern über die Dealer im Park.

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