Produktion Seltener Erden: Ärger um ein Prestigeprojekt

In Malaysia entsteht eine Fabrik für Seltene Erden, die die Hightechmetalle umweltschonend produzieren soll. Das Öko-Institut nennt ihr Abfallkonzept mangelhaft.

Proteste der Bürgerinitiative „Save Malaysia Stop Lynas“ in Sidney. Bild: reuters

BERLIN taz | Für die nachhaltige Erzeugung von Strom auch nachhaltig erzeugte Rohstoffe einzusetzen bleibt schwierig. Siemens etwa braucht für seine Windräder Neodym. Ohne dieses Seltenerdmetall kommen die leistungsfähigen Dauermagneten im Windrad nicht aus.

Doch ein Prestigeprojekt in Malaysia, das den Konzern mit umweltschonend erzeugtem Neodym versorgen sollte, macht immer wieder Ärger. Nun bescheinigt eine Studie des Freiburger Öko-Instituts der Fabrik Lynas Advanced Materials Plant (LAMP) massive Mängel ihres Abfallkonzepts.

Seltenerdmetalle sind im Fokus von Industrie und Politik, weil China inzwischen quasi alleiniger Hersteller ist und ein weltweites Monopol entstanden ist; außerdem steht die Produktion stark in der Kritik von Umweltschützern. Die Erze kommen stets im Gemisch mit zahlreichen Nebenprodukten vor, zum Beispiel radioaktivem Thorium. Bei der Verarbeitung beispielsweise zu reinem Neodym entsteht daher radioaktiver Abfall in großen Mengen.

1,2 Millionen Tonnen Abfall erwartet

In den 20 Jahren voraussichtlicher Betriebsdauer werden in der LAMP rund 1,2 Millionen Tonnen radioaktiv verseuchter Eisenphosphatschlamm anfallen, schätzt Gerhard Schmidt vom Öko-Institut. „Es entsteht feiner Matsch mit einem hohen Wasseranteil“, sagt Schmidt, der die Fabrik im Auftrag der Bürgerinitiative „Save Malaysia Stop Lynas“ untersucht hat.

Laut der behördlichen Genehmigung will Lynas den Schlamm erst auf dem Betriebsgelände lagern und vortrocknen lassen. Unter den Lagerflächen seien lediglich „dünne Schwimmbadfolien“ und eine 30 Zentimeter dicke Tonschicht vorgesehen, um den Untergrund vor radioaktivem Sickerwasser zu schützen.

Dabei sei es technisch nicht kompliziert, die Lagerbecken so zu gestalten, dass sie dicht seien und die Umgebung nicht gefährdet wird; „man braucht nur den richtigen Standort, dickere Tonschichten und festere Folien“, so Schmidt.

Anspruchsvoller sei es, ein geeignetes Endlager für das getrocknete – und immer noch radioaktiv strahlende – Material zu finden. Bislang ist vorgesehen, es im Straßenbau einzusetzen. Dabei seien erhebliche Überschreitungen der international akzeptierten Grenzwerte für Strahlung absehbar, befürchtet Schmidt. Vor fünf Jahren hatte sich das australische Unternehmen Lynas aufgemacht, in Malaysia eine Seltene-Erden-Fabrik zu bauen, die das Abfallproblem im Griff haben würde.

Siemens ist inzwischen vorsichtig

2011 hatte Siemens bekundet, mit Lynas ein Joint Venture zu gründen und gemeinsam Neodym-Dauermagneten herzustellen. „Diese Partnerschaft wird eine nachhaltige Lieferkette von der Mine bis zu der Endanwendung des Magneten ermöglichen“, hatte Siemens erfreut mitgeteilt. Heute sagt der Münchner Konzern vorsichtig, er verfolge die laufende Diskussion aufmerksam und werde in eine Kooperation nur eintreten, wenn die notwendige Nachhaltigkeit geklärt sei.

Vor Ort protestiert eine Bürgerinitiative gegen die LAMP. Sie will die Fabrik juristisch verhindern – unter anderem wegen des ungelösten Endlagerproblems. Vergangene Woche lehnte es ein Gericht in Kuantan ab, die vorläufige Betriebsgenehmigung überprüfen zu lassen. Den auf den kommenden Dienstag festgesetzten abschließenden Termin hat das Gericht vertagt.

Lynas verteidigt seine Anlage. Malaysische und internationale Experten hätten festgestellt, dass die Fabrik nach malaysischen und internationalen Gesetzen und Standards geplant sei. Das Unternehmen verfügt in Australien über ein großes Vorkommen von Seltenerdmetallen, möchte das Erz aber in Malaysia verarbeiten.

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