Progressive Projekte in der Provinz: „Wir machen laut hier, bis uns jeder hört“
Rechte behaupten, ihre „Heimat“ zu lieben. Ein Besuch in Vorpommern zeigt, wer wirklich was fürs Hinterland tut. Und, hilft das gegen rechts?

Die Hansestadt Demmin liegt in Vorpommern, ungefähr in der Mitte zwischen Rostock und Usedom. Sie hat rund 10.000 Einwohner. Bei der Bundestagswahl im Februar wurde hier die AfD stärkste Kraft, bei der Landratswahl im Mai unterlag der AfD-Mann erst in der Stichwahl dem CDU-Kandidaten. Wer hier ankommt, muss nicht lange warten, bis der Ort seinem Ruf als Nazi-Nest Ehre macht. Über den Gehweg stiefeln Glatzen, Laternen sind mit rechtsextremen Stickern gepflastert.
Schnell ins Auto, runter von der Tankstelle, rein in den Wald. Wenige Fahrminuten entfernt, auf einer Waldbühne aus DDR-Zeiten, steigt am letzten Julisamstag das Festival „100 Tage Sommer“. Genauso wie beim berühmteren Open-Air „Jamel rockt den Förster“ nahe Wismar will man damit ein Zeichen gegen rechts setzen. Hier in Demmin treten Acts auf wie die Band Habitat, deren Sänger blind ist und der in einem Song seiner Mutter Respekt zollt, oder auch die Greifswalder Techno-DJ Faustina Fausta, die Tracks mit Titeln rausbringt wie „Burn Patriarchy“.
Rund 520 Festival-Tickets wurden dieses Jahr verkauft, Platz wäre hier locker für dreimal so viele Menschen. Die meisten haben einen Bezug zur Region, selbst wenn sie heute woanders wohnen. Die Jugend aus dem Ort drückt sich noch an den Treppen herum, die meisten Sitzreihen, die sich von der Bühne den Hang hochziehen, sind leer.
Mittdreißiger, die aus Berlin gekommen sind, trinken Sekt und tragen linke Szeneklamotten – man könnte fast meinen, man ist im Adidas-Outlet gelandet. Hinter ihnen, in der vorletzten Reihe sitzt Bernd Ehrlich. Der 73-jährige IT-Fachmann wohnt in einem Dorf namens Boldekow, nahe Anklam. „Ich bin heute gekommen, weil ich etwas gegen die Rechten habe“, erklärt er gleich. „Die AfD schimpft über Ausländer, dabei sind wir das Bundesland mit den wenigsten Ausländern.“
Ehrlich ist aus Thüringen zugezogen. Seit 20 Jahren lebt er in Vorpommern, aber 100 Prozent zugehörig fühlt er sich immer noch nicht. Seine Prognose für die im nächsten Jahr anstehende Landtagswahl ist düster. „Wenn bis dahin nicht mehr passiert – also Dinge wie dieses Festival –, wenn man den Leuten hier nicht mehr bietet, versinkt dieses Land im braunen Morast“, fürchtet er. Er ist einer der Menschen, „die etwas bieten“. Doch das trägt er nicht vor sich her, will erst gar nicht damit herausrücken.
Musik: „Fick dein Yoga, Vorpommern bleibt Kampfsport“
Die Sonne versinkt hinter den Bäumen. Albert Münzberg und Pablo Himmelspach von der „Hinterlandgang“ betreten die Bühne – und plötzlich entsteht davor eine riesige springende Menge. Die beiden Rapper wuchsen bei Demmin auf, heute mit Ende zwanzig, sind sie Zimmerermeister und Student der Politikwissenschaft.
In einem Song über die Wende necken sie die taz, später erzählen sie, wie sie als Kinder in der Peene, die durch Demmin fließt, gebadet haben. Und jeder, der diese Gegend kennt, versteht, warum Menschen sich für sie einsetzen. Die beiden Rapper waren es, die dieses Festival vor vier Jahren ins Leben gerufen haben.
Es dämmert, Pyros werden gezündet, roter Rauch steigt auf. Eine Frau in bauchfreiem Top und Collegegirl-Minirock singt mit: „Zwischen geplatzten Träumen und Größenwahn. Wir machen laut heute, bis uns hier jeder hören kann.“ Sie steht neben ihrer Freundin auf einer Sitzbank und schwenkt eine riesige Fahne, auf der steht „Provinz Jugend Antifa“. Die Reporterin schießt ein Foto. Darf das in der taz abgedruckt werden? „Klar, wenn man meinen Schlüpper nicht sieht“, lacht die Anfang Dreißigjährige.

Dann singt sie weiter: „Fick deinen Yogakurs, Vorpommern bleibt Kampfsport. Faschos an der Tanke, doch unsre Gang ist die Antwort.“ Die Frau heißt Hjördis, ist Ärztin, vor sieben Jahren von Westdeutschland nach Vorpommern gezogen – und geblieben. „Weil ich mich in die Gegend verliebt habe.“ Sie mag die Landschaft genauso gern wie die Leute. Als Teil der Festival-Crew hat sie den ganzen Tag mitgeholfen. Zu erledigen waren unter anderem: Aufbau, Abendkasse, Einlass, Bar, Awareness und Standbetreuung.
An einem dieser Stände kann man Klamotten mit Siebdrucktechnik verschönern. Dahinter steht „De Loite“, eine Initiative für Inklusion und Vielfalt aus dem nahegelegenen Ort Loitz. Einige Meter weiter messen vor allem Männer, aber auch ein paar Frauen, ihre Kräfte an einer Klimmzugstange. Für jedes erfolgreiche Hochziehen geht ein Euro an den örtlichen Sportverein Aserkopdo aus dem Ort Borrentin, der neben Akrobatik und Yoga auch Disziplinen wie Gaukelei und Feuerkunst im Angebot hat. Auch die Rostocker Gruppe „Sea-Eye“, die sich für die Rettung Geflüchteter aus Seenot engagiert, und viele andere sind vor Ort.
Soziologe: Was nützen solche Projekte?
Mit einem „ganz klaren Ja“ beantwortet Christian Ulbricht die Frage, ob solche Projekte etwas im Kampf gegen rechts nützen. Er leitet in Anklam das Regionalzentrum für demokratische Kultur, das vom Land gefördert wird. Der promovierte Soziologe stammt selbst aus der Gegend um Demmin. Ulbricht weiß, dass Menschen mit gefestigt rechtem Weltbild sich nicht durch einzelne Kulturveranstaltungen umstimmen lassen.
Aber: Noch gibt es in Mecklenburg-Vorpommern, wo nächstes Jahr Landtagswahlen anstehen, eine relevante Zahl an Menschen, die nicht AfD wählt. Damit das so bleibt und diese Menschen gestärkt werden, seien solche Projekte essenziell. „Sie geben Hoffnung. Sie ermöglichen einen positiven Ausblick auf die Zukunft. Sie lassen die Leute spüren, dass sie selbst etwas gestalten können“, betont Ulbricht im Gespräch mit der taz.
Doch auch Aktivitäten, die nicht auf den ersten Blick antifaschistisch daherkommen, seien wichtig. Ein gutes Beispiel dafür ist das Engagement des 73-jährigen Festivalbesuchers Bernd Ehrlich. Nachdem er eine vegane Pasta mit Chili verspeist und die Reporterin nachgebohrt hat, was er denn nun treibt, erzählt die Frau an seiner Seite: „Bernd ist Silversurfer.“
Das heißt, Ehrlich gibt kostenlose Schulungen für ältere Menschen im ländlichen Raum, in denen er Fragen zu Smartphone, Computer und Internet beantwortet. Für dieses Ehrenamt hat er zunächst selbst Schulungen besucht, gefördert vom Bundesprogramm Digitalisierung im Alter.
IT-Schulungen: Silvesurfer Bernd Ehrlich
„Mal will einer wissen, ob er auf seinen Rechner noch das neue Windows draufkriegt, mal geht es darum, wie man eine Antwort von ChatGPT per copy/paste auf den Merkzettel überträgt“, nennt Bernd einige Fragen, mit denen die Menschen zu ihm kommen. Über seine Schulungen informiert er mit einem gelben Zettel, den er im Dorfladen „Konsum“ aushängt. Wenn sich darauf genug Leute eintragen, reserviert Ehrlich einen Raum im Gemeindesaal – er war schon in Lassan, Penzlin oder Görmin.
„Das ist ein grandioses Projekt“, findet Soziologe Ulbricht. Erstens beuge es Frustration vor, denn es vermittle den Menschen: Ach, es liegt gar nicht an mir, wenn es mit dem Handy nicht gleich klappt, sondern das ist einfach eine neue Technologie, die man erst lernen muss.

Neben dem Technischen hält Ulbricht solche Schulungen auch mit Hinblick auf die Demokratie für sinnvoll: Je einsamer die Menschen sind, insbesondere im ländlichen Raum, desto zugänglicher sind sie für Narrative, dass alles den Bach runtergehe. Zusammenkünfte wie diese sind ein Schritt gegen Einsamkeit. In der Gruppe könne man sich außerdem über das austauschen, was einem im Netz begegnet, oder kritisch über Technologien diskutieren.
Silversurfer Bernd Ehrlich darf zwar keine Empfehlungen für bestimmte Programme aussprechen und gibt von sich aus keine Themen vor. „Aber bei Interesse verteile ich Broschüren der Bundesarbeitsgemeinschaft Senioren (Bagso).“ Die klären ältere Menschen beispielsweise darüber auf, wie sie KI nutzen, wie sie sich vor Phishing Mails oder dem Enkeltrick schützen können.
Hält das die Faschisierung auf? „Natürlich nicht unmittelbar“, sagt Soziologe Ulbricht. „Aber das Internet oder Musik als ‚Tor zur Welt‘ ermöglichen, gerade Menschen im ländlichen Raum, an dieser Welt teilzuhaben.“ Derartige Projekte zum Anfassen, Mitmachen und Erleben seien – unabhängig vom jeweiligen Inhalt – auch deshalb wichtig, weil sie das Gefühl der Krise konterkarierten, das der rechte Populismus erzeugt.
Als auf der Waldbühne in Demmin das Konzert der „Hinterlandgang“ vorbei und der euphorische Applaus verhallt ist, bildet sich am Merchandising-Stand sofort eine Traube aus Fans. Sie wollen Selfies mit der Gruppe. Während der 19-jährige Jannis und drei Freunde in der Schlange stehen, erzählen sie über ihren Alltag in der Provinz. Seine vollen Namen will hier niemand nennen.
Alltag: Antifaschismus bei der Arbeit
„Abends macht hier alles sehr früh zu, wenn ich dann noch etwas brauche, bleibt mir nur die Tanke. Wenn ich da hinlaufe und schon von Weitem eine Gruppe Jugendliche sehe, drehe ich sofort wieder um. Außer es sind Mädchen“, sagt Jannis. „Allein ist das zu gefährlich.“ Die Kids, die an solchen Orten in Gruppen rumhingen, seien alle rechts.
„Aber ich bin links.“ Woher wissen andere das? „Das ist ganz einfach: Ich trage als einer der wenigsten keine rechten Klamotten“, erklärt der Student der sozialen Arbeit. Als typisch rechts gelten hier zum Beispiel Marken wie New Balance, Fred Perry und Alpha Industries sowie Polohemden mit Kragen und kurze Haare mit Seitenscheitel. Und außerdem kenne auf dem Land sowieso „jeder jeden“.
Angesichts der erstarkenden extremen Rechten gehen er und seine Freunde zu Anti-Nazi-Demos, etwa am 8. Mai. An dem Tag meldet die neonazistische Partei „Die Heimat“, bis 2023 hieß sie NPD, stets einen „Trauermarsch“ in Demmin an. Rund 200 Neonazis verharmlosen dabei die Verbrechen des Nationalsozialismus und verbreiten einen geschichtsrevisionistischen deutschen Opfermythos. „Dieses Jahr haben wir sogar geschafft, sie zu blockieren“, erzählt einer der Freunde stolz.
Wäre es aus ihrer Sicht sinnvoll, gemeinsam eine Antifa-Gruppe zu gründen? „Vielleicht.“ Jannis zuckt mit den Schultern. Dass sie das nicht tun, obwohl sie alle sehr interessiert sind, habe zwei Gründe, sagt er. „Zum einen ziehen wir sowieso bald weg.“
Dass junge Menschen Ostdeutschland verlassen, ist aus Sicht des Anklamer Soziologen Christian Ulbricht keine Gefahr. Der entscheidende Punkt sei, ob sie eines Tages wiederkämen. Der heute 41-Jährige war selbst einige Jahre in der Welt unterwegs – von den USA über Kolumbien bis an die Universität Tel Aviv – und bezeichnet sich als „klassischen Rückkehrer“.
„Es mag weit hergeholt klingen“, meint Ulbricht, „aber in Israel habe ich gesehen, wie gute Politik für die Diaspora funktioniert: Netzwerkpflege, Alumni-Vereine, Rückkehrer-Programme und so weiter.“ Dass der Kontakt nicht abreißt, sei wichtig, damit Menschen, während sie in der Welt ihren Horizont erweitern, weiterhin mitbekämen, was bei ihnen zu Hause passiere und darin im besten Fall Potentiale sähen, die eine Rückkehr für sie attraktiv machten.
Jetzt, endlich! Beim Festival sind Jannis und seine Freunde an der Reihe: Sie schießen ein Selfie mit der Hinterlandgang, stecken die Köpfe über dem Smartphone zusammen, lachen über das Foto und wenden sich dann wieder der Reporterin zu. Sie erzählen, was sie noch alles machen: zu CSDs auf dem Land fahren, rechte Sticker von Laternen abkratzen, im Alltag Haltung zeigen. „Hier kann es schon ein großes Ding sein, bei der Arbeit den Hitlergruß eines Kollegen nicht zu erwidern“, erklärt einer.
Und was ist der zweite Grund, dass sie sich nicht als Gruppe organisieren? Jannis blickt zu Boden. Nach einer kurzen Pause erzählt er – wie zur Entschuldigung: „Wir haben in Demmin noch einen vierten Kumpel, der links ist. Der wurde vor einer Weile an der Tanke beim Bierkaufen von einem stadtbekannten Nazi geschlagen. Ein paar Monate später war unser Kumpel dann wegen einer Sportverletzung im Kreiskrankenhaus. Als er nach der OP die Augen aufgemacht hat, hat er ins Gesicht des Krankenpflegers geschaut – das war der Nazi, der ihn einige Wochen vorher an der Tanke geschlagen hatte.“
Die Namen des Pflegers und des Krankenhauses sind der Redaktion bekannt, werden zum Schutz des Betroffenen aber nicht genannt. Zur Polizei gegangen sei er „wegen dieser einen Backpfeife natürlich nicht“, sagt er, als die taz bei dem jungen Mann nachfragt. „Das ist Demmin, was erwarten Sie?“
Das zeigt: Längst nicht alle rechten Straftaten werden angezeigt, viele landen in keiner einzigen Statistik. Dennoch hat LOBBI, die Beratungsstelle für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt in Mecklenburg-Vorpommern, 2024 allein 150 rechts motivierte Angriffe dokumentiert. Das ist ein deutlicher Anstieg im Vergleich zum Vorjahr mit 113 Angriffen.
Am häufigsten begingen Rechte demnach einfache (61 Fälle) und gefährliche Körperverletzung (35). Nötigungen beziehungsweise Bedrohungen erfasste LOBBI vergangenes Jahr 34 Mal. Das häufigste Motiv war Rassismus, gefolgt von Angriffen auf vermutete politische Gegner der extremen Rechten.
Die Zunahme der Gewalt und das Erstarken der AfD hängen miteinander zusammen, davon sind alle überzeugt, mit denen die taz hier spricht. Bei einem AfD-Politiker aus dem Bundesland hat die Polizei erst vor wenigen Tagen scharfe Waffen gefunden.
Das ist also der Vibe in Vorpommern. Umso dankbarer sind Jannis und seine Freunde der Hinterlandgang, dass sie das 100-Tage-Sommer-Festival organisieren. „Nicht nur, weil wir die Acts feiern. Sondern auch, weil es hier einfach mal entspannt ist“, sagt Jannis.
„Uns hat es auch mega Spaß gemacht“, sagt Organisator Albert Münzberg am nächsten Morgen. „Wir freuen uns jetzt schon aufs nächste Jahr.“ Er lächelt. Müde. Und zufrieden. Auch finanziell scheint sich alles auszugehen. Um das Festival zu veranstalten, braucht es rund 20.000 Euro. Was nicht durch Tickets oder Getränkeverkauf eingenommen wird, fördern Stadt und Land. Im Hintergrund bauen Hjördis und ein Dutzend weitere Freiwillige schon die Bühne ab. Hunde bellen, ein Transporter bremst scharf. „Albert, kommst du bitte mal?“, ruft eine ältere Frau. Der Sänger muss weitermachen.
Auch der Soziologe Ulbricht hat eigentlich zu tun. Als die taz anruft, arbeitet er gerade an einem Vortrag, den er vor einer Partei halten soll. Trotzdem nimmt er sich anderthalb Stunden Zeit für das spontane Interview. Wenn seine Region sonst in überregionalen Medien auftauche, sei dies fast ausschließlich mit Themen wie Tourismus oder Rechtsradikalismus verbunden. „Das Narrativ, das auch hier in den Köpfen vorherrscht, ist das über den Abbau von Strukturen. Um dem etwas entgegenzusetzen, brauche es aber auch eine positive Erzählung – sei es über ein Musikfestival, sei es über Initiativen für den Nahverkehr.“
Nahverkehr: Teilhaben kann nur, wer hinkommt
Die Initiative hier aus der Gegend, die Ulbricht meint, sammelt derzeit Unterschriften für ein bezahlbares und besseres Rufbussystem in Vorpommern-Greifswald. Diese meist kleineren Fahrzeuge kennt man hier als „Ilse-Bus“. Sie können per Telefon oder App bestellt werden, wenn kein regulärer Linienbus fährt. Die Initiative will erreichen, dass die Rufbusse mit dem Deutschlandticket kostenlos genutzt werden können sowie dass Strecken und Betriebszeiten ausgeweitet werden.
Einer der Aktivisten ist Johannes Hecht. In einem Video auf Instagram erklärt der 40-Jährige: „Wenn man nicht von A nach B kommt, fallen Arztbesuche, Kultur, Sport, die Bibliothek und Amtsbesuche ins Wasser.“ Während die AfD immer so tue, als würde sie Politik für die Mehrheit der Menschen machen, behindere sie in erster Linie den Ausbau von Alternativen zum Auto, namentlich unseren Ilse-Bus, bemerkt Hecht, der sich auch in der Linkspartei und für andere Arten von Infrastruktur auf dem Land engagiert.
Leider wolle die AfD das Geld, das SPD und Linke im Land für den Rufbus bereitstellen, von gut 14 Millionen Euro auf 7,6 Millionen kürzen. „Damit steht die AfD für eine Politik die viele Menschen auf dem Land ausgrenzt, da sie ihnen das Grundrecht auf Mobilität verwehrt.“ Viele Menschen, gerade ganz junge und ganz alte, haben kein Auto, erklärt Hecht, der in Wietzow bei Anklam aufgewachsen ist.
Er kennt das Gefühl des „Abgehängtseins“ also im wahrsten Sinne des Wortes. Zugleich ist dieser schwammige, von den Feuilletons gebetsmühlenartig und selbstzufrieden wiederholte Aspekt nicht der einzige Grund für das Abdriften des Ostens nach rechts.
Wie die meisten seriösen Rechtsextremismus-Forschenden betont auch Soziologe Ulbricht: Der Erfolg der extremen Rechten ist „multikausal“, hat also viele verschiedene Gründe. Er ist deshalb überzeugt – „so vielfältig die Gründe für das Erstarken der extremen Rechten sind, so vielfältig sollten die demokratischen Antworten darauf ausfallen“. Und die gibt es hier in Vorpommern.
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