Proteste gegen Goethe Institut in Ägypten: Peinlich eingeknickt

Das Goethe Institut Kairo schaltete einen kritischen Blog ab – es wollte keine politische Rolle spielen. Nach Protesten ist der Blog wieder online.

Unter dem Motto "Besetzt das Goethe-Institut" riefen Kritiker zum Protest auf. Bild: dapd

Nachdem das Goethe Institut in Kairo überraschend den bekannten Blog „Transit“ abgeschaltet hatte, auf dem seit einem Jahr junge Menschen über die Revolution schreiben, hagelte es Zensurvorwürfe. Kritiker riefen für Mittwoch unter dem Motto „Besetzt das Goethe-Institut“ zum Protest auf.

Keine halbe Stunde, nachdem sich die Demonstranten dort versammelten, entschuldigte sich die Leitung und stellte den Blog wieder online – inklusive zweier Artikel, die wegen ihrer kritischen Haltung gegen das herrschende Militär zurückgehalten worden waren.

Das Projekt „Transit“ startete im März 2011, der Blog entwickelte sich rasch zu einem der beliebtesten Internet-Plattformen, nicht zuletzt aufgrund der starken Zensur der ägyptischen Presse. Das Goethe-Institut, das dem deutschen Außenministerium untersteht, gefiel sich jedoch weniger in dieser politischen Rolle: Schon im Januar 2012 klagten Autoren, militärkritische Artikel würden zurückgehalten.

Am 28. Februar war der Blog offline: Er werde „überarbeitet“, stand auf der Webseite. Ägyptische Aktivisten sprachen von Zensur. „Wir wollen nicht noch einen netten Blog darüber, wie toll die ägyptische Sprache, Kultur und Gesellschaft ist“, schrieb ein Autor. Mit einer Einschränkung der Meinungsfreiheit habe die Abschaltung nichts zu tun, sagte Karin Becker, Leiterin des Kairoer Instituts dem Deutschlandradio.

Deutlicher wurde sie in Onlineausgabe der ägyptischen Zeitung Ahram: Natürlich stehe die Abschaltung in Verbindung mit den Angriffen des ägyptischen Militärs auf internationale politische Organisationen, die auch die deutsche Adenauer-Stiftung getroffen haben. „Wir wissen, dass wir beobachtet werden“, sagte Becker. Wie das Projekt weitergeht, ist offen: Mehrere Mitarbeiter haben angekündigt, ihre Arbeit aus Protest gegen die Politik der Leitung nicht fortsetzen zu wollen.

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