Proteste gegen rechte Läden I: Tanzend gegen Nazis

Die "Initiative gegen Rechts Friedrichshain" ruft am Samstag zu einer bunten Kiezparade auf. Damit wird gegen rechts und den Laden "Tromsø" protestiert, der bei Rechten beliebte Klamotten verkauft.

Demonstranten in Friedrichshain Bild: AP

Kaum öffnete der Laden "Tromsø" vor knapp drei Wochen, gingen auch schon die Proteste gegen das Geschäft vor, das auch die bei Rechten beliebte Kleidungsmarke "Thor Steinar" verkauft. Am Samstag findet die dritte große Demo statt. Noch mehr Erfahrung haben die Initiativen, die in Hennigsdorf seit einem Jahr regelmäßig gegen einen rechten Szeneladen protestieren.

Die Proteste vor dem umstrittenen Geschäft "Tromsø" nehmen kein Ende: Am Sonnabend ruft die "Initiative gegen Rechts Friedrichshain" zu einer "Kiezparade gegen Thor Steinar, Rassismus und Neonazis" auf. Es ist bereits die dritte Demo in drei Wochen gegen den gerade erst eröffneten Laden, in dem auch die bei Rechten beliebte Kleidung der Marke "Thor Steinar" verkauft wird.

Gegen 12 Uhr wollen sich die Demonstranten am Boxhagener Platz treffen und über die Frankfurter Allee bis vor das Geschäft in der Petersburger Straße 94 ziehen. Neben den Initiatoren beteiligen sich an dem Protest verschiedene Gruppierungen wie die Hedonistische Internationale (HI) und die Antifa Friedrichshain sowie mehrere Parteien, darunter Die Linke und die Grünen.

Bei der Kiezparade soll es laut werden. "Wir wollen die Bevölkerung aufwecken", sagt Canan Bayram (SPD) von der Initiative gegen Rechts. Denn Rechtsextremismus sei auch in dem gern als "alternativen Szenebezirk" bezeichneten Stadtteil ein großes Problem. Dazu stellt die HI vier Wagen mit Musik und DJs. "Wir wollen mit der Kiezparade ein weiteres Mal zeigen, dass wir rechte Strukturen in unserem Kiez nicht dulden. Wir erwarten eine bunte, sehr laute Demonstration mit Tanz und Straßentheater", sagt Erich Pikur von der HI. Von einem fünften Bündniswagen sollen Redebeiträge zu hören sein.

Auch die Bevölkerung ist dazu aufgerufen, sich an der Parade zu beteiligen. Mit mindestens 200 Demonstranten rechnet Bayram - Pikur hingegen mit rund 1.000 Personen. Die Polizei will "alle erforderlichen Maßnahmen treffen", damit der Demonstrationszug einen friedlichen Verlauf nehmen kann. Wie viele Polizisten eingesetzt werden, komme auf die Situation an, sagte Polizeisprecher Michael Gassen. Bayram dazu: "Ich hoffe, es gibt auf beiden Seite keine Ausschreitungen."

Am vergangenen Wochenende hatten nach Ende einer Demonstration zu den sogenannten Freiraumaktionstagen Protestierer am Frankfurter Tor einen Polizeiwagen umgestürzt; außerdem wurden die Scheiben eines Fastfood-Restaurants zerstört.

Ziel des Protests am Sonnabend ist der Laden "Tromsø", der noch während der Öffnungszeiten, also vor 16 Uhr, erreicht werden soll. "Beim letzten Mal hatte der Laden schon früher geschlossen", sagt Bayram.

Dem Geschäft wurde bereits zwei Wochen nach der Eröffnung vom Vermieter wieder gekündigt. "Der Vermieter hat den Mietvertrag mit der Skytec Outlets GmbH aufgrund arglistiger Täuschung angefochten und eine fristlose Kündigung ausgesprochen", sagte Jan Bamberger von der Hausverwaltung (die taz berichtete). Gegen die Verwendung der Bezeichnung "Tromsø" geht außerdem die gleichnamige norwegische Stadt gerichtlich vor.

Seit Montagabend läuft außerdem eine Strafanzeige gegen den Ladenbetreiber, die vom SPD-Bezirksabgeordneten Lorenz Postler gestellt wurde. Der Vorwurf lautet: "Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener". In dem Gebäude sollen 1933 von Nationalsozialisten mehr als 100 Antifaschisten gefoltert und einige ermordet worden sein. Eine Gedenktafel neben dem Ladeneingang macht darauf aufmerksam. Postler empfindet den Laden deshalb als eine "gezielte Provokation" und "unverschämt".

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