Proteste in Bahrain: Mehrere Tote bei Zusammenstößen

Bei Protesten in Manama ist ein junger Mann getötet worden. Bei seiner Beerdigung kam es erneut zu Zusammenstößen mit Sicherheitskräften. Mindestens ein weiterer Mensch starb.

Nach Tunesien und Ägypten jetzt auch Bahrain? Frauen bei einer Demonstration in Duraz. Bild: dapd

DUBAI dapd | Bei Zusammenstößen während eines Trauerzugs in Bahrain ist am Dienstag mindestens ein Mensch getötet worden. Sicherheitskräfte gingen mit Tränengas und scharfer Munition gegen eine Prozession für einen 21-Jährigen vor, der am Tag zuvor bei Protesten für mehr Freiheiten und politische Rechte getötet worden war.

Nach Angaben des Krankenhauses, vor dem sich am Dienstag Tausende Menschen versammelt hatten, starb ein 31-Jähriger an Verletzungen durch Schrotschüsse bei Tumulten auf einem Parkplatz des Hauses. Im Anschluss an den Zwischenfall zogen sich die Sondereinsatzkräfte zunächst zurück und ließen zu, dass sich der Trauerzug weiter durch die Hauptstadt Manama in Bewegung setzte.

Der 21-Jährige war am Montag bei Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften getötet worden. Mindestens 25 Menschen wurden bei den Auseinandersetzungen verletzt, bei denen ebenfalls Tränengas sowie Gummigeschosse zum Einsatz kamen. Die Demonstranten waren einem Aufruf der Opposition zu einem "Tag des Zorns" gefolgt. Jugendgruppen und Menschenrechtsaktivisten in Bahrain hatten im Internet am Jahrestag der Verfassung von 2002 zu einer Großdemonstration nach dem Beispiel der Massenproteste in Ägypten aufgerufen.

Innenminister verspricht Aufklärung

Innenminister Raschid bin Abdulla al Chalifa erklärte unterdessen in einer Stellungnahme sein "aufrichtiges Beileid und tiefe Sympathie" für die Familie des getöteten 21-Jährigen. Der Minister versprach umfassende Ermittlungen zu dem Fall. Sollte sich zeigen, dass übermäßige Gewalt gegen die Demonstranten angewandt worden sei, werde Anklage erhoben, sagte Al Chalifa.

Die größte Oppositionsbewegung in Bahrain, Al Wefak, verurteilte das brutale Vorgehen der Sicherheitskräfte gegen die Demonstranten und erklärte zugleich, dass das Ziel der Proteste nicht die Absetzung des herrschenden Regimes sei. Gefordert werde lediglich eine demokratische Öffnung des politischen Systems sowie mehr Einfluss für das Parlament.

Besänftigung durch Geldgeschenke

Die schiitische Bevölkerungsmehrheit in Bahrain wirft der sunnitischen Führungsschicht Diskriminierung vor. In einem offenen Brief an König Hamad bin Isa al Chalifa verlangte das bahrainische Zentrum für Menschenrechte unter anderem die Auflösung der Sicherheitskräfte, die strafrechtliche Verfolgung von korrupten Beamten sowie die Freilassung von 450 inhaftierten Aktivisten und religiösen Anführern.

Die Regierung hatte bereits vergangene Woche versucht, die Aktivisten mit einer Reihe von Zugeständnissen zu besänftigen. So versprach der Monarch jeder Familie umgerechnet rund 2.000 Euro und kündigte mehr Pressefreiheit an.

Das kleine Emirat, nicht größer als die Stadt New York, ist als Sitz der 5. Flotte der US-Marine insbesondere für die USA von Bedeutung. Etwa 70 Prozent der rund 525.000 Einwohner des Landes sind Schiiten. Nach der Festnahme schiitischer Aktivisten war es bereits im vergangenen Jahr zu Zusammenstößen gekommen.

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