Proteste in Indien: Vom Park ins Gefängnis

Nach der Festnahme des indischen Aktivisten Anna Hazare gab es im ganzen Land Solidaritätsdemonstrationen. Er selbst weigerte sich, das Gefängnis zu verlassen.

Solidaritätsbekundung für Anna Hazare in Bhubaneswar. Bild: dapd

PUNE taz | Auch am Mittwoch haben in vielen Städten Indiens Tausende ihre Solidarität für Anna Hazare demonstriert. Unter ihnen fanden sich Hausfrauen, Büroangestellte, Studenten und auch viele Software-Ingenieure, auf die das Land so stolz ist. Der Bauernsohn und Antikorruptionsaktivist Hazare, in den vergangenen Monaten zum Hoffnungsträger der Nation aufgestiegen, war am Dienstagmorgen auf dem Weg zu seinem seit langem angekündigten Fastenstreik in Polizeigewahrsam genommen worden und hatte die Nacht in New Delhis berüchtigtem Tihar-Gefängnis verbracht.

Die ganze Nacht über tanzten und sangen Hunderte von Demonstranten vor dem Gefängnistor und forderten seine Freilassung. Der hatte unterdessen seinen Fastenstreik begonnen, nun eben im Gefängnis statt wie geplant in einem öffentlichen Park. Den ganzen Mittwoch lang verhandelten Anna Hazare und sein Team mit Regierungsvertretern über die Bedingungen für seine Freilassung. Eine Eingung ist bisher noch nicht erreicht worden.

Am vergangenen Montag, an dem Indien den 65. Jahrestag seiner Unabhängigkeit von der Kolonialherrschaft feierte, hatte die Regierung 22 Bedingungen für eine Genehmigung des Fastenstreiks gestellt. Unter anderem sollte er auf drei Tage begrenzt werden, die Zahl der Teilnehmer solle 5.000 nicht überschreiten. Da Hazare und seine Mitstreiter nicht alle Bedingungen erfüllen wollten, sah die Polizei einen Grund, ihn festzunehmen.

Doch als aus allen Landesteilen Meldungen über spontane Solidaritätsproteste kamen, änderten die Regierenden ihre Strategie: am Dienstagabend hoben sie den Haftbefehl wieder auf und stellten neue, weniger restriktive Auflagen für Hazares Fastenstreik. Der dachte jedoch nicht daran, seine neue Freiheit unter Auflagen zu akzeptieren, und blieb lieber im Knast, nach dem Motto: Entweder ihr lasst mich ohne Wenn und Aber fasten, oder ich bleibe im Gefängnis und die Demonstrationen gehen weiter.

In seltener Einigkeit hatten am Dienstag im Parlament alle Oppositionsparteien, von den Kommunisten bis zu rechtsgerichteten Hindus, eine Erklärung des Regierungschefs zu den Ereignissen gefordert. Premierminister Manmohan Singh kam dieser Forderung am Mittwochmorgen nach und erklärte, die Verhaftung sei nach den Buchstaben des Gesetzes erfolgt. Singh kritisierte Hazare für dessen starre Haltung. Seine Rede war von tumultartigen Szenen begleitet.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.