Proteste in Jemen : Explosion in Munitionsfabrik

Nach der Plünderung der Fabrik durch Islamisten entzündet sich Schießpulver. 70 Menschen werden getötet. Präsident Saleh zieht sein Rücktrittsangebot zurück - er will bis 2013 im Amt bleiben.

"Geh!" fordert dieser Demonstrant in Jemens Hauptstadt Sanaa. Bild: dapd

SANAA dpa/rtr/dapd | Bei einer Explosion in einer Munitionsfabrik im Jemen sind am Montag 70 Menschen ums Leben gekommen. Das meldete der Nachrichtensender Al-Arabija. Die Fabrik in der Provinz Abjan war zuvor von Islamisten gestürmt und ausgeplündert worden.

Die Extremisten nutzen nach Informationen jemenitischer Medien den seit Wochen andauernden Machtkampf zwischen Präsident Ali Abdullah Saleh und seinen Gegnern aus, um ihren Einflussbereich zu vergrößern. Vor diesem Szenario warnen US-Terrorismusexperten schon seit längerer Zeit.

Die Nachrichten-Website Marib Press berichtete, die Explosion habe sich ereignet, als Anwohner auf das Fabrikgelände in der Ortschaft Al-Hisn kamen, nachdem die "Dschihadisten" wieder abgezogen waren. Das für Patronen bestimmte Pulver, das auf dem Gelände lagerte, habe sich entzündet.

Der unter wachsendem Druck stehende jemenitische Präsident Ali Abdullah Saleh hat sein Angebot zurückgezogen, zum Jahresende zurückzutreten. Seine Kongresspartei erklärte am Sonntag nach einem Treffen der Parteiführung, Saleh solle bis zum regulären Ende seiner Amtszeit 2013 Staatschef bleiben. Noch wenige Tage zuvor hatte Saleh angeboten, zum Jahresende sein Amt niederzulegen. Die Opposition hatte dies aber als politischen Schachzug zurückgewiesen.

Angesichts anhaltender Proteste gegen Saleh hatte sich die herrschende Partei am Sonntag für den Aufbau einer neuen Regierung ausgesprochen. Es sei notwendig, eine Regierung zu bilden, die damit beauftragt werde, eine neue Verfassung für das Land auf Basis eines parlamentarischen Systems auszuarbeiten, teilte die Regierungspartei Allgemeiner Volkskongress auf der Internetseite des Verteidigungsministeriums mit. Saleh ist Vorsitzender der Partei. Zuvor hatte die Regierung ein Ende des seit fast 50 Jahre geltenden Ausnahmezustand angekündigt. Eine Beraterin des Präsidenten teilte diese Absicht am Sonntag in einem Interview mit dem arabischen Fernsehsender Al-Dschasira mit. Einen konkreten Zeitpunkt nannte sie allerdings nicht.

Im Jemen kommt es seit sechs Wochen zu teils gewaltsamen Massenprotesten gegen den seit 32 Jahren regierenden Präsidenten. Am 18. März hatten Sicherheitskräfte in Sanaa mehr als 40 Demonstranten erschossen. Die Regierungsgegner fordern Salehs sofortigen Rücktritt.

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