Prozess wegen Steuerhinterziehung: Hoeneß verlässt Allianz-Tochter
Der angeklagte Uli Hoeneß verzichtet künftig auf seinen Aufsichtsratsposten in dem Versicherungsunternehmen. Beim FC Bayern bleibt er.
MÜNCHEN dpa | Bayern Münchens Präsident Uli Hoeneß tritt von seinem Aufsichtsratsposten bei einer Allianz-Tochter zurück. Der 61-Jährige werde sein Amt im Gremium der Allianz Beratungs-und Vertriebs-AG zum 30. November aufgeben, sagte ein Konzernsprecher am Mittwoch auf dpa-Anfrage. Es handele sich dabei um eine „persönliche Entscheidung“ von Hoeneß.
Der langjährige Fußballmanager habe dies dem Vorsitzenden des Kontrollgremiums, Allianz-Deutschland-Chef Markus Rieß, „vor einigen Tagen“ mitgeteilt. „Unabhängig davon bedanken wir uns für seine langjährigen Verdienste“, sagte der Sprecher.
Die 5. Strafkammer des Landgerichts München II hatte am Montag die Anklage gegen Hoeneß wegen Steuerhinterziehung zugelassen. Daraufhin war er von mehreren Außenstehenden aufgefordert worden, auch sein Amt als Aufsichtsratschef der ausgegliederten FC-Bayern-Profi-AG niederzulegen. Das hat Hoeneß bisher nicht getan. Der Verein hatte ein Gutachten vorgelegt, wonach Hoeneß im Amt bleiben könne. Auch die restlichen Aufsichtsratsmitglieder hatten sich hinter Hoeneß gestellt und erklärt, dass dieser sein Amt „weiter ausüben“ solle.
Die Anti-Korruptions-Organisation Transparency International Deutschland hatte sich für einen vorläufigen Amtsverzicht von Hoeneß ausgesprochen, der zugleich Präsident des eingetragenen Vereins FC Bayern ist. Er solle seine Funktion erst einmal ruhen lassen, sagte die Vorsitzende Edda Müller.
Hoeneß sucht Ruhe
Am kommenden Mittwoch kommt es zum Aufeinandertreffen mit den Mitgliedern in der ersten Jahreshauptsammlung des FC Bayern seit Bekanntwerden der Vorwürfe. Ob das ein besonderer Moment sei, könne er „jetzt noch nicht sagen“, sagte Hoeneß in Pilsen. „Ich muss mich jetzt einmal in Ruhe mental vorbereiten und dann sehen wir weiter.“
Die Bayern-Profis hatten sich im Rahmen der Reise zum Champions-League-Spiel gegen Viktoria Pilsen nicht detailliert zur Personalie Hoeneß geäußert. „Wir tun ihm den größten Gefallen, wenn wir die Spiele gewinnen und Erfolg haben“, sagte Fußball-Nationalspieler Bastian Schweinsteiger, nachdem die Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts München II die Anklage gegen Hoeneß „unverändert“ zugelassen hatte.
Leser*innenkommentare
Hans Klemm
Wenigstens er scheint, im Gegensatz zu seinen Aufsichtsratsfreunden beim FC Bayern, endlich begriffen zu haben, dass die Gefahr groß ist, mit seiner undurchsichtigen Geschichte auch noch andere Leute zu gefährden.
Diese Maßnahme der ersten Niederlegung eines wichtigen Amtes, dessen Besetzung allerdings relativ unbekannt war, ist einfach zu begrüßen und wird er aus meiner Sicht spätestens in der nächsten Woche bei der Mitgliederversammlung mit hohem Tempo fortgesetzt !
Ihm ist bei allem verzapften Mist in der Vergangenheit einfach zu wünschen, dass er sich wenigstens mit etwas mehr Ruhe auf seinen Prozess im nächsten Frühjahr vorbereiten kann....
Was sich seine (bisher) ihm unterstellten Aufsichtsratskollegen und anderen Befürwörter dachten, bis zum Schluss durchzuhalten, statt U. Hoeneß eine Schutzfunktion zu gönnen, ist einfach sehr traurig !