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Psychiater über Otrovertierte„Manche Leute gehen mit einem Alien-Gefühl durchs Leben“

Oft ist in der Psychologie von Introvertierten und Extrovertierten die Rede. Psychiater Rami Kaminski will einen dritten Typus identifiziert haben.

Otrovertierte bemerken früher als andere, wenn gesellschaftlich etwas ins Wanken gerät Foto: Ute Mahler/Ostkreuz
Katja Kullmann

Interview von

Katja Kullmann

taz: Herr Kaminski, das Prinzip „Wir gegen die“ greift weltweit um sich. Ob in der sogenannten Identitätspolitik oder im Nationalismus: Das Denken in Freund-Feind-Gruppen nimmt zu. Glücklicherweise gibt es Menschen, die weitgehend immun dagegen sind, sagen Sie, und haben jenen Leuten nun ein Buch gewidmet.

Rami Kaminski: Man könnte diese Leute als freiwillige Außenseiter bezeichnen: Sie hegen eine tiefe Skepsis gegen Gruppenbildungen jeglicher Art und halten sich davon fern. Es ist ein Phänomen, das ich in meiner Praxis seit Jahrzehnten beobachte: das Fehlen eines Gemeinschaftssinns. Die Unfähigkeit, sich irgendeiner Gruppe zugehörig zu fühlen, sei es einer Freizeitclique, dem Bürokollegium oder, in großem Maßstab, einer Nation. Dieses Merkmal findet sich in allen Altersklassen, Geschlechtern und Ethnizitäten, egal ob arm oder reich. Die Betroffenen kommen sich in Gruppen stets wie Beobachter oder Besucher vor. Manche sagen auch, sie gehen mit einem Alien-Gefühl durchs Leben, immer mit dem Eindruck, nicht richtig dazuzugehören. Und eigentlich auch gar nicht dazugehören zu wollen.

Bild: privat
Im Interview: Dr. Rami Kaminski

arbeitet seit über 40 Jahren als Psychiater und war unter anderem als Chefpsychiater des US-Bundesstaates New York tätig. Sein Buch „Wie schön es ist, nicht dazugehören zu müssen. Weder Intro noch Extro: Die besondere Gabe der Otrovertierten“ ist 2025 im Kailash Verlag erschienen.

taz: Sie sprechen von den „Otrovertierten“.

Kaminski: „Otro“ wie „other“ – „anders“. Bislang kennen wir den Introvertierten und den Extrovertierten, Begriffe des Psychiaters Carl Gustav Jung. Die introvertierte Person richtet ihren Blick überwiegend nach innen, mal um sich vor der Außenwelt zu schützen, mal um sich selbst zu überprüfen: Mache ich alles richtig in meiner Umgebung? Die extrovertierte Person hingegen blüht im Außen erst so richtig auf, braucht die anderen, ein Publikum, um sich selbst zu spüren. Beide sind also stark auf ihre Gruppenumgebung bezogen. Die otrovertierte Persönlichkeit aber schaut weder nach innen noch nach außen, sondern in eine andere Richtung – weit über das Gruppengetriebe hinaus. Das macht den Otrovertierten zu einem äußerst wertvollen Zeitgenossen, gerade in Zeiten wie diesen. Er kann der Kanarienvogel im Bergwerksstollen sein.

taz: Sie meinen: Der otrovertierte Mensch kann andere vor einer Katastrophe warnen?

Kaminski: Vor hasserfüllter Massenhysterie, vor Menschenfeindlichkeit, religiösem Fanatismus, faschistischen Tendenzen – ja.

taz: Erklären Sie das bitte.

Kaminski: Die gruppenbezogene Persönlichkeit ist empfänglicher für das Fantasma des nationalistischen Patriotismus – weil sie über weniger innere Freiheit verfügt. Sie macht meist kaum einen Unterschied zwischen der sie umgebenden äußeren und ihrer inneren Welt, bezieht vieles unmittelbarer auf sich selbst, fühlt sich eher belästigt oder persönlich angegriffen, regt sich schneller auf, achtet ständig auf die anderen, die „eigenen“ und die „fremden“ Leute. Eine solch gruppenbezogene Weltsicht hat den Effekt, dass man sich letztlich wohl niemals wirklich unbeobachtet fühlt. Das begünstigt Unzufriedenheit, Selbstbefangenheit und Aggressionen gegen andere. Es ist eine Art von Tribalismus – ein sehr viel engeres Lebensgefühl als bei einem Otrovertierten, dem Gruppenregeln tief in seinem Innern schnuppe sind.

taz: Können Sie das mit dem Tribalismus noch etwas konkreter erläutern?

Kaminski: „Auf welcher Seite stehst du?“: Das wäre eine typische Frage eines Tribalisten. Die Tribalisten sind eine Untergruppe der gruppenorientierten Persönlichkeiten, hochaggressiv und derzeit sehr laut. „Bist du ein richtiger Amerikaner?“, heißt es etwa bei uns in den USA jetzt ständig. Aber: Wer bestimmt, was ein richtiger Amerikaner ist? Die angebliche Mehrheit? Ein autoritärer Herrscher? Ein otrovertierter Mensch ist für solche Verallgemeinerungen oder Gruppenhysterien kaum anfällig. Er braucht die Bestätigung durch andere nicht so sehr, deshalb ist sein Blick auf Gruppendynamiken klarer, schärfer, kühler.

wochentaz

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taz: Ursprünglich kommen wir ohnehin alle als Otrovertierte zur Welt, schreiben Sie.

Kaminski: Richtig. Kein Baby kann sich aussuchen, in welche Familie, welche Einkommensklasse, welche Glaubenswelt es geboren wird. All diese Zuordnungen interessieren es auch nicht! Kein Baby hasst irgendwen. Das wird ihm erst nach und nach beigebracht, im Namen der Kultur, der Religion, der Nation, von wem auch immer. Der erwachsene Otrovertierte hat sich eine Spur dieser frühkindlichen Wachheit erhalten. Jede Gruppe, sei es die Familie, ein Sportclub, eine Partei, unterliegt ja einer geteilten Dynamik: Einerseits geht es um Zugehörigkeit, andererseits um Ausschluss. Diese Dynamik von Anbindung und Abgrenzung beruht meist auf willkürlichen oder rein symbolischen Kriterien, das ist also nie etwas Natürliches, immer etwas Menschengemachtes – so nimmt es ein otrovertierter Mensch instinktiv wahr.

taz: Und deshalb will er oder sie sich den Regeln der Gruppe nicht fügen?

Kaminski: Das Gruppengetue gibt der otrovertierten Person nichts. Sie kann weder daran glauben noch sich damit identifizieren, zweifelt die Sinnhaftigkeit von Gruppenregeln an, findet sie ärgerlich oder lächerlich. Dabei sind Otrovertierte durchaus gern mit anderen zusammen. Nur eben nicht rund um die Uhr. Und tendenziell lieber zu zweit als zu zwölft. Es geht ihnen im Zusammensein mit anderen eher um Qualität als um Quantität.

taz: Ein Alltagsbeispiel?

Kaminski: Nehmen wir einen beruflichen Empfang oder eine Hochzeitsfeier: Otrovertierte fühlen sich dort unwohl, sie können mit Small Talk nichts anfangen. Meist bilden sich bei solchen Anlässen Untergrüppchen, hier stehen Leute aus Abteilung X, dort die aus der Clique Y – für einen Otrovertierten ist das anstrengend, er kann sich nicht entscheiden, wem er sich anschließen soll, und findet das stressig. Aber: Er oder sie kann stundenlang auf demselben Partysofa sitzen, in ein intensives Gespräch mit einer Einzelperson vertieft. Ob es um Kunst, Kochen oder Politik geht: Der otrovertierte Mensch ist in der Lage, sich voll und ganz auf ein Thema einzulassen und damit auch auf sein individuelles Gegenüber. „Mit dir kann man sich unheimlich gut unterhalten“: Dieses Kompliment bekommt ein Otrovertierter oft zu hören. Und daraus ergibt sich auch seine hoch entwickelte Toleranz- und Empathiefähigkeit.

taz: Toleranz und Empathie? Inwiefern?

Kaminski: Nun, wenn man anderen von einem persönlichen Problem erzählt, erhält man oft Ratschläge wie: „Ach, so ähnlich war es bei mir auch mal.“ Oder: „Ich an deiner Stelle würde einfach dieses oder jenes tun.“ Eine otrovertierte Person würde so nicht reden. Er verfügt über die Fähigkeit, seine eigene Perspektive von der des anderen zu unterscheiden.

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taz: Das bedeutet?

Kaminski: Statt von sich selbst zu erzählen, würde ein otrovertierter Mensch eher sagen: „Erzähl mir mehr von deinem Problem, wann genau fing das an?“ Otrovertierte bewerten andere nicht so schnell, schon gar nicht nach irgendwelchen angeblich allgemeingültigen Rastern. Sie haben auch selten das Gefühl, etwas zu verpassen, nur weil sie nicht an dieser oder jener Kollektivveranstaltung teilnehmen. Das ist eine große Stärke: Wenn man ohne Wettbewerbsgedanken durchs Leben gehen kann. Was angeblich gerade „in“ ist und was „passé“, worüber „man“ spricht und worüber nicht, Statussymbole, „Follower“-Zahlen und andere Ranking-Methoden: Das alles lässt otrovertierte Menschen weitgehend kalt.

taz: Nicht jeder Otrovertierte wird aber zum stolzen Rebellen, viele entwickeln Anpassungsstrategien, wie Sie schreiben.

Kaminski: Das stimmt. In meine Praxis kam eine Mutter, die sich um ihren 15-jährigen Sohn sorgte: Er werde oft eingeladen, nehme aber so gut wie nie an Sportveranstaltungen oder Teenie-Streichen teil. Als der Junge vor mir saß, zeigte sich: Er war sich der Erwartungen seiner Eltern und seiner Mitschüler voll bewusst. Otrovertierte sind gern allein. „Mir ist nie langweilig, ich brauche den Rummel nicht“: Solche Dinge hörte ich auch von dem Jungen. Da er die anderen nicht brüskieren wollte und auch nicht wollte, dass man ihn für „unnormal“ hielt, nahm er gelegentlich doch an Gruppenveranstaltungen teil und tat so, als ob es ihm Spaß machte.Ich nenne diese Taktik „Pseudo-Extrovertiertheit“: Viele Otrovertierte spielen bis zu einem gewissen Grad mit, geben vor, engagiert dabei zu sein, und machen sich dadurch zwar beliebt, leiden aber manchmal ganz schön darunter.

taz: Sie betreiben soziale Schauspielerei – kann man das so sagen?

Kaminski: Innerlich sind sie Außenseiter, äußerlich benehmen sie sich aber oft wie Insider. Gerade weil sie die sozialen Spielregeln so analytisch betrachten, können sie sich ihnen scheinbar mühelos anpassen. Doch die Scharade kostet eine Menge Energie, vor allem in der Pubertät. Ab etwa 25 Jahren, wenn mehr Selbstbestimmung möglich ist, wird es für die meisten Otrovertierten besser.

Wobei es wohl auch im Job schwierig sein kann: Sogenannte Teambuildingmaßnahmen wie „Bowling für die ganze Abteilung“ sind in vielen Firmen heute Pflicht.

Kaminski: Oh ja, eine Hölle für den Otrovertierten, Gruppen-Feeling auf Kommando: eine Qual! Auch der Sinn von „Meetings“ erschließt sich ihm nicht immer. Deutlicher gesagt: Nein, der Otrovertierte ist nicht unbedingt ein guter Teamplayer – eher ein begnadeter Solist als ein Orchestermusiker.

taz: Und wie sieht es in der Liebe aus?

Kaminski: Die otrovertierte Persönlichkeit ist zu tiefen, verlässlichen Bindungen fähig, verspürt aber nicht den Drang, mit dem anderen zu verschmelzen, möchte ihn nicht verändern, gönnt ihm viel Raum und Zeit und wünscht sich dieselben Freiräume auch umgekehrt. Das Problem: Mitunter fühlt sich die andere Seite deshalb „nicht richtig geliebt“. Bei heterosexuellen Paaren kommt hinzu, dass er und sie oft glauben, eine bestimmte Gruppe, ihr jeweiliges Geschlecht, repräsentieren zu müssen, nach dem Motto: Dies und das ist „typisches Männerverhalten“, dieses und jenes ist „typisch Frau“ – alles alberne und lästige Verhaltensregeln, aus Sicht der otrovertierten Person. Sie kann und will gewisse romantische Paarerwartungen also nur schwer oder gar nicht erfüllen. Auch deshalb sind viele über längere Phasen – und nicht ungern – Single.

taz: Woran liegt es, dass manche Menschen so sind und andere nicht? Die Otrovertiertheit kann man nicht erlernen, schreiben Sie.

Kaminski: Genau. Und man muss sie auch nicht „kurieren“. Es handelt es sich nicht um eine psychische Störung, sondern um ein angeborenes Persönlichkeitsmerkmal. Man hat es oder man hat es nicht, so wie manche Linkshänder sind und andere nicht. Seit vier Jahrzehnten in der Praxis denke ich nun schon über diese Fragen nach: Warum leben manche Menschen mit diesem distanzierten Verhältnis zu ihrer Gruppenumgebung? Und warum empfinden gerade diese Menschen ihr Leben als besonders reich und erfüllend? Die Forschung steht da im Moment noch ganz am Anfang.

taz: Was schwebt Ihnen im Weiteren vor?

Kaminski: Mit ein paar Kollegen habe ich das Otherness Institute gegründet, eine Plattform, auf der wir Material zum Thema sammeln und an die Menschen sich wenden können, die sich von dem Konzept angesprochen fühlen. Mittlerweile haben sich mehr 26.000 Menschen bei uns gemeldet. Das ist in keiner Weise repräsentativ, aber immerhin verfügen wir über eine erste kleine Datenbasis, die wir nun systematischer auswerten wollen. So viel zeichnet sich schon ab: Es gibt wohl doch mehr Otrovertierte da draußen, als ich ursprünglich angenommen hatte. Und das halte ich, wie gesagt, für eine gute Nachricht – wir können sie gerade wirklich gut gebrauchen.

taz: Als Kanarienvögel mit antifaschistischer Warnfunktion …

Kaminski: Sagen wir so: Otrovertierte Menschen nehmen sehr fein wahr, wann eine Gesellschaft – die ja nichts anderes als eine besonders große Gruppe ist – einen fanatischen Spasmus erlebt. Es kann nicht schaden, ihnen gerade jetzt aufmerksam zuzuhören.

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46 Kommentare

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  • Bin verblüfft, auf welch hohem Niveau der Kommentierenden hier von dem gemeinten Konzept 'Otrovertiert' nur Bahnhof verstanden wird. Mir selbst gingen alle Kronleuchter an beim Lesen des Interviews, weil ich was mich betrifft wirklich alles bestätigen konnte, was die Charakterisierung betrifft - aber ich habe weder ADHS noch Asperger, führe eine funktionierende Ehe, habe nicht wenig Freunde, zu denen ich aber eben individuell intensive Verbundenheit empfinde, und nicht, weil wir demselben Schrebergartenverein angehören.



    Zugegeben, die Schulzeit war extrem unappetitlich, weil man als Otrovertierter eben schnell zum Aussenseiter wird -nicht weil man Aussenseiter ist, sondern weil man kein Innenseiter ist.



    In der Tendenz hier in den Kommentaren, das Konzept schon mit einem Bein im Krankhaften zu verorten, sehe ich ehrlich gesagt schon den faschistoiden Ausgrenzungsmechanismus einer irgendwie gearteten Mehrheit wetterleuchten, die ein feines Näschen hat für alles und jeden, der nicht erreichbar ist von ihren Dynamiken.

    • @Shakti Müller-Stöpfke:

      Die Neurodiversitätsbewegung bemüht sich darum, eben nicht zu stigmatisieren und z.B. ADHS und Autismus nicht als "krankhaft" zu bezeichnen, so wie Sie es gerade tun. Sondern die Unterschiedlichkeit zu benennen und als wertvoll und würdig zu zelebrieren. Aber ja, es ist schwer zu verstehen, dass der Begriff der "Behinderung" keine Beleidigung und Ausgrenzung sein muss, sondern eine beschreibende Selbstbezeichnung, und dass Inklusion u.a. bedeutet, respektvoll zu sein, und Stärken wertzuschätzen.



      .



      Dass in der Schulzeit Leidensdruck durch Außenseitertum vorhanden war, könnte im Rahmen entsprechender Diagnostik durchaus als relevant angesehen werden, ist aber natürlich keine ausreichende Aussage. Wie dem auch sei, ist doch schön, wenn Ihnen das Konzept mit dem "otrovertiert" hilft. Warum nicht.

  • Danke, unter den Ortos fühle ich mich sehr gut aufgehoben! Es ist mir schleierhaft, wie Menschen sich "für" eine Gruppe und "gegen" eine andere entscheiden können. Ich fühle mich besser damit, Dualitäten zu überwinden, Polaritäten zu "entladen" und auf das Ganze zu sehen. Zweikämpfe sind lächerlich. Das ist so als würde die eine Seite der Medaille gegen die andere Seite kämpfen, als würde die eine Seite behaupten, sie wäre die "richtige" und die andere Seite die "falsche". Beide Seiten bedingen sich gegenseitig. Es gibt nicht das eine ohne das andere. Aus dieser Sicht erscheint mir eher der Zustand der Welt als pathologisch und nicht der Orto oder Autist.

    • @Klaus Becker:

      Ort(h)os sind die "Richtigen", also die zur richtigen Gruppe gehören , z.B. Orthodoxe.



      Otros sind die Individuellen, so wie im Interview dargestellt.



      Kleiner Tippfehler, genau das Gegenteil, kommt aber vor ;-)



      denn "r" liegt auf der Tastatur neben "t".

      • @Hans - Friedrich Bär:

        Danke sehr, stimmt, das fiel mir nach dem Abschicken auch auf. Natürlich meine ich die Otros und nicht die Ortos.

  • Es ist ja ganz gut , wenn psychologische Konstrukte verschieden sein dürfen .

    "Hundert Jahre Psychotherapie und der Welt geht´s immer schlechter"



    Hillman und Ventura, 1992



    Woran liegt das ? Klappentext :



    "Die Psychotherapie hat geglaubt, indem sie die Menschen therapiere, würden diese immer besser und dadurch auch die Welt. Doch - so zeigen die Autoren in ihrem Buch - die ausschließliche Hinwendung nach innen zieht die Energie von der Außenwelt ab..."

    Zeitlos richtig.

  • Die herausragendste Eigenschaft des Menschen ist die Fähigkeit, außerhalb der eigenen Familie zu kooperieren. Sie hat uns zur dominanten Spezies auf diesem Planeten gemacht. Eine Gesellschaft verkraftet nur eine begrenzte Zahl von "Otros". Inwieweit sind "Otros" fähig zu Solidarität?

    • @Claude Nuage:

      Die Verhaltensbiologie zu Meeressäugern hat übrigens festgestellt, dass z.B. Orcas wie der Mensch ebenfalls zu horizontalem Denken fähig sind, sprich Verhaltensweisen anderer Orcas außerhalb ihrer eigenen Familie/Schule übernehmen.



      Wer weiß, eines Tages wird das anthropozentrische Weltbild wohl noch obsolet (spätestens dann, wenn die menschlichen Lebensgrundlagen auf diesem Globus ganz zusammengebrochen sind).

    • @Claude Nuage:

      Solidarität ja, aber die negativen, ausschließenden Formen der Solidarität wie Corpsgeist, Kadavergehorsam etc. werden Otros nicht mitmachen.

    • @Claude Nuage:

      Meinen Sie das wirklich so sozialdarwinistisch wie es rüberkommt oder verstehe ich Sie ganz falsch?



      .



      In meiner Lesart ist "otrovertiert" eine Perspektive, die autistisches Fühlen und Denken beschreibt, aber teils auch glorifiziert. Und die auch für Betroffene ggf. belastenden oder behindernden Aspekte ausblendet. Was Sie schreiben, "eine Gesellschaft verträgt nur eine begrenzte Zahl.." lese ich daher als behindertenfeindlich, obwohl sie es hoffentlich nicht so meinten.

      • @la suegra:

        Von sozial hat Darwin nichts gesagt. "Survival of the fittest" bedeutet Überleben des am besten Angepassten. (Angepasst. Wie furchtbar.). Also nicht der Stärkste, denn sonst würden die Bären Europa dominieren und die Elefanten Afrika. Die menschliche Strategie ist so erfolgreich, weil sie die natürliche Selektion soweit aushebelt, dass sie nur noch im Online-Dating stattfindet. Wir werfen unsere Schwachen, eben nicht den Raben zum Fraß vor, das ist unsere Stärke.

      • @la suegra:

        „In meiner Lesart ist „otrovertiert“ eine Perspektive, die autistisches Fühlen und Denken beschreibt.“



        Genau daran musste ich beim Lesen des Interviews auch denken.



        Das „Konzept“ Autismus ist in unserer Gesellschaft bei weitem immer noch nicht verstanden, der Leidensdruck für Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung entsprechend groß - kein Grund also für Glorifizierungen, wie sie z.T. leider auch in diesem Interview durchscheinen.

    • @Claude Nuage:

      Potenziell sehr, wenn ich den Artikel verstanden habe. Aber sie beschränken die Solidarität eben nicht auf die Familie oder andere Gruppe.

      Das ist gegenüber einer aggressiven, ausschließenden und zusammenhaltenden Gruppe evident kurzfristig unterlegen als Verhalten. Scheint aber dennoch überlebt zu haben als Variante.

  • Mich stört ein wenig dass hier eine bestimmte Persönlichkeitskategorie als grundsätzlich positiv dargestellt wird.

    "deshalb ist sein Blick auf Gruppendynamiken klarer, schärfer, kühler."

    Was ist wenn so eine Person nicht die nötige Intelligenz dazu hat? Oder sind otrovertierte automatisch intelligent?

    "Sagen wir so: Otrovertierte Menschen nehmen sehr fein wahr, wann eine Gesellschaft – die ja nichts anderes als eine besonders große Gruppe ist – einen fanatischen Spasmus erlebt. Es kann nicht schaden, ihnen gerade jetzt aufmerksam zuzuhören."

    Otrovertierte können also niemals selbst Fanatiker sein. Ernsthaft?

    • @Chris McZott:

      Das Konzept habe ich vielleicht noch nicht begriffen. Doch kann das Abschleifen durch das Umfeld, das Otros nicht mitzumachen scheinen, möglichen Fanatismus auch kleinhalten.



      Wenn allerdings die Gruppe sich gegenseitig aufschaukelnd auf Hexenjagd geht, würde ein Otro der "Hexe" wohl eher die Flucht ermöglichen als ein Konformerer. Oder hier stehen und nicht anders können.

      In der Tat, wir brauchen wohl verschiedene Verhaltens-Optionen und verschiedene Menschen. Manchmal eher die, manchmal eher die.

      • @Janix:

        Oder dem Otro wäre das Schicksal der Hexe egal weil er sich zwar nicht mit den Konformisten identifiziert, aber eben auch nicht mit Außenseitern.

  • Ich habe gerade nachgeschaut,

    www.apa.org/pubs/databases/psyctests

    Dort steht „There are currently 80,730 records in APA PsycTests.“ Ich sage meinen Studierenden immer, dass es vermutlich keine 80.000 Persönlichkeitseigenschaften gibt. Das würde dann auch bedeuten, dass die überwältigende Mehrheit dieser Tests Eigenschaften misst, die es gar nicht gibt.

    • @derzwerg:

      Hier haben Sie mich abgehängt. Ohne Kontext am angebenen Link vermute ich, dass 80.000 Male dieser Test gemacht wurde. Was hat das mit den möglichen Ergebnissen oder Kategorien zu tun? Oder gibt es 80.000 Tests dort? Dann können es immer noch verschiedene Ansätze sein.



      Augenzwinkernd: Niemand auf der Welt ist so "erforscht" wie Mini-Samples aus US-Psychologie-Seminaren.

      • @Janix:

        Es sind dort wohl Tests für 80.000 Persönlichkeitseigenschaften (und anderer Fragebogenkram) verzeichnet.

        Und ja, sehr witzig und treffend der augenzwinkernde Kommentar.

  • Psychiater, also primär Mediziner mit psychologischer Ausrichtung, tendieren dazu, die psychologische Wissenschaft zu ignorieren und aus eigenen Fallbeobachtungen abzuleiten, a la Freud. Und auch aus monetären Gründen wird gerne ein neues und wissenschaftlich unfundiertes Konstrukt erschaffen. Der Verweis auf Jung bzgl. Introversion und Extraversion (wie es eigentlich heißen sollte) greift jedenfalls zu kurz und mir scheint, dass Dr. Kaminski das inzwischen empirisch belegte Konstrukt Extraversion als Kontinuum nicht wirklich berücksichtigt. Der so genannten Otroversion würde ich als Psychologe erst dann vertiefte Aufmerksamkeit schenken, wenn sie wissenschaftlich belegt und ihre Erfassung durch Testverfahren statistisch bewährt ist.

  • Es ist für einen Laien nicht genau Asperger, was er da beschreibt, es geht in die Richtung. Er sieht es dabei wohl nicht als Störung, sondern als mögliche Stärke. Vielleicht hilft daher dieser Analyseansatz.

    Niemand hat das Recht zu gehorchen, meinte H. Arendt in einem ihrer bekanntesten Sätze. Wer mitschwimmt, ermöglicht Diktaturen, Fehlentwicklungen wie Erderwärmung, ... erst. Eine Gesellschaft ohne Otros wäre schlimm, eine nur mit Otros vielleicht dabei auch.

  • Einige Leute werden so, weil sie nie dazugehört haben. Sie wurden früh verstoßen und schaffen es nicht, sich auf die Gruppe einzulassen. Wer nicht dabei ist, kann auch nicht abgewiesen werden.



    Ebenso gibt es den passiveren Typ des Beobachters, der zwar die Gruppendynamik hinterfragt und sich nicht einfügt, ihnen gegenüber aber offen und eher unkritisch ist.



    Ich würde beide aber für überwiegend introvertiert halten. Oder aber blockiert extrovertiert.

    • @ImInternet:

      „Wer nicht dabei ist, kann auch nicht abgewiesen werden."



      Stimmt. Im Interview und in allen bisherigen Kommentaren kommen die Wörter „Vertrauen" und „Misstrauen" nicht vor.

  • Ich hab' den Test gemacht und bin otrovertiert. Hmm ... Was mach ich jetzt? In eine Gruppe von Otrovertierten kann ich ja schlecht eintreten - ich bin ja otrovertiert und schließe mich keinerlei Gruppe an.

    • @Il_Leopardo:

      Dafür gibt es doch Social Media, Gatekeeping und Hashtags!

    • @Il_Leopardo:

      Allein glücklich werden? Wieso muß man immer einer Gruppe angehören und jeden Bockmist mitmachen?

    • @Il_Leopardo:

      Denken Sie einfach an Cantors Menge aller Mengen, die sich nicht selbst enthalten, und lösen das in einer Unlogikwolke auf.

      Laut dem ganz schön langen Test wäre ich wohl auch einer, auch wenn ich dem Interviewten nicht in allem folgen würde



      ; )

      • @Janix:

        Ja, der Test - man braucht einen langen Geduldsfaden"

  • Ich finde es gut, wenn ein Psychiater Leute lobt, die sich nicht an die üblichen Schablonen halten.



    Viele seiner Kollegen streben eine Art Einheitsmensch an.

    • @WNeusch:

      Genau genommen darf ein Psychiater gar keine Art Mensch "anstreben".

    • @WNeusch:

      Fachtradition: Die Gelder und die Lehrstühle kamen, als damit die Rekruten rascher wieder frontfähig werden sollten, später: wieder schreibtischfähig.

  • Ich fasse mal zusammen:



    Dr. Kaminski möchte einen weiteren Trendbegriff für "Kanarienvögel mit antifaschistischer Warnfunktion" einführen.



    Otrovertierte soll er heißen.



    Das Marketing passt bereits - "taz: Sie meinen: Der otrovertierte Mensch kann andere vor einer Katastrophe warnen?



    Kaminski: Vor hasserfüllter Massenhysterie, vor Menschenfeindlichkeit, religiösem Fanatismus, faschistischen Tendenzen"



    Hero-Achievement freigeschaltet, super 🥳



    Klingt auch ein bisschen nach Glaskugelmedium. Perfekt, das ist die extra Prise Salz - die Idee etwas besonderes zu sein, kein schnöder NPC, ist ja DAS Verlangen schlechthin in unseren Tagen. Mit dem Begriff der Otrovertierten gibt's da nun ein Angebot mehr auf dem Grabbeltisch.

  • Wieder ein neues Wort für vollkommen normales menschliches Verhalten.



    gibt es wirklich Leute, die die gesellschaftlichen Spielregeln nicht als Menschengemacht erkennen?



    Das würde so vieles erklären.



    Aber nur, weil man die Regeln durchschaut, und sie nicht erfüllend sondern gespielt findet, kann es einem dennoch Spaß machen, sich die eine oder andere Gruppe auszusuchen und dort nach Regeln zu spielen, die man für albern hält.



    Homo ludens lässt grüßen.

    • @Herma Huhn:

      Ob, was der Herr otro nennt, eher oder seltener sich auf Foren wie diesem tummelt, wäre etwas für den nächsten Fachaufsatz.



      Ich rate schon mal: eher.

  • Spannend!

  • Na, endlich etwas dass das Thema "Tribalismus" und Stammesdünkel berührt!

    Ihr seid damit ziemlich die Ersten in der deutschen Presselandschaft.

    Hier die neurowissenschaftliche Basis dazu:



    youtu.be/14XSzWT4v...i=rmyJnPLnAYaTYQqd

    P.S.:



    Was der Autor nicht zu wissen scheint. R.D. Laing nannte die hermetischen "Wir"-Gruppen den Nexus. Im Nexus existiert keine Individualität mehr, die Gruppe hat eigene Regeln und weniger Freiheit. Stichworte Verein, Partei, Nation, Volksgruppe etc.

  • Klingt genau nach der Beschreibung auf dem (autistischen) Spektrum befindlicher Menschen. Welche sich ebenfalls selten mit Gruppenbildung & -gebaren anfreunden können, selten Einsamkeit, stattdessen Erfüllung im Alleinsein empfinden. Auch die Dynamiken der Anpassungsleistungen an soziales Interagieren sind hinreichend aus dem Spektrum bekannt, das sogenannte Masking von Autisten, die ihrem Umfeld genüge tun wollen (müssen) & dann eben zum Fußballspiel gehen aber idR lieber zu 2. als zu 12. den Nachmittag verbringen. Denn wenn, wie es häufig vorkommt noch AD(H)S eine Rolle spielt, überfordert ohnehin die Gesellschaft massiv & konzertierte sich der Outro lieber auf 1 als auf 12 Personen. Ist da aber zu 150 % präsent & interessiert wie der andre tickt, ohne Querverweise auf eigenes Erleben. Viel zu oft wird Menschen auf dem Spektrum vorgeworfen, sie wären nicht empathisch. Meines Erachtens ist das genaue Gegenteil der Fall. Prägungsbedingt und je nach (unverständigem) Elternhaus, sind junge Neurodivergenten gezwungen, in hohem Maße ihre Umgebung zu erfühlen um die eigene Sicherheit zu gewährleisten. Vielleicht partizipiert Hr. Kaminskis Otherness Institute wenn er Autisten inkludiert.

    • @Lou Andreas-Salomé:

      Genau das kam mir auch in den Sinn, als ich den Artikel las - am Ende beschreibt der Mann einen Wesenszug, der im AuDHS-(Autismus- und ADHS-)Spektrum ausgeprägt vorhanden sein kann.

    • @Lou Andreas-Salomé:

      Der Unterschied liegt m. E. nach u.a. in der Bewertung. Während die Bezeichnung „otrovertierte Person“ einfach nur als charakterisierende Einordnung wie „introvertiert“ und „extrovertiert“ verstanden sein will, ist „Autismus“ eine als pathologische Persönlichkeitsstörung zu diagnostizierende Erkrankung mit ICD-10-Schlüssel (F84).

      Bei Autismus würde ich zudem einen Leidensdruck der betroffenen Person erwarten, aber ich bin keine Psychiaterin/Psychologin

      • @Klabauta:

        Bewertung ist immer auch abhängig von der Perspektive, also wer bewertet da wen oder was, ggfs. mit welcher Profession (wenn vorhanden). Korrigieren möchte ich Ihre Aussage der Persönlichkeitsstörung, Autismus ist eine neurologische Entwicklungsstörung, wobei der Begriff Störung allgemein, also auch in ASS (Autismus Spektrum Störung) mE ein diffamierende Charakter hat. Wir alle sind neurodivers, Autisten neurodivergent, sie entsprechen nicht der „Norm“, sie deshalb als gestört zu bezeichnen ist beleidigend. Autismus geht sicherlich mit Schwierigkeiten in sozialen Interaktionen hervor, diese sind jedoch Teil der neurologischen Struktur und nicht das Ergebnis einer instabilen Persönlichkeit. Abgesehen davon ist nicht immer ein Leidensdruck vorhanden. Wo eine vernünftige und offene, sowie verständige und fördernde soziale Struktur und Background gegeben sind, können sich Autisten bestimmt auch gut ohne schwerwiegende Beeinträchtigungen entwickeln.

        • @Lou Andreas-Salomé:

          Sie haben natürlich recht, neurologische Entwicklungsstörung wäre der korrekte Begriff gewesen. Wie ich schon schrieb, bin ich keine Fachfrau. Und ja, "Störung" impliziert immer, dass etwas mit der Person nicht "richtig", also pathologisch ist. Genau darum ging es mir, als ich von Bewertung schrieb. Der Psychiater Rami Kaminski betrachtet bestimmte Eigenschaften eben nicht als zu behandelnde Störung, sondern als ein eine Person charakterisierendes Merkmal (in der Tradition C.G. Jungs?), was etwas völlig anderes ist.



          Inwieweit der "otrovertierte" Charakter autistische Züge hat, kann ich nicht beurteilen, s.o. Was mir allerdings auffällt, ist die (zumindest von mir so gefühlte) inflationäre Nutzung des Begriffs autistisch und/oder Person mit ADHS. Das mag in manchen Fällen eine Last von der Schulter der Betroffenen nehmen, kann aber auch eine Stigmatisierung sein.

          • @Klabauta:

            Die inflationäre Nutzung ist natürlich ein Stück weit problematisch, da als „Modediagnose“ gehandelt, was ich ebenso abwertend finde. Fortschritt & Erforschung von Neurodivergenz findet denselben Anklang wie Masken tragen & auf Wissenschaftler hören in Pandemiezeiten; oder bei Gewalttaten im Stadtbild das Bashing von Migranten, während das eigentliche Problem mangelnde psychische Versorgung & eine xenophobe Politik & eine Agro-Manosphere sind (von der wesentlich mehr Gewalttaten ausgehen). Es ist kein Geheimnis, dass dem Homo das Sapiens oftmals abhandenkommt 😔 Ansonsten stimme ich zu, kann mir aber gut vorstellen, dass die zu verspürende Erleichterung überwiegt. Diejenigen die heute jung diagnostiziert werden, mögen Stigmatisierung erfahren, werden aber wenigstens gesehen, akzeptiert aber vor allem, sie werden entsprechend versorgt: Medikamentierung, fachgerechtere Therapie, erlernen von notwendigen Skills. Fragen Sie mal diejenigen die ohne Kenntnis und mit jahrzehntelangem Leidensdruck leben mussten, angesichts des medizinischen Desinteresse und der „normorientierten“ Kindesentwicklung & Erziehung vor den 2000ern.

      • @Klabauta:

        @Klabauta: Autismus ist keine Persönlichkeitsstörung. Es ist eine tiefgreifende Entwicklungsstörung. Es ist angeboren und beschreibt eine andere Art des Denkens.

        @Lou Andreas-Salomé: Ich dachte mir auch, dass es grundsätzlich nach verschiedenen Formen der Neurodivergenz klingt. Vielleicht wäre eine dritte Form neben Intro - und Extraversion für die Gesellschaft leichter zu akzeptieren.

        • @Elisabeth Hornauer:

          Zu wünschen wäre definitiv mehr Akzeptanz, die Gesellschaft tut sich ja schon schwer mit anderen Ethnien, Geschlechtsidentitäten… aber wenn selbst für Therapeuten aus den psychologischen Fachbereichen AD(H)S, ASS usw. neumodernder Kokolores und lediglich trendiger TikTok Content sind (Erfahrungsbericht aus unmittelbaren Umfeld) dann siehst schlecht aus.

      • @Klabauta:

        Der Begriff "Neurodiversität" beschreibt ja mittlerweile auch, dass es sich dabei um keine Störung handelt. Es gibt aber typische Probleme, ausgelöst durch die neurotypisch ausgerichtete, sinnes(über)fordernde Welt, die durchaus einen Störungswert erreichen.

        Eine Person, die keiner Gruppe zugehörig ist, hat es natürlich auch grundsätzlich deutlich schwerer, Krisen zu durchstehen, die die meisten in ihrem sozialen Kreis meistern.