Purzelnde Rekorde auf dem Kunstmarkt: Der Kunstmarkt kennt Grenzen

Private Sammler kennen bei Auktionen kein Limit. Im Mittelfeld des Kunstmarkts und in den öffentlichen Museen geht dem Bietermarkt aber die Puste aus.

Der durchdrehende Kunstmarkt. Versteigerung von Munchs „Der Schrei“. Bild: reuters

BERLIN taz | Die Rekorde purzeln wie reifes Obst. Mitten in der größten Finanzkrise der Nachkriegszeit scheint sich der internationale Kunstmarkt vor Haushaltslöchern und drohenden Staatspleiten nicht bange machen zu lassen. Während öffentlichen Museen am Bietermarkt zunehmend die Puste ausgeht, ersteigern Privatsammler, als gäbe es kein Morgen.

Zwei Jahre nach dem letzten großen Rekord bei den Gemäldeauktionen ist mit der Versteigerung von Munchs „Der Schrei“ nun erstmals die 110-Millionen-Dollar-Marke überschritten worden. 3 zu 2 lagen bei den englischen Buchmachern die Wetten dafür, dass das Munch-Bild zum teuersten Gemälde aller Zeiten werden würde.

Letztes Jahr kam mit Andreas Gurskys Bild „Rhein II“ die teuerste Fotografie unter den Hammer (4,5 Millionen Dollar bei Christie’s); ein Jahr zuvor meldete Sotheby’s eine neue Wasserstandsmarke aus dem Bereich der Skulptur: Giacomettis lebensgroße Bronze „L’homme qui marche I“ erzielte damals einen Erlös von 74 Millionen Euro.

Höher, schneller, weiter! Nach dem Markteintritt der neuen und potenten Sammler aus Russland oder Asien scheint es am Kunstmarkt keine Grenzen mehr zu geben. 330,5 Millionen Dollar lautete denn auch der Gesamterlös, den Sotheby’s bei den diesjährigen Frühjahrsauktionen verzeichnen konnte – das zweitbeste Ergebnis in der Geschichte des Auktionshauses.

Doch der Schein trügt: Zwar erzielen globale Ikonen wie „Der Schrei“ unter großem Getöse Preise, die bis dato jenseits aller Vorstellung gelegen haben; im Mittelfeld aber ist weiter Luft. So blieben fünf weitere Werke des norwegischen Expressionisten bei Sotheby’s unter dem Schätzwert. Und der Erlös von Christie’s war in diesem Frühjahr eher durchwachsen: 117 Millionen Dollar, so das Ergebnis des Konkurrenten bei Toresschluss. 31 Werke hatte man hier angeboten, 4 davon blieben unverkauft.

Es waren die großen Namen, die wieder mal den Ausschlag gaben: Bilder wie Picassos „Le Repos“ oder Cézannes „Jouneur de Cartes“. Die Spitze hat sich also unter großem Beifall weiter nach oben geschraubt. In der Spirale der Aufmerksamkeit ist das unbezahlbar.

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