Radikale Islamisten in Nigeria: Die Schlacht von Maiduguri

Die Armee in Nigeria hat einen Aufstand radikaler Islamisten blutig niedergeschlagen. Die Zahl der Toten geht in die Hunderte. Bis zu 10.000 Menschen sind auf der Flucht.

Die radikalen Islamisten steckten auch ein lokales Gefängnis in Brand. Bild: ap

"Die Sicherheitskräfte waren erfolgreich", sagte Provinzgouverneur Ali Modu Sheriff am gestrigen Donnerstag im Staatsrundfunk. Die Millionenstadt Maiduguri im Nordosten Nigerias war derweil Kriegsschauplatz. Mit Panzern und schwerer Artillerie hatte die Armee am Abend zuvor die weitläufige Zentrale des islamistischen Fühers Mohammed Yusuf und seiner Gruppe "Boko Haram" (siehe unten) in der Nähe des Bahnhofs der Stadt gestürmt und zerstört.

Was aus den 1.000 Zivilisten und mindestens 250 Kämpfern geworden ist, mit deren Anwesenheit auf dem Gelände mit Gebetsräumen und Schulen das Militär noch zuvor seine Ablehnung einer gewaltsamen Erstürmung begründet hatte, ist unklar. Die nigerianische Tageszeitung Sun berichtete gestern von mehr als 500 Toten. Ein AP-Korrespondent zählte in der gestürmten Moschee 50 Leichen, im Hof davor weitere 50. Fünf Lastwagen mit Leichenbergen seien in die Universtitätsklinik gefahren, so ein anderer Bericht.

Islamistenführer Yusuf ist spurlos verschwunden. Rund 300 seiner Kämpfer sollen sich die Bärte rasiert und sich in Jeans und T-Shirt unter die Stadtbevölkerung gemischt haben. Die Zahlen deuten darauf hin, dass die meisten Kämpfer entkommen sind, womit die meisten Opfer Zivilisten sein dürften. "Die Hausdurchsuchungen gehen weiter", mahnte denn auch der Provinzgouverneur. "Wer diese Leute aufnimmt, wird bestraft."

Mit diesem Showdown ist Nigerias islamistischer Aufstand vorerst zu Ende gegangen. Am Sonntag hatten Kämpfer von Boko Haram in den Städten Bauchi und Maiduguri Polizeistationen angegriffen. Sie übernahmen in Maiduguri die Kontrolle über mehrere arme Stadtviertel. Am Dienstag entsandte Nigerias Regierung die Armee in die Stadt, woraufhin die Islamisten am Mittwoch weitere Polizeistationen sowie das Gefängnis stürmten und anzündeten.

Bis zu 10.000 Menschen flohen vor ihnen in Polizei- und Armeekasernen. 1.000 Elitesoldaten und sechs Panzer wurden eingeflogen, die sich an die Islamistenzentrale herankämpften und sie einkesselten. 95 Frauen und Kinder wurden von der Armee nach deren Angaben befreit.

Die Opferzahlen sind verheerend. Mangels Platz in den Kliniken, so berichten lokale Journalisten, stapelt das Militär die Toten auf Parkplätzen. Schon bis Montag hatte es nach offiziellen Angaben in Maiduguri 206 Tote gegeben, 39 in Bauchi und drei in der Stadt Kano. Fünf Menschen starben dort am Mittwoch, als eine Moschee abgerissen wurde. Bei Kämpfen in der Provinz Yobe starben am Mittwoch weitere 43.

Dazu kommen nun die neuen Opfer in Maiduguri. "Die Stadt ist ein Schlachtfeld", sagte der Journalist Muhammed Yakubu gestern mittag gegenüber Reuters. "Wir hören immer noch Gewehrfeuer im Bahnhofsviertel. Armee und Polizei riegeln das Gebiet ab."

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