Rassismusdebatte um Sinterklaas-Fest: Gouda will einen „Käse-Piet“

In den Niederlanden gibt es an Nikolaus eine Parade. Doch die Darstellung der Figuren ist umstritten. Einige Städte wollen jetzt die Kostüme ändern – zumindest ein paar.

Die Figuren des Sinterklaas-Festes in 2013 in Amsterdam Bild: dpa

DEN HAAG afp | Bis zum Nikolaustag dauert es noch einige Wochen, doch über den Helfer des Heiligen wird in den Niederlanden bereits jetzt heftig gestritten. Zwarte Piet – Schwarzer Peter - heißt die Figur, die dem Nikolaus, ähnlich wie in Deutschland der Knecht Ruprecht, zur Hand geht. Schwarzes Gesicht, rote Lippen, Afro-Perücke und ein buntes mittelalterlich anmutendes Kostüm – so kennen ihn die Niederländer seit Generationen. Doch immer mehr Menschen empfinden diese Darstellung als rassistisch.

Der Zwarte Piet sei eine rassistische Figur, urteilte im Juli eine eigens eingesetzte Arbeitsgruppe der Vereinten Nationen und sprach von einer Rückkehr in Zeiten des Kolonialismus und der Sklaverei. Die für ihren Käse bekannte Stadt Gouda zieht nun Konsequenzen: Wenn dort am 15. November – live übertragen im Fernsehen – das Boot mit dem heiligen Nikolaus, vielen Helfern und noch mehr Geschenken aus Spanien ankommt, werden zum ersten Mal nicht nur Schwarze Peter an Bord sein. Neu an der Seite des Heiligen sind dann der Käsepeter – mit gelb angemaltem Gesicht – und der Stroopwafel-Peter, dessen Gesicht das gleiche hellbraune Karomuster ziert wie die beliebten Sirupwaffeln.

Auch in Amsterdam werde eine „beträchtliche“ Zahl der Peter nicht schwarz sein, sondern lediglich Rußflecken im Gesicht tragen, kündigte Bürgermeister Eberhard van der Laan an. Und in den täglichen „Nikolaus-Nachrichten“ im Fernsehen soll es einen Weißen Peter geben. Die Supermarktketten Hema und Albert Heijn wollen ihrerseits – Boykottaufrufen zum Trotz – Peterfiguren in vielen Farben anbieten. „Denn Sankt Nikolaus ist für alle da“, heißt es in einer Erklärung.

„Ich denke, das ist der Beginn eines Wandels, der aber noch lange dauern wird“, sagt der Historiker Gabor Kozijn, der eine Studie über den Schwarzen Peter verfasst hat. Doch längst nicht allen Niederländern gefällt dieser Wandel. Promis, die sich im Internet gegen Diskriminierung in Form des Schwarzen Peters engagierten, erhielten Morddrohungen. „Der Schwarze Peter muss schwarz bleiben“, twitterte seinerseits der Rechtspopulist Geert Wilders. Und zwei Millionen der 17 Millionen Niederländer unterstützen eine Facebook-Seite, die gegen weiße, braune und gelbe Piets kämpft.

„Was die Kinder wollen sind Geschenke. Ob sie sie von einem schwarzen oder weißen Peter bekommen, spielt keine Rolle“, hält der Schauspieler und Moderator Paul de Leeuw dagegen. Und der Historiker Kozijn resümiert, dass es eher um emotionale als um rationale Fragen gehe. „Nikolaus ist ein beliebtes Familienfest, das Millionen Menschen feiern. Und die wollen, dass ihre Kinder erleben, was sie selbst erlebt haben.“

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.