Rassistischer Anschlag in Niedersachsen: Drei Verdächtige festgenommen

Nach dem Brandanschlag in Salzhemmendorf verhaftete die Polizei zwei Männer und eine Frau. Erste Geständnisse sollen vorliegen.

Demonstration gegen rechte Gewalt in Salzhemmendorf

Solidarität vor dem Tatort: Demonstration gegen rechte Gewalt in Salzhemmendorf Foto: dpa

HAMBURG taz | Der Polizei ist bei dem Brandanschlag in Salzhemmendorf ein schneller Ermittlungserfolg gelungen. Am Freitagabend nahmen Beamte zwei Männer und eine Frau fest. Erste Geständnisse gab es schon am Abend, sagte Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), der den Anschlag als „versuchten Mord“ bezeichnete. Die aktive Mithilfe aus der Bevölkerung der kleinen Gemeinde zwischen Hameln und Hildesheim führte mit zu dem Ermittlungserfolg.

In der Nacht zum Freitag sollen die Männer im Alter von 24 und 30 Jahren und die Frau, 23 Jahre alt, den Anschlag auf die ehemalige Schule verübt haben. In dem betroffenen Gebäde wohnen 40 Personen – darunter 29 Asylsuchende aus Pakistan, Syrien, Irak, Elfenbeinküste und Simbabwe. Nach zwei Uhr morgens wurde durch eine Fensterscheibe ein brennender Molotowcocktail in eine Erdegeschosswohnung geworfen, sagte Jens Petersen, Sprecher der Polizeidirektion Hameln-Pyrmont. Während des Wurfes wartete ein Wagen mit laufendem Motor, der nach dem Anschlag mit hoher Geschwindigkeit weg fuhr – eine erste Spur, dank aufmerksamer Anwohner.

Die Bewohner der Erdgeschosswohnung des zweistöckigen Hauses hatten Glück im Unglück. Im Nebenzimmer hatte sich eine 34-Jährige Mutter aus Simbabwe mit ihren drei Kindern im Alter von 4, 8 und 11 Jahren aufgehalten. Dort, wo der Molotowcocktail Teppich und Matratze in Brand setzte, schlafen sonst die Kinder. Glück hatten auch die weiteren Bewohner, da die Feuerwehr dank eines schnellen Anrufs eines Anwohners rasch den Brand löschen konnte und ausgerüstet mit schweren Atemgeräten alle Personen evakuierte.

Die Familie aus Simbabwe wurde zunächst in eine Ersatzunterkunft gebracht und psychologisch betreut. Noch am Freitag nahm der Salzhemmendorfer Grünen-Ratsherr Karsten Appold die Familie bei sich auf. Es könne nicht angehen, dass die Familie in eine leere Wohnung geschickt werde, sagte er.

Der Polizeisprecher weiß von keiner rechten Szene

Nach Auswertungen von Spuren und Aussagen konnte die Polizei zwei Männer, beide aus Salzhemmendorf, und eine Frau aus Springe festnehmen. Von Anfang an war die Polizei von einem „fremdenfeindlichen Hintergrund“ ausgegangen. Petersen sagte in diesem Zusammenhang, dass vor Ort und in der Region keine „rechte Szene“ bestehe. Nach den Festnahmen schränkte er allerdings ein, dass der 24-Jährige Verdächtige wegen Sachbeschädigung, Körperverletzung und politisch motivierten Einzeltaten polizeibekannt sei. Auch der 30-Jährige sei wegen Sachbeschädigung und Diebstahls bereits aufgefallen.

Am Freitagnachmittag nahmen an die 2.000 Menschen vor Ort an einer Kundgebung gegen „Fremdenhass“ teil. Bürgermeister Clemens Pommerening (parteilos) und die Landesbeauftragte für Migration und Teilhabe, Doris Schröder-Köpf (SPD) sprachen. Einen Rechtsextremen musste die Polizei festnehmen, da er bei der Kundgebung provozierte. Der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen im Landtag Helge Limburg sagte zu dem Anschlag: „Spätestens jetzt muss klar werden das wir es mit einer Vorstufe des Terrorismus zu tun haben“.

Am Samstagvormittag wurden die Verdächtigen dem Haftrichter vorgeführt.

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