Reaktionen auf Anschlag in Nizza: Tod von drei Deutschen bestätigt

Bei dem Anschlag in Nizza sind zahlreiche Ausländer gestorben, darunter auch drei Deutsche. Die Kontrollen an der deutsch-französischen-Grenze wurden verschärft.

Zwei Weiße Rosen liegen auf einer Bank, davor sieht man ein rot-weißes Absperrgitter

Zeichen der Trauer: Weiße Rosen liegen auf einer Bank vor der Botschaft in Berlin Foto: reuters

KÖLN/BERLIN/POTSDAM dpa/afp | Bei dem Anschlag in Nizza sind drei Deutsche gestorben. Das Bezirksamt von Berlin-Charlottenburg hat den Tod von zwei Schülern und einer Lehrerin beim Attentat von Nizza bestätigt. „Wir sind zutiefst bestürzt“, erklärte Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann am Freitag. Insgesamt hielten sich neun Reisegruppen aus neun Berliner Schulen in Nizza auf.

Außerdem starben bei dem Anschlag mindestens zwei US-Bürger, eine Schweizerin, eine Russin, eine Armenierin, ein Ukrainer sowie ein Tunesier. Das bestätigten die Außenministerien der Länder am Freitag.

Innenminister Thomas de Maizière (CDU) hat als Reaktion auf den Anschlag für diesen Freitag bundesweite Trauerbeflaggung an den obersten Bundesbehörden angeordnet. Dies geschehe als Zeichen der Anteilnahme und Solidarität mit dem französischen Volk nach dem abscheulichen Anschlag, teilte das Ministerium am Freitag in Berlin mit.

Das Auswärtige Amt in Berlin hisste die französische Flagge und setzte alle Flaggen auf Halbmast. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hatte zuvor schon den Franzosen sein Mitgefühl ausgesprochen. „Wir trauern mit Frankreich und stehen in diesen schweren Momenten fest an seiner Seite.“

Vor der Französischen Botschaft bekundeten Menschen am Freitag ihr Mitgefühl und legten Blumen nieder. Auch Kerzen wurde aufgestellt. Die Trikolore auf dem Dach der Botschaft nahe dem Brandenburger Tor wehte auf halbmast. Das zweitägige Fest zum französischen Nationalfeiertag am Brandenburger Tor wurde für Freitag abgesagt. Es sollte aber am Samstag wie geplant stattfinden.

Verschärfte Sicherheit

Die Grenzkontrollen zwischen Deutschland und Frankreich sind inzwischen verschärft worden. Wie die Bundespolizei am Freitag in Potsdam mitteilte, erfolgten die Maßnahmen „in Abstimmung mit den französischen Sicherheitsbehörden (…) lageangepasst“. Kontrollen seien sowohl an Flughäfen als auch im grenzüberschreitenden Straßen- und Schienenverkehr zu erwarten.

Weitere Einzelheiten nannte die Bundespolizei nicht. „Aus einsatztaktischen Gründen können wir gegenwärtig keine Details zu konkreten Maßnahmen der Bundespolizei nennen“, hieß es.

„Die grundsätzliche Gefährdungsbewertung für Deutschland ist unverändert“, erklärte das Bundesinnenministerium dazu am Freitag. Europa sei insgesamt ein Gefahrenraum für islamistischen Terrorismus. „Die Anschläge in unseren Nachbarstaaten zeigen uns, wie real die Gefahr islamistischer Terrorakte in Europa ist.“ Auch Deutschland stehe weiter im Fokus islamistischer Terroristen.

Die jüngsten Attacken in Paris, Brüssel, Istanbul und nun in Nizza zeigen laut Innenressort Szenarien, vor denen Geheimdienste und Polizei immer wieder warnen: zeitversetzte Anschläge durch Kleinstgruppen an verschiedenen Orten, brutales Vorgehen von Terroristen, Attacken auf „weiche Ziele mit hohen Opferzahlen und einem gewissen Symbolwert“.

Fachleute aus dem Sicherheitsapparat betonen immer wieder, dass auch in der Bundesrepublik ein Anschlag nicht auszuschließen ist. Gefahrenquellen gibt es viele: Rückkehrer aus Dschihad-Gebieten, Einzeltäter, die sich im Stillen radikalisieren und aus dem Nichts zuschlagen, Schläfer von Terrororganisationen – oder kleine Teams, die für einen Anschlag gezielt ins Land eingeschleust werden.

Die Lage ist in Deutschland schon seit Monaten enorm angespannt. Hinter den Kulissen fahren die Behörden nach jeder Attacke in der direkten Nachbarschaft die Sicherheitsvorkehrungen hoch, prüfen die – enorm wachsende – Zahl an eingehenden Gefahrenhinweisen und nehmen die Islamisten-Szene und „Gefährder“ besonders in den Blick.

Nach dem Terroranschlag im französischen Nizza überprüft die Kölner Polizei das Sicherheitskonzept für das Feuerwerksspektakel „Kölner Lichter“ am Samstag. „Der gestrige Anschlag lässt uns natürlich noch mal zusätzlich sensibel mit dem Thema umgehen“, sagte eine Sprecherin am Freitag. Man sei mit anderen Sicherheitsbehörden im ständigen Austausch. Ob und in welchem Umfang das Konzept angepasst werde, sei noch nicht entschieden. Der WDR hatte zuvor darüber berichtet.

Reisen können gebührenfrei storniert werden

Deutsche Reiseveranstalter bieten ihren Kunden gebührenfreie Umbuchungen und Stornierungen von bereits geplanten Reisen in die südfranzösische Stadt an. Wer bei TUI Deutschland bis einschließlich 31. Juli einen Nizza-Trip gebucht habe, könne diese Möglichkeiten nutzen, sagte Unternehmenssprecherin Anja Braun der Nachrichtenagentur AFP am Freitag. Auch die Konkurrenten DER Touristik und Thomas Cook kommen Kunden entgegen.

Bei DER Touristik gibt es gebührenfreie Stornierungs- und Umbuchungsmöglichkeiten für Nizza-Urlaube mit Abreise bis einschließlich Samstag, wie Unternehmenssprecherin Katharina Mautz AFP sagte. Thomas-Cook-Sprecherin Isabella Partasides erklärte, bei dem Unternehmen könnten Nizza-Trips bis einschließlich Sonntag kostenlos umgebucht oder storniert werden.

Die Reiseveranstalter haben derzeit nach eigenen Angaben nur eine geringe Zahl von Urlaubern in der Küstenstadt. Bei Thomas Cook sind es laut Partasides „wenige Gäste“. Diese würden nun telefonisch kontaktiert, um ihnen bei Bedarf Hilfe anzubieten. TUI-Sprecherin Braun gab die Zahl für ihr Unternehmen mit 26 an. DER-Sprecherin Mautz sagte, bislang gebe es kaum Nachfragen von Kunden zum Thema Nizza.

Eine Sprecherin des Deutschen Reiseverbands sagte AFP, generell sei Frankreich ebenso wie andere Mittelmeerländer ein sehr beliebtes Reiseziel für deutsche Urlauber. Dies gelte gerade auch im Sommer und für die Côte d'Azur. Wie viele Deutsche die Region um Nizza tatsächlich ansteuern, lasse sich allerdings aus Branchensicht schwer abschätzen, weil die Urlauber häufig individuell, zum Beispiel mit dem eigenen Auto, dorthin reisten.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.