Rechte Alternative zum Wahl-O-Mat: Auch Rassisten brauchen Beratung

Der National-O-Mat soll deutsch gesinnten Wählern helfen, die rechte Entscheidung zu treffen. Es gibt einfach zu viel Auswahl für sie.

Bonusfrage: Auf welchem Körperteil haben Sie eine Deutschlandfahne tätowiert? Und welche Version? Bild: dpa

BERLIN taz | Das mit der Wahl ist doch zum Kotzen. Viel zu viele Parteien, viel zu viel Gerede, und dieses ganze demokratische Wischi-Waschi. Dazu noch die Fülle von kleineren und größeren Helfern, um den Deutschen die Entscheidung zu erleichtern: Wahl-O-Mat, ParteieNavi, sprachlich vereinfachte Wahlprogramme für Migranten, Wahlprogramme als Hörbuch für Sehbehinderte. Endlich gibt es jetzt auch eine ordentliche Alternative. Den National-O-Mat.

Seit Ende August können Unentschlossene hier herausfinden, welche Partei aus dem „breiten Spektrum an rechten, rechtspopulistischen, rechtsextremen und augenscheinlich 'neutralen' Parteien“ am besten zu ihnen passt. So preist die Satire-Website Neue Rheinpresse den National-o-Mat an. Der Schnelltest sei ein Angebot der rechten Parteien NPD, AfD, REP und CDU/CSU und solle dafür sorgen, dass Wähler ihr Kreuz am 22. September an der „rechten Stelle“ setzen.

Beherzt greift der National-O-Mat Themen wie Migration, Euro-Austritt oder Rassismus auf. Der geneigte Rechte kann die Frage, wie er seine rassistischen Äußerungen am liebsten entschärft, zum Beispiel mit „Das wird man ja wohl noch mal sagen dürfen“ oder „Ich bin ja kein Rassist, aber...“ beantworten. Verdächtig macht sich, wer Autonome oder Baklava kennt. Das ist doch sicher ein getarnter Türke! Denn Ausländer, Muslime, Schwule, Frauen, Behinderte, Juden und „andere Vertreter der Untermenschen“ dürfen den National-o-Maten ausdrücklich nicht verwenden.

Die Umfrage ist sehr komplex. Überprüft wird nicht nur die rechte Gesinnung, sondern auch intellektuelle und charakterliche Eigenschaften. Zur Wahl der NPD rät der National-O-Mat mit den Worten: „Ihre Ansichten sind genau so stumpf und deuten darauf hin, dass sie genau so langsam denken wie sie geklickt haben (ja, das haben wir gemessen).“

Empört bis belustigt

Und auch mit Tipps für die Praxis hält er nicht hinterm Berg: „Oh, sie gehören der neuen Rechten an. Helfen sie doch die Piraten-Partei zu unterwandern. Karriere-Chancen warten auf jeden Sozialversager – und was übrig bleibt, können Sie dann haben.“

In den Kommentaren der Website berichtet User empört und belustigt darüber, welche rechte Partei sie wählen sollen. Einem User schlägt der National-o-Mat vor, die Piraten zu unterwandern. „Ich bin wirklich Pirat... das ist diskriminierend!“

Und auch auf Facebook und Twitter empfehlen Nutzer den rechten Entscheidungshelfer ihren Freunden. Sie haben wohl mit seiner Hilfe die rechte Partei ihrer Träume gefunden.

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