Rechtes Netzwerk in der Bundeswehr: Wer Hannibal informierte

Achtung, Prepper! Ein MAD-Mitarbeiter der Bundeswehr soll KSK-Soldaten vor Hausdurchsuchungen gewarnt haben. Jetzt ist er angeklagt.

Zwei KSK-Soldaten

KSK-Soldaten in Calw, wo auch „Hannibal“ stationiert ist. Hier bei einer Übung 2004 Foto: AP

BERLIN taz | Die Kölner Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen einen Mitarbeiter des Militärischen Abschirmdienstes erhoben, der Geheimnisverrat begangen haben soll. Wie Focus-Online berichtet, soll ein 42 Jahre alter Oberstleutnant Ermittlungen des BKA behindert haben, weil er eine Person gewarnt haben soll, unter anderem vor Durchsuchungen. Ausgerechnet jenen Mann, der nach taz-Recherchen einer der führenden Köpfe der Prepperszene ist. Dort kennt man ihn unter dem Pseudonym Hannibal.

Es handelt sich um einen Vorfall im September des vergangenen Jahres, sagte ein Sprecher des zuständigen Amtsgerichtes der taz. Damals hatte sich der Oberstleutnant in Sindelfingen mit einem Bundeswehrsoldaten getroffen, um Informationen über rechtsextreme Tendenzen in der Truppe zu gewinnen. Ein Dienstgespräch also. Dabei soll, laut Staatsanwaltschaft, der MAD-Mitarbeiter von den BKA-Ermittlungen berichtet haben. Sein damaliger Gesprächspartner heißt André S. S. ist nicht irgendein Rekrut, sondern Mitglied einer besonderen Einheit: dem Kommando Spezialkräfte. Elite.

In seiner Freizeit bereitet sich André S. auf Krisen vor. Das können schwere Stürme sein oder Stromausfälle, Invasionen, Momente, in denen der Staat seine Bürger nicht mehr versorgen kann. S. soll ein sogenannter Prepper sein.

Seit vergangenem Sommer ermittelt der Generalbundesanwalt gegen einen Anwalt und einen Polizisten aus Mecklenburg-Vorpommern, die ebenfalls Prepper sind, die taz hatte mehrfach darüber berichtet. Die Männer sollen sich, so lautet der Vorwurf, in Chatgruppen darüber ausgetauscht haben, dass sie den Tag X der Katastrophe dazu nutzen könnten, um Politiker, Aktivisten, Menschen aus dem linken Spektrum festzusetzen und zu töten.

In diesen Chatgruppen, Nordkreuz und NORD Com, vernetzen sich Ärzte, Anwälte, Soldaten, Reservisten, Schießsportler und Jäger aus Norddeutschland. Es gibt sie aber auch in anderen Teilen Deutschlands, beispielsweise im Süden. Ein damaliges Nordkreuzmitglied hatte der taz bestätigt: Der Administrator dieser Chats heißt Hannibal. Es ist André S.

S. hat noch einen anderen zweifelhaften Kontakt: zu Franco A. Der Soldat, der sich als syrischer Flüchtling ausgegeben und Anschläge geplant haben soll, war mutmaßlich ebenfalls Mitglied in einem der Prepperchats. Ob er und S. sich persönlich kennen oder nur virtuell, wollen die zuständigen Behörden nicht mitteilen. Das Amtsgericht Köln spricht von einem „Dunstkreis“.

Münzen als Erkennungszeichen

André S. ist ein alter Bekannter des MAD, eine sogenannte Auskunftsperson. Gegen ihn selbst soll der Geheimdienst nie ermittelt haben, wohl aber habe man mit ihm Gespräche geführt. Über die Prepper beispielsweise. Aber auch über einen anderen Verein, Uniter.

Uniter gibt sich gerne geheimnisvoll. Mitglieder tragen kleine Metallmünzen bei sich, als Erkennungszeichen, nähen sich Abzeichen auf ihre Uniformen. Sie treffen sich, um Messerkampf, schießen oder Erste Hilfe zu üben. Die meisten von ihnen sind Spezialkräfte der Bundeswehr, der Polizei oder private Sicherheitskräfte. Auch hier versammelt sich eine Elite.

Auf eine schriftliche Anfrage der taz am 5. April hatte André S. prompt reagiert: „Sollten weitere Fragen und Bedrängungsversuche von ihrer Seite aus kommen, müssen wir den militärischen Abschirmdienst etc. informieren.“

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Illustration: taz/Infotext-Berlin (Montage)

Hannibals Schattennetzwerk

Hintergründe zum Prozess gegen Franco A.

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