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Rechtsextremismus in BrandenburgDemo gegen Nazis in Spremberg

In der Lausitz haben 100 Menschen gegen eine Versammlung des III. Wegs protestiert. Zuvor hatte die Bürgermeisterin mit einem Brandbrief Alarm geschlagen.

Doppelt so viele wie die Nazis: Rund 100 Menschen protestierten in Spremberg gegen die Versammlung des „Dritten Wegs“ Foto: Frank Hammerschmidt/dpa

SPREMBERG dpa | Rund einen Monat nach dem Brandbrief der Bürgermeisterin von Spremberg gegen Rechtsextremismus haben am Samstag in der Lausitzer Stadt knapp 100 Menschen gegen eine Versammlung der rechtsextremen Kleinstpartei III. Weg demonstriert. Aufgerufen dazu hatte das Bündnis Unteilbar Spremberg. Zur Versammlung des III. Wegs kamen knapp 50 Menschen.

„Aktuell erleben wir, wie Neonazis und Faschisten ihre völkischen Fantasien in unsere Stadt tragen und vor allem junge Menschen vereinnahmen wollen“, sagte Bündnisleiterin Bianca Broda. „Wir stellen uns dem heute entschieden entgegen.“

Broda berichtete von vielen Sympathisanten, aber auch von einigen, die im Vorbeifahren den Daumen nach unten oder den Mittelfinger gezeigt hätten. „Es wurde wirklich das breite Meinungsbild der Stadt sichtbar.“

Angaben der Polizei zufolge gab es keine Auseinandersetzungen, die Demos verliefen lautstark, aber getrennt voneinander. Die Beamten ermitteln nach einer Anzeige, nach der ein Anwohner einen Hitlergruß gezeigt haben soll.

Ende Juli hatte die Bürgermeisterin der Kleinstadt, Christine Herntier, mit einem Brandbrief zum Erstarken des Rechtsextremismus bundesweit Aufmerksamkeit erregt. In dem öffentlichen Brief an die Bürger führte sie unter anderem eine Flut von Schmierereien, verfassungsfeindlichen Symbolen, Verherrlichung des Nationalsozialismus und Sachbeschädigungen an öffentlichen Gebäuden auf. „Wir reden nicht darüber! Das ist doch schlimm!“, hatte sie im Amtsblatt der Kleinstadt geschrieben.

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) stellte sich infolgedessen hinter die parteilose Rathauschefin. „Es ist richtig und mutig, dass Christine Herntier in so offener Art und Weise die rechtsextremistischen Umtriebe in ihrer Heimatstadt thematisiert“, sagte ­Woidke. „Das Problem ist aber größer als Spremberg, es ist ein Problem unserer Gesellschaft in ganz Brandenburg und in ganz Deutschland.“

Bürgermeisterin Herntier war bei der Demonstration gegen die Kundgebung der Rechtsextremen dabei. Das sei für sie eine „Selbstverständlichkeit“. Sie ergänzte: „Ich sehe das ja auch als erneuten Angriff auf die Stadt Spremberg und da gehört es sich auch als Bürgermeisterin, dass man da Flagge zeigt.“

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