Rechtsextremist will Hitler verlegen: Der Hetzwerker

Adrian Preißinger trat aus der NPD aus, weil sie ihm zu liberal war. Jetzt will er „Mein Kampf“ ohne kritische Kommentare neu drucken lassen.

Buchseite aus Hitlers „Mein Kampf“

„Die Gelegenheit dazu“: Hitlers Kampf-Geschwafel im Original Foto: reuters

BERLIN taz | Adrian Preißinger ist sich seines „Coups“ bewusst. „Endlich unkommentiert!“, bewirbt der rechtsextreme Verleger seine baldige Neuerscheinung euphorisch: Hitlers „Mein Kampf“. Ab dem Sommer erhältlich, 27 Euro im Vorverkauf.

Hitlers „Werk“ gibt es nach 70 Jahren Veröffentlichungsverbot seit Januar wieder auf dem Markt, kommentiert vom Münchner Institut für Zeitgeschichte. Preißinger nun will einen „unveränderten Nachdruck“ der Originalausgabe aus dem einstigen NSDAP-Zentralverlag anbieten. Für den „mündigen Bürger“ zur „kritischen Bewertung“, wie er offiziell wirbt.

Fragt man nach, wird der Leipziger deutlicher. „Tendenziös“ seien die Kommentare, ausgerichtet an den „Umerziehungsvorgaben“, die im Land herrschten. „Dem muss man sich ja nicht zwangsweise unterwerfen.“ Preißingers Ausgabe wiederum soll ein Vorwort des australischen „Adelaide-Instituts“ beinhalten, eine Vereinigung von Holocaust-Leugnern.

Das dürfte Preißingers Leserschaft ansprechen. Seit Jahren beliefert der gebürtige Bayer die rechtsextreme Szene mit Propagandastoff. Schon während seines Geschichtsstudiums verdingte er sich als leitender Redakteur der Rechtsaußen-Postillen „Credo“ und „Nation“. Später verlegte er sich auf den Vertrieb von Rechtsrock-CDs, wurde dort zu einem der zentralen Strippenzieher. Nun betreibt er in Leipzig seinen Verlag „Der Schelm“, spezialisiert auf Nachdrucke antisemitischer Hetzwerke wie Goebbels „Das Buch Isidor“ oder „Die jüdische Weltpest“ des NS-Journalisten Hermann Esser – alles vorgeblich zur „historischen Dokumentation“.

Preißinger selbst wanderte von der Jungen Union über die Republikaner zur NPD. Letztere verließ der 52-Jährige nach eigener Auskunft, weil ihm die Partei „zu liberal“ war.

Beim Vertrieb seines Hetzmaterials zeigte sich Preißinger weniger ideologisch. Seine CDs ließ er in Osteuropa, Italien oder Thailand drucken, zeitweise betrieb er dafür eine Agentur in der Slowakei. Für die NPD-Zeitung „Deutsche Stimme“ fragte er auch mal bei einer linken Druckerei in Offenbach an – die entrüstet ablehnte.

Einschlägig verurteilt

Ärger gab es für Preißinger auch von der Justiz. Schon 1992 wurde er wegen Volksverhetzung verurteilt. 2002 folgte eine dreijährige Haftstrafe für die Pressung zehntausender Rechtsrock-CDs mit strafbaren Inhalten. Über Monate hatte die Staatsanwaltschaft gegen Preißinger internationale Ermittlungen angestrengt.

Mit seiner „Mein Kampf“-Offerte droht dem Neonazi nun wieder Ungemach. Die Staatsanwaltschaft Bamberg prüft bereits Ermittlungen, denn dem Hitler-Buch wird weiterhin ein volksverhetzender Charakter attestiert. Preißinger selbst gibt sich gelassen: Das Buch werde im Ausland produziert und in jedem Fall erscheinen, versichert er. Bereits heute habe er „zehntausende“ Vorbestellungen.

Gegenüber seinen Szenefreunden aber legt er gesinnungstreu nach. Die Aufregung um sein Buchprojekt sei der „Juden-Lobby“ geschuldet. „Die Oberjidden schmeißen das Stöckchen“, schreibt er auf seiner Webseite, und Politiker und Staatsanwaltschaft „apportieren brav“. Die Strafverfolger werden auch das aufmerksam notieren.

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