Rechtspopulistische Szene in Deutschland: Zwischen Abwehr und Verschwörung

Die rechtspopulistische Szene in Deutschland will sich nach den Attentaten in Norwegen vom Täter distanzieren. Das gelingt ihr allerdings nicht besonders gut.

Manfred Rouhs (M., r.), Vorsitzender der rechtspopulistischen Partei "Buergerbewegung Pro Deutschland", während einer Mahnwache vor der norwegischen Botschaft. Bild: dapd

HAMBURG taz | Nach den Anschlägen von Oslo ist die deutsche rechtspopulistische Szene in Sorge: Sie fürchtet, der Attentäter Anders Behring Breivik könnte ihr Image beschädigen.

Behring Breivik versteht sich als "konservativ christlich", sieht den Islam und "multikulturelle Kräfte" als "Feinde". Doch mit Anti-Multikulti- und Anti-Islam-Slogans wollen Pro Deutschland und Die Freiheit bei den Berliner Wahlen im September punkten.

Bereits am Samstag erklärte die Partei Die Freiheit um Chef René Stadtkewitz, man verurteile die Anschläge "aufs Schärfste". "Die Niederträchtigkeit, gezielt auch Kinder und Jugendliche zu töten, demaskiert den mutmaßlichen Täter als absoluten Menschenfeind", heißt es im Internet. Zugleich betont die Partei, zwischen Behring Breivik und "islamkritischen oder gar antimuslimischen Organisationen" gebe es "keinerlei Verbindung".

Zu diesem Zeitpunkt war jedoch schon bekannt, dass Behring Breivik jahrelang Mitglied der norwegischen rechtspopulistischen Fortschrittspartei war. Empört verwahrt sich Die Freiheit vielmehr gegen eine Einschätzung von Hajo Funke. Der Rechtsextremismusexperte hatte mit Blick auf die Fortschrittspartei und das Attentat gesagt: "Jede Form von Rechtspopulismus senkt die Hemmschwelle für solche vermutlichen Einzeltäter."

Verschwörungstheorien machen die Runde

Am Samstag erklärte auch die Partei Pro Deutschland: "Der Mörder Anders Behring Breivik hat sich selbst als ,konservativ' und als ,christlich' bezeichnet. Er war weder das eine noch das andere." Christen und Konservativen sei "Hass fremd". Doch ein Kommentator bezweifelt die Urheberschaft des Attentäters: "Wenn das keine Inszenierung ist, kommt es doch genau richtig, um vom linken Dauerterror abzulenken."

Beim Internetblog Politically Incorrect wird der "Fall Anders B." als eine "konservative Katastrophe" bezeichnet. In den rund 2.000 Kommentaren des virtuellen Leitmediums der Islamgegner heißt es unter anderem: "Der Täter wurde durch die menschenfeindliche Politik der Sozialisten, die weit mehr Menschen auf dem Konto hat, dazu getrieben." Verschwörungstheorien machen die Runde. Ein Fazit: Die Anschläge seien inszeniert. "Man hat in Europa wohl Angst vor einem Umschwung nach rechts."

Im rechtsextremen Szeneportal Thiazi.net wird gestritten, ob der Attentäter die richtigen Opfer ausgewählt hat. "Was für ein Wahnsinn, aus (berechtigter) Sorge um sein Land Angehörige des eigenen Volkes abzuschlachten. Mögen die Getroffenen auch noch so links-gutmenschlich verblendet gewesen sein, sie bleiben doch seine Landsleute", schreibt jemand. Einen anderen stört das Mitgefühl. Schließlich habe "ein weißer, germanischer Mann den Nachwuchs der Sozialisten, also der Feinde des weißen, germanischen Mannes", getötet.

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