Rechtsstreit Reski versus Augstein: Eine Grundsatzfrage

Die Journalistin Petra Reski schrieb im „Freitag“ über die Mafia. Und wurde zu einer hohen Geldstrafe verdonnert. Nun klagt sie gegen den Herausgeber.

Porträt der Journalistin Petra Reski

Petra Reski beklagt, dass die Qualität ihrer Arbeit infragegestellt und sie diffamiert worden sei Foto: imago/Sven Simon

Die Reporterin Petra Res­ki geht im Streit mit Jakob Augstein in die Offensive. Die Journalistin hat den Verleger wegen Verletzung ihrer Persönlichkeitsrechte verklagt. Reski bestätigte eine entsprechende Meldung des NDR gegenüber der taz. Damit spitzt sich eine Auseinandersetzung zu, in der es um die Verantwortung von Verlagen gegenüber freien AutorInnen im investigativen Bereich geht und die die Branche seit Anfang April beschäftigt.

Angefangen hat alles im November 2015, da sendete der MDR die Dokumentation „Provinz der Bosse – Mafia in Mitteldeutschland“ des Autorentrios Axel Hemmerling, Ludwig Kendzia und Fabio Ghelli. In dem Film wird ein Erfurter Gastronom als Mitglied der süditalienischen Mafiaorganisation ’Ndrangheta dargestellt – worauf dieser mit einer Klage reagierte.

Reski schrieb im März 2016 im Freitag über all das und erwähnte in ihrem Text den Kläger namentlich – woraufhin auch sie verklagt wurde. Im Nachklang warf Reski dem Freitag vor, sie nicht unterstützt zu haben.

Freitag-Verleger Jakob Augstein allerdings wies die Verantwortung von sich, warf Res­ki „mangelhafte Recherche“ vor und dass sie es hätte besser wissen müssen, als den Namen des Klägers zu verwenden. Gegen diese Äußerung klagt die Journalistin nun. Gegenüber dem NDR-Magazin „Zapp“ spricht sie von „schwerwiegender Diffamierung meiner Arbeit“.

Negativpreis für den Freitag

Auch Journalistenverbände kritisierten Augstein für sein Verhalten. Der Deutsche Journalisten-Verband sprach von einer „Ohrfeige für alle Freien“, der Freien-Verband Freischreiber nominierte den Freitag für seinen Negativpreis. Die FAZ warf Augstein vor, er schwäche den Journalismus „in einer Zeit, da dieser von außen massiv unter Druck steht, von innen“.

Freie JournalistInnen verlassen sich darauf, im Fall von Rechtsstreitigkeiten über das Medium abgesichert zu sein, bei dem sie ihre Texte veröffentlichen. Bei aller Sorgfalt, die AutorInnen zu Recht abverlangt wird, sind Fehler möglich, die zu Klagen führen können. Je sicherer sich freie AutorInnen fühlen, desto eher wagen sie es, auch in brenzligen Bereichen zu recherchieren.

Dass Jakob Augstein diesen Vertrag infragestellt, ist fahrlässig, aber vielleicht nicht erstaunlich. Der Freitag steht kurz davor, schwarze Zahlen zu schrei­ben. Bisher hatte Augstein die Verluste der linken Wochenzeitung aus dem eigenen Vermögen gegenfinanziert. Vieles deutet darauf hin, dass Augstein sich aus dem Magazin zurückziehen möchte. So sein Entschluss, seinen Posten als Chefredakteur zu räumen, wie auch die umstrittene Entscheidung, Jürgen Todenhöfer als Herausgeber einzusetzen.

Reski steht einer Schadenersatzklage von bis zu 13.000 Euro gegenüber. Dazu kommen Anwaltskosten. In solchen Fällen finanzielle Verantwortung zu übernehmen, könnte das kleine Magazin auf Dauer wieder in die Miesen treiben. Möglich also, dass Augstein hier als Unternehmer ein Exempel statuiert. Allerdings will sich Augstein zu der laufenden Klage nicht äußern, sagte er gegenüber dem NDR.

Reski will kein „Duell“

Petra Reski betont gegenüber der taz, dass es ihr nicht um ein „persönliches Duell“ mit Augstein gehe, sondern darum, dass die Qualität ihrer Arbeit infragegestellt und sie diffamiert worden sei. Auf eine Unterlassungsforderung habe Augstein nicht reagiert, nun wolle sie, dass „die Sache gerichtlich geklärt wird“. Reski fügt hinzu, es handle sich um eine Grundsatzfrage: „Wenn Journalisten, die über die Mafia schreiben, von Chefredakteuren wie Augstein fallengelassen und verhöhnt werden, betrifft uns das alle.“

Am 29. September wird der Fall am Landgericht Hamburg verhandelt.

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