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Reichweite von E-AutosWas passiert, wenn der Akku leer ist

Die Angst, dass ein Stromer zu wenig Reichweite haben könnte, ist laut ADAC unbegründet. Derweil streicht Ford Stellen in Köln – wegen seiner E-Modelle.

Die Reichweite ist OK, aber der Absatz der Ford E-Modelle Capri bleibt schwach Foto: Federico Gambarini/dpa

Berlin taz | Es ist gar nicht so einfach, mit einem E-Auto liegenzubleiben. Selbst wenn die Batterie laut Anzeige zu null Prozent geladen ist, bleiben die elektrischen Fahrzeuge nicht gleich stehen. Das haben Testfahrten des Allgemeinen Deutschen Automobil-Clubs (ADAC) im oberbayerischen Penzing ergeben.

Getestet wurden sechs Modelle: der VW ID.3, das Tesla Model Y, der Kia EV6, Volvos EX40 sowie die chinesischen Modelle BYD Seal und Nio EL6. Alle wiesen zunächst optisch, mit Text oder Symbol, darauf hin, dass der Akku neue Ladung gebrauchen könnte. Wurde die Warnung ignoriert, kamen Signaltöne hinzu. Bei leerem Akku blieb keines der Modelle gleich stehen. Eine Notfallreserve beförderte die Stromer bei niedrigem Tempo noch rund 15 bis 20 Kilometer weit. Bei Kälte oder älteren Akkus könne die Reserve allerdings schneller, wenn nicht ganz schwinden, warnt der Autoclub.

„Die oft angeführte Reichweitenangst, mit einem Elektroauto plötzlich liegenzubleiben, ist eigentlich unbegründet“, teilt der ADAC mit. Die vielen, teils energischen Warnsignale müssten dafür konsequent ignoriert werden. Außerdem hätten E-Autos, die der Club 2024 testete, im Durchschnitt eine Reichweite von 425 Kilometern. Das ist fast dreimal so viel wie 2014 und mache „ein ungewolltes Liegenbleiben noch unwahrscheinlicher“.

Hohe Preise an öffentlichen Ladesäulen und die Suche nach günstigen Ladesäulen seien aber eine Herausforderung, sagt Gregor Kolbe, Verkehrsexperte beim Verbraucherzentrale Bundesverband. Er fordert „mehr Preistransparenz für Ad-hoc- und vertragsbasierte Ladetarife“.

Ford Capri und Ford Explorer: zu wenig Absatz

In Deutschland kauften zuletzt immer mehr Menschen E-Autos – allerdings nicht so viele, wie es für eine klimafreundliche Verkehrswende nötig wäre. So verkündete am Dienstag auch der Autobauer Ford, dass er am Standort in Köln weitere 1.000 Stellen streicht. Weil die Absätze der E-Modelle Capri und Explorer hinter den Erwartungen zurückbleiben, soll die Produktion dieser Autos ab Januar nur noch in einer Schicht stattfinden.

„Ein schwerer Schlag“, sagte Jochen Ott, SPD-Landtagsabgeordneter in Nordrhein-Westfalen – für die Beschäftigten und das Land NRW. Die Debatte über ein lascheres Verbrennerverbot verunsichere die Menschen und bremse die E-Autoverkäufe. Stattdessen brauche es ein klares politisches Bekenntnis zur E-Mobilität – etwa mit sozialem Leasingangebot und Modellen, „die man sich auch mit kleinerem Portemonnaie leisten kann“, sagt Ott.

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1 Kommentar

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  • Also mit einem Auto liegen zu bleiben, schaffe ich auch mit einem Benziner locker.



    Man könnte ja den ADAC mal fragen, wie oft der ausdrücken muss und den Kanister zückt.



    Bei dem aktuellen Überfluss ein Ladestellen bin ich noch niemals in der Nähe eines liegen bleiben gekommen. Da muss man schon mutwillig ein Risiko eingehen.



    Ich frage mich, wann die Politik endlich wach wird und den Ladekartenunfug endlich beendet. Funktioniert mit konventionellen Tankstellen ja auch.