Rekord in Fußball-Bundesligastadien: Meister des Bechermülls

Noch nie waren die Abfallberge durch Einweg-Plastikbecher in Stadien derart groß. Sind die dickeren Mehrwegbecher etwa zu gefährlich?

Ein Fan des Fussballclub Union Berlin mit vier Mehrwegbechern in seinen Händen

Schau mal, BVB: So einfach geht umweltfreundliches Fußballvergnügen beim FC Union Berlin Foto: dpa

BERLIN taz | Nach Rang drei in der Meisterschaft setzt Borussia Dortmund am Sonntag alles auf das Pokalfinale, um nicht titellos in die Sommerpause zu gehen. Stimmt nicht ganz. Einen Titel haben die Borussen nämlich schon gewonnen: Mit eineinhalb Millionen Einweg-Plastikbechern müllten die ZuschauerInnen den Signal Iduna Park wie keinen zweiten zu. Für den sportlich übermächtigen FC Bayern gab es in der wenig ruhmreichen Rangliste bloß den zweiten Platz, teilte die Deutsche Umwelthilfe DUH am Mittwoch mit.

Insgesamt landeten in der jetzt zu Ende gegangenen Saison 12 Millionen Plastikbecher in den Stadien der ersten und zweiten Bundesligisten im Müll; nebeneinander gelegt ergeben die Becher eine Abfallschlange von Berlin bis Athen.

Dies kritisiert der DUH stark: „Wiederverwendbare Becher vermeiden nicht nur Abfälle, sondern sparen auch am besten Energie und C02-Emissionen ein“, sagt Thomas Fischer, Leiter der Kreislaufwirtschaft der DUH der taz. „Große Vereine nehmen ihre ökologische Verantwortung sowie ihre Vorbildfunktion nicht wahr“.

Nur ein Drittel der Bundesligisten verwende Mehrwegsysteme, meint Fischer. Diese seien jedoch problemlos umsetzbar, wie kleinere Vorbildvereine wie Braunschweig oder Union Berlin zeigten. Die Eisernen aus Berlin verwendeten ihre Plastikbecher schon seit acht Jahren wieder, sagt Martin Neidhard, Leiter des Stadioncaterings der taz. „Die Fans sind mit dem Mehrwegsystem zufrieden, zumal sie die Becher so auch als Sammelstücke für einen Euro mitnehmen können“.

Biobecher sind keine Ausrede

Fischer zufolge argumentierten Vereine oftmals, dass die dickeren Mehrwegbecher bei Wurfaktionen ein Sicherheitsrisiko darstellten. Dies sei jedoch ein Scheinargument. „Wer Gewalt anwenden will, braucht dafür keine Getränkebecher“, so Fischer. Zudem sei die Füllmenge bei Becherwürfen für deren Wucht entscheidend. „Mittlerweile werden dafür die Kanten abgerundet, um eine maximale Rotation und somit eine möglichst schnelle Entleerung zu erreichen.“

Fischer zufolge dränge der größte Stadioncaterer Deutschlands „Aramark“ die Vereine aus wirtschaftlichen Gründen vermehrt zu Einweg-Plastikbechern. Aramark-Pressesprecherin Katja Zittinger weist diese Vorwürfe auf taz-Anfrage zurück: „Es gibt keine Strategie, in den Stadien vermehrt Einwegbecher einzusetzen.“ Die Absprache fände individuell mit jedem Stadion statt.

In Dortmund sei ein generelles Pfandsystem unmöglich, meint eine Sprecherin von „BVB Catering“. „Es ist logistisch unmöglich, dass 81.000 Fans ihre Becher zurückbringen.“ Mit Rücksicht zur Umwelt benutze man allerdings ökologische Becher aus Maisstärke.Für den DUH-Experten Fischer machen einzig Mehrwegbecher Sinn: „Der Anbau von Pflanzen zur Herstellung der Becher belastet Gewässer und Böden“, so Fischer. Zudem würden die Becher verbrannt und nicht kompostiert, da keine Nährstoffe entstünden.

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