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Rentenstreit in der UnionVon Ströbele lernen

Sabine am Orde

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Sabine am Orde

Die Rentenrebellen in der Jungen Gruppe sollten sich absprechen: Ein paar Gegenstimmen sind okay, aber die Koalition dürfen sie nicht aufs Spiel setzen.

Dafür oder dagegen: Wie werden sie abstimmen? Carl-Philipp Sassenrath, Johannes Winkel und Sebastian Schmidt, Junge Union im Bundestag Foto: Michael Kappeler/dpa

G erade mal ein gutes halbes Jahr nach Amtsantritt ist die schwarz-rote Koalition in schwierigem Fahrwasser. So schwierig, dass drei Tage vor der finalen Abstimmung über das Rentenpaket nicht klar ist, ob dieses eine Mehrheit im Bundestag erhält. Oder ob es nicht doch scheitern und die Koalition daran letztlich zerbrechen könnte. Schwarz-Rot hat eine knappe Mehrheit von 12 Stimmen im Bundestag. Ob aus der Union ausreichend Zustimmung kommt, um diese Mehrheit zu sichern, das ist auch nach einer Probeabstimmung am Dienstagnachmittag weiter ungewiss.

Der Streit um die Rente in der Union hat gezeigt, wie schlecht Kommunikation und Management zwischen Kanzler, Kanzleramt und Fraktionsspitze funktionieren. Eine bessere Zusammenarbeit hätte die Eskalation vermutlich verhindern können. Denn die jungen Abgeordneten sind ja auch deshalb so empört, weil man sich viel zu lange nicht ernsthaft mit ihrer Kritik auseinandergesetzt hat. Was auch beinhaltet: Niemand hat ihnen frühzeitig die Chancen und Grenzen ihrer Forderungen aufgezeigt.

Sowohl Kanzler Friedrich Merz als auch Fraktionschef Jens Spahn werden von der Auseinandersetzung Blessuren davontragen. Merz hat in dem Prozess viel Vertrauen verspielt, ausgerechnet bei der Gruppe, die ihn einst besonders stark unterstützte. Auch ist seine Autorität angekratzt. Nach seinem Machtwort in der Fraktionssitzung haben zunächst noch immer gefährlich viele Abgeordnete dem Rentenpaket ihre Zustimmung verweigert. Und Spahn tut sich weiter schwer, Mehrheiten in der Fraktion zu organisieren – was eine der Kernaufgaben eines Fraktionschefs ist.

Nun muss man die inhaltlichen Positionen der Jungen Gruppe nicht teilen. Es leuchtet aber durchaus ein, dass es wenig sinnvoll ist, noch vor einer großen Rentenreform ein milliardenschweres Rentenpaket aufzulegen, das wenig Nutzen bringt und im Falle der Stabilisierung des Rentenniveaus zumindest akut nicht notwendig ist. Doch ist es jetzt an der Zeit, dass die jungen Abgeordneten vom Baum herunterkommen, auf den sie so hochgeklettert sind.

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Die Zeiten sind schlicht zu ernst, um die Koalition wegen eines Rentenpakets an den Abgrund zu führen. Deutschland braucht dringend eine stabile Regierung – und Schwarz-Rot unter Merz ist leider die einzige, die sich trotz aller Patzer und Probleme dafür aktuell anbietet.

Nun ist kaum vorstellbar, dass Johannes Winkel, der Chef der Jungen Union, und der Vorsitzende der Jungen Abgeordneten, Pascal Reddig, ihren persönlichen Widerstand aufgeben. Zu groß wäre der Verlust ihrer Glaubwürdigkeit. Aber sie könnten sich an einigen linken Grünen um Christian Ströbele ein Beispiel nehmen. Diese hatten bei der Abstimmung über den Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan, den 2001 der damalige SPD-Bundeskanzler Gerhard Schröder mit einer Vertrauensabstimmung verknüpfte, ihre Stimmen aufgeteilt und abgesprochen, wer mit Nein stimmen darf. So konnten sie ihre Kritik aufrechterhalten und haben gleichzeitig die Regierungsfähigkeit des Landes nicht gefährdet.

Genau so könnte es heute für die Junge Gruppe gehen. Klingt komisch? Mag sein, aber festgefahrene Prozesse lassen sich manchmal nur mit unkonventionellen Methoden auflösen. Von Ströbele kann man einiges lernen.

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Sabine am Orde
Innenpolitik
Jahrgang 1966, Politikwissenschaftlerin und Journalistin. Seit 1998 bei der taz - in der Berlin-Redaktion, im Inland, in der Chefredaktion, jetzt als innenpolitische Korrespondentin. Inhaltliche Schwerpunkte: Union und Kanzleramt, Rechtspopulismus und die AfD, Islamismus, Terrorismus und Innere Sicherheit, Migration und Flüchtlingspolitik.
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6 Kommentare

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  • ... aber die Koalition dürfen sie nicht aufs Spiel setzen ...

    So?



    Warum nicht ?

  • Warum soll die Gruppe aufgeben? Die Grünen haben gezeigt, was passiert, wenn man den rationalen, den staatstragenden Weg geht. Der Wähler klatscht einen ab. Recht haben sie auch. Warum jetzt ne Menge Geld ausgeben, wenn die Kommission nächstes Jahr eh alles was die Union nie wollte als Empfehlung abgeben wird. Späterer Renteneinstieg. Mehr Einzahler. Abschaffung des Pensionssystems. Lieber ein Ende mit Schrecken als das ewige rumgemurkse. Die AfD gewinnt, weil sie einfache Lösungen für komplexe Probleme verspricht. Die gibbet aber nicht mehr. Es gibt nur noch komplexe Probleme, die komplexe, nationalübergreifende Lösungen brauchen. Der Wähler ist nicht blöd. Nur müde von dem ewigen Denken bis zur nächsten Wahl, anstatt eine Strategie anzustreben, die die Probleme langfristig löst. Wo sind die Politiker, die so überzeugt sind von ihren Lösungen, dass sie ihre Karriere dranhängen? Auch die gibbet leider nicht mehr. Heute enden die Gedanken bei der Wiederwahl.

    • @Bluewater:

      Sie schreiben, dass "die Wähler" nicht blöd seien, und ich muss widersprechen. "Die Wähler" glauben offenkundig mit beträchtlicher Mehrheit, dass das Weiter-So von CDU oder SPD, oder der gefährliche Unsinn, den die Hassprediger der AFD von sich geben, die richtige Politik für dieses Land sei.

  • Manche Bilder sind schon Memes auch ohne Text

  • Alle konzentrieren sich so auf die Abstimmung am Freitag. Dabei wird ganz vergessen, worum es eigentlich geht. Darum, dass viele Menschen, nämlich derzeitige und künftige Rentner immer mehr Angst vor Altersarmut haben. Und dass dies eine der wichtigsten Gründe dafür sein dürfte, dass die AfD jetzt bei 25-27% steht.

    Überall wird erzählt, dass es 118 Mrd. Kostet, wenn man von 2031 - 2040 von den Tentensatz von 48% aus sinken lässt, statt von 47%, also ca. 12 Mrd. € pro Jahr.

    Niemand sagt, dass man den Rentnern bzw. Denjenigen, die in die Rentenkasse eingezahlt haben, jedes Jahr 30-40 Mrd. Stiehlt, weil man die aus der Rentenkasse an Personen gibt,die nie etwas eingezahlt haben.



    Diese sogenannten versicherungsfremde Leistungen werden teilweise durch Bundeszzschüsse ausgeglichen, aber eben nur teilweise. Und 2023 wurden 39.8 Mrd. € nicht ausgeglichen. Für2024-2026 sind die Zahlen noch nicht raus.

    Aber alleine die Mütterrente und die Aktivrente kosten ungefähr diese 12 Mrd. Daher wäre es fair, wenn die Junge Union gleichzeitig fordern würde, dass dies auch bis 2031 befristet sein sollen und alle versicherungsfremden Leistungen aus dem Haushalt bezahlt werden sollen.

  • Einfach wäre es man nimmt Ricarda Lang ernst und jeder bekommt exakt 2000€ Rente, inklusive Beamte und Politiker.



    Das ist dann auch das Ende der Neiddebatte.