Report zu Vitalzeichen des Planeten: Forscherteam sieht Erde auf dem Weg ins Klima-Chaos
Emissionen, Waldverlust, Meerestemperaturen – nichts davon weist in die richtige Richtung. Ein Report zeigt, wo Gegenstrategien beginnen könnten.
dpa | Wäre die Erde ein Patient, läge sie wohl mittlerweile auf der Intensivstation: Einer aktuellen Studie zufolge haben rund zwei Drittel (22 von 34) Lebenszeichen des Planeten ein Rekordniveau erreicht – und das ist in den meisten Fällen nicht positiv. „Ohne wirksame Strategien werden wir schnell mit eskalierenden Risiken konfrontiert sein, die Frieden, Regierungssysteme sowie öffentliche Gesundheit und Stabilität der Ökosysteme zu überwältigen drohen“, sagt Studienautor William Ripple von der Oregon State University, der mit einem internationalen Team im Fachblatt BioScience über die Vitalzeichen der Erde berichtet.
Bei den betrachteten Lebenszeichen geht es um Aspekte wie CO₂-Emissionen, Verbrauch von Kohle, Öl und Gas, Waldverlust durch Brände, Meerestemperaturen und viele mehr – alle genannten Indikatoren gehören zu jenen 22, die neue Rekordstände erreicht haben.
Das internationale Team, an dem auch der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Johan Rockström, beteiligt ist, sieht in seiner Bestandsaufnahme einen Beleg dafür, dass sich unser Planet dem „Klima-Chaos“ annähert. Etliche Lebenszeichen entwickelten sich rapide in die falsche Richtung.
2024 sei bereits das heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen gewesen – und das aktuelle Jahr sehe nicht besser aus: „Bislang hat das Kohlendioxid in der Atmosphäre 2025 einen Rekordwert erreicht, der wahrscheinlich durch einen plötzlichen Rückgang der Kohlenstoffaufnahme durch Landflächen, teilweise aufgrund von El Niño und intensiven Waldbränden, noch verschlimmert wurde“, erklären die Autoren. Eine gefährliche Entwicklung durch eine beschleunigte Erwärmung, Rückkopplungseffekte und mögliche Kipppunkte könne wahrscheinlicher geworden sein.
Verschiedene CO₂-Quellen
Ein Beispiel: Die Konzentration von Kohlendioxid in der Atmosphäre sei schneller gestiegen, als die Emissionen fossiler Brennstoffe es vermuten ließen – den Autoren zufolge hatten die enormen Waldbrände in vielen Regionen der Welt ihren Anteil.
Das Team ruft zum Umsteuern auf. „Strategien zur Eindämmung des Klimawandels sind verfügbar, kosteneffizient und dringend erforderlich. Von Waldschutz und erneuerbaren Energien bis hin zu überwiegend pflanzlicher Ernährung – wir können die Erderwärmung noch begrenzen, wenn wir entschlossen und schnell handeln.“
Neben den genannten Maßnahmen wirft das Team ein besonderes Augenmerk auf die Verschwendung von Lebensmitteln, die 8 bis 10 Prozent der weltweiten Emissionen ausmache – diese zu reduzieren, habe also enormes Potenzial.
„Die Kosten für die Eindämmung des Klimawandels dürften weitaus geringer sein als die globalen wirtschaftlichen Schäden, die klimabedingte Auswirkungen verursachen könnten“, betonen die Forschenden.
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