Reportage „Wild Germany“: Peinliche Pausen

„Wild Germany“ (Donnerstag, 23 Uhr, ZDFneo) ist trotz überambitionierter Moderation authentisch. Manuel Möglich besucht unter anderem die Reeperbahn.

Das Wilde hinter Gittern: Manuel Möglich moderiert authentisch vor sich her. Bild: zdfneo

Deutschland wird wieder wild – wenn man Manuel Möglich glauben mag. In sechs neuen Folgen von „Wild Germany“ fährt der Journalist wieder zu den „ersten Adressen“ und in die „letzten Ecken“ des Landes.

Die Auftaktfolge der dritten Staffel verhandelt Deutschlands bekanntesten Amüsiermeile: die Reeperbahn. Kiezgrößen wie Lamborghini-Klaus, der in den 70ern die berüchtigte Nutella-Bande gründete, oder Bordellbesitzerin Anke berichten von alten Zeiten, schönen Frauen und dicken Autos.

Bei einem Spaziergang mit Karate-Thommi, der bei der Nutella-Bande für die Abteilung „Stress“ zuständig war, erfährt der Zuschauer vom Wandel der Reeperbahn in den frühen 80er Jahren – als Probleme nicht mehr nur mit Fäusten geregelt wurden. Die Meile ist jedoch nicht unbedingt ein Ort, den die Zielgruppe bis dahin „so noch nie gesehen“ hat – wie Manuel Möglich es im Vorspann anmoderiert.

Fast erschütternd blicken Klaus, Thomas und Petra voller Wehmut zurück – es fallen Sätze wie „Die Frauen waren stolz auf ihre Männer“ oder „Es war Glamour pur“. Mit dem Besuch eines Bordells will Möglich die Zuschauer direkt in die Hinterzimmer Dunkeldeutschlands blicken lassen.

Es sei ein Traumberuf, sagt eine Prostituierte. Schnell ordnet der Journalist das Gesagte im Off ein. Er berichtet vom Straßenstrich, wo Prostituierte das Gegenteil behaupteten.

Ein wenig unprofessionell sind die Anfangsdialoge, steif sitzen die Porträtierten mit Möglich am Tisch. Die Anmoderation des Journalisten wirkt zeitweise überambitioniert. Vielleicht ist es genau das, was authentisch ist; der Zuschauer ist mitten im Geschehen, bei peinlichen Pausen, unsicheren Gesten und einstudierten Moderationen dabei.

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