Ruandas Milizen in Ostkongo: Sexueller Terror und Mineralienhandel

Die Hutu-Milizen der FDLR kontrollieren weite Gebiete im Osten der Demokratischen Republik Kongo. Aber wie kriegt man sie dort weg, ohne Ruanda zu destabilisieren?

GOMA/BERLIN taz In den Krankenhäusern der Städte Goma und Bukavu ist das Elend zu sehen: Frauen und Mädchen mit zerfetzten Unterleibern und anderen brutalsten Vergewaltigungswunden. Mit Terror festigen die ruandischen Hutu-Milizen der FDLR ihre Herrschaft über große Teile Ostkongos.

Die FDLR ist im Kongo eine starke, organisierte Armee, die in ihren ländlichen Hochburgen einen eigenen Verwaltungsapparat aufgebaut hat. "Sie fördern Erze und verkaufen sie an die Armee und an kongolesische Geschäftsleute", sagt Jean-Paul Kibali, Vizegouverneur der Provinz Süd-Kivu. Und die Bevölkerungen sind eingeschüchtert, meint Primo-Pascal Rudahigwa vom Forschungsinstitut Pole Institute in Nord-Kivus Provinzhauptstadt Goma. "Die Menschen sagen: Die FDLR ist wie eine Schlange, die sich auf die Eier unserer Hühner gelegt hat. Wie kann man sie verjagen, ohne dass die Eier kaputtgehen?"

Die FDLR zählt nach UN-Schätzung heute 5.000 Kämpfer in Nord-Kivu und 4.500 in Süd-Kivu. Wiederholte Versuche, sie mit einer Mischung von militärischen und politischen Druck zur Rückkehr nach Ruanda zu bewegen, sind gescheitert. Der letzte war das "Communiqué von Nairobi", das die Regierungen von Kongo und Ruanda am 9. November 2007 unterzeichneten. Kongos Regierung setzte danach den 15. März als Beginn militärischer Offensiven gegen die FDLR fest. Seitdem ist nichts passiert.

"Wir können uns daran nicht beteiligen", lehnt FDLR-Präsident Ignace Murwanashyaka gegenüber der taz den "Prozess von Nairobi" ab. "In Nairobi geht es nicht darum: Kommen Sie nach Hause und seien Sie eine politische Partei. Man sagt: Bitte existieren Sie nicht mehr. Wir wollen aber als politische Kraft nach Ruanda zurück." Dies aber lehnt Ruandas Regierung aus Angst vor Angriffen ab. Sie akzeptiert nur FDLR-Einzelkämpfer ohne Waffen.

Murwanashyakas Einfluss auf die FDLR sei "sehr negativ", sagt in Goma Jean-Michel Dumont, für den "Prozess von Nairobi" zuständiger Berater des EU-Sondergesandten für die Region. "Er versucht die Basis zu überreden, dass dies nicht der Zeitpunkt zum Aufgeben ist, weil man von der internationalen Gemeinschaft unterstützt werde." Aus Dumonts Sicht muss Kongos Armee jetzt mit UN-Unterstützung die FDLR-Herrschaftsgebiete allmählich aufspalten und voneinander isolieren.

Aber kongolesische Beobachter warnen vor Optimismus. Onesphore Sematumba vom Pole Institute berichtet, in Teilen Nord-Kivus hätten die ruandischen Milizionäre inzwischen Familien gegründet. "Sie sind unsere Schwager, unsere Kinder nennen sie Papa", zitiert er den Verwalter des hauptsächlich von kongolesischen Hutu besiedelten Distrikts Rutshuru. "Ihr Einfluss erstreckt sich tief ins Land hinein." DOMINIC JOHNSON

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