Russlands Propagandaschlacht: Mit Stopfake.org für die Wahrheit

Der Ukraine-Konflikt ist auch ein Krieg der Bilder. Ein Zugunglück in Kanada wurde als Aufnahme aus Slawjansk ausgegeben. Studenten decken das nun auf.

Kein Fake: Russlands Präsident Wladimir Putin. Bild: reuters

KIEW dpa | Junge Ukrainer versuchen, Russland einen Propagandakrieg gegen ihr Land nachzuweisen. Dazu haben sie im Internet die Initiative Stopfake.org aufgebaut. „Bekämpfung unwahrer Informationen über die Ereignisse in der Ukraine“ nennen die beteiligten Studenten und Absolventen der renommierten Journalistenschule der Kiewer Mohyla-Akademie das neue Projekt.

Dabei decken sie etwa auf, wie das russische Staatsfernsehen blutige Szenen aus anderen Konfliktgebieten benutzt, um ein möglichst katastrophales Bild der Lage in der Ostukraine zu zeichnen.

Bilder und Fotomontagen beispielsweise aus Syrien oder den früheren Kriegsgebieten Tschetschenien und Südossetien würden von russischen Medien in einen anderen Kontext gestellt, heißt es auf der Seite.

In der Ostukraine gibt es zwar tatsächlich Blutvergießen und großes menschliches Leid. Doch haben es russische Journalisten nicht immer leicht, eigene Bilder dort zu besorgen. Ukrainische Behörden verwehren ihnen oft die Einreise wegen tendenziöser Berichterstattung. Einige Reporter des vom Kreml gesteuerten Fernsehens fanden sich zudem zeitweilig in Gefangenschaft von Regierungstruppen wieder. Das Vorgehen der Behörden in Kiew gilt als Reaktion auf die russische Staatspropaganda.

Zehn Freiwillige

So entpuppte stopfake.org ein Bild von der angeblich brennenden Separatisten-Hochburg Slawjansk als Foto eines Zugunglücks im kanadischen Quebec. Die Veröffentlichungen zeigten durchaus Wirkung in Russland oder führten sogar zum Rückgang von Falschinformationen, sagte Mitgründerin Tatjana Matytschak der Nachrichtenagentur dpa in Kiew.

Im Mai etwa räumte Moskaus Staatsfernsehen einen Fehler ein, nachdem Tote einer Anti-Terror-Operation aus dem russischen Konfliktgebiet Nordkaukasus als mutmaßliche Opfer in der Ostukraine gezeigt wurden. „Das war vielleicht ein Fehler im Computer. Oder eine junge Montage-Nymphe hat irgendetwas Unrichtiges von irgendwoher genommen. Es gibt eine Menge Möglichkeiten dafür, wie dieser Fehler sich einschleichen konnte“, sagte der stellvertretende Generaldirektor des Staatsfernsehens, Dmitri Kisseljow.

Ein Team von knapp zehn Freiwilligen hat inzwischen mehr als 200 Gegeninformationen in russischer und englischer Sprache ins Netz gestellt. Im Schnitt informieren sich täglich etwa bis zu 60.000 Menschen auf der Website, seit dem Start im März verzeichnen die Betreiber über zwei Millionen Besucher. Um Hackerattacken abzuwehren, haben die Seitenbetreiber einen eigenen Programmierer.

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