SPD-Spitzenkandidat Franz Maget: Der Obama von München

Auf ihrem Parteitag wählen die bayerischen Sozialdemokraten Franz Maget zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl im Herbst. Er will die Schwäche der CSU nutzen.

Jubel wie in Amiland: Franz Maget will Bayern erobern. Bild: ap

Wie Barack Obama sieht Franz Maget nicht gerade aus. Mit dem schütteren Haupthaar und der Brille wirkt der sozialdemokratische Fraktionschef im bayerischen Landtag nicht gerade charismatisch, sondern eher brav und nett. So beschreiben ihn auch die meisten Parteifreunde. Trotzdem wird Maget nicht müde, sich auf Barack Obama zu berufen: „Wir können es“ oder „Ja, es geht“ ruft er den Genossen immer wieder auf dem Landesparteitag in München zu. Mitte Mai joggte Franz Maget sogar im T-Shirt mit dem Konterfei von Barack Obama vom Kapitol zum Lincoln-Memorial in Washington, um symbolisch den Vorwahlkampf von Obama zu unterstützen.

Die Bezüge auf Barack Obama mögen überzogen sein, dennoch hat der 54jährige Maget sie wohl kalkuliert – und sie wirken bei den Delegierten auf dem Landesparteitag. Sie wählten ihn gestern mit 98,4 Prozent der Stimmen zu ihrem Spitzenkandidaten für die Landtagswahl am 28. September. Denn auf dem Parteitag ist die Hoffnung auf einen fundamentalen Wandel in der bayerischen Politik groß: Seit Monaten liegt die regierende CSU in Umfragen beharrlich unter 50 Prozent. Die letzte Infratest-Dimap-Umfrage taxierte die Partei im Mai auf 48 Prozent.

Die absolute Mehrheit zu brechen, ist das oberste Ziel von Franz Maget: „Nach 50 Jahren Alleinherrschaft braucht dieses Land endlich eine neue Perspektive“, ruft Maget den Delegierten zu. Aber das reicht ihm nicht: „Ich möchte Ministerpräsident von Bayern werden.“ Tatsächlich hätten SPD, Grüne, FDP und die Freien Wähler, ursprünglich lokale und kommunale Wahlbündnisse, zusammen eine rechnerische Mehrheit in den derzeitigen Umfragen. Allerdings ist eine solche Regierung nicht sonderlich realistisch. Die FDP will nämlich lieber mit der CSU koalieren, sollte diese die absolute Mehrheit verlieren.

Von den Umfragewerten der Union ist die Bayern-SPD meilenweit entfernt. Franz Maget hat sich 25 Prozent der Stimmen + x als Wahlziel gesetzt. Das wären immerhin über 5 Prozent mehr als vor fünf Jahren, als Maget schon einmal als Spitzenkandidat antrat, aber Edmund Stoiber gegen ihn eine Zweidrittel-Mehrheit im bayerischen Landtag holte. Doch momentan dümpelt die SPD in Bayern wie im Bund bei knapp über 20 Prozent vor sich hin. Bei den Kommunalwahlen im März verloren die Sozialdemokraten gar zweieinhalb Prozent und erreichten ein historisches Tief von 22,6 Prozent.

Bei seinem Kampf für den Wandel setzt Franz Maget auf die Bildungspolitik. Seit die CSU kurz nach der vergangenen Wahl das achtstufige Gymnasium (G8) im Eilzugtempo beschloss, häufen sich die Probleme im sonst so sehr gerühmten Schulsystem des Freistaats. Bayern müsse wieder das bestmögliche Bildungssystem bekommen, sagte Maget in seiner Rede. Dafür will er eine Milliarde Euro für neue Lehrkräfte und die Einführung der Ganztagsschule investieren.

Trotz aller Siegeszuversicht wird es einen Ministerpräsidenten Franz Maget im September wohl nicht geben. Ob er danach Fraktionschef bleibt oder nicht, wird sehr stark davon abhängen, ob er die 25-Prozent-Marke knacken kann – und ob er dann noch will. Denn immer wieder wird er als Nachfolger von Christian Ude als Münchner Oberbürgermeister ins Gespräch gebracht. Der hantiert mit ähnlichen absoluten Mehrheiten wie die CSU. Davon kann Franz Maget derzeit nur träumen.

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