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Saisonauftakt in der NBABusiness unterm Korb

Datenanalyse, Hightech-Klamotten und Streaming – die NBA bündelt immer mehr Geschäfte unter ihrem Dach. Jetzt wird auch wieder Basketball gespielt.

Teure Rakete: Kevin Durant im neuen Trikot der Houston Rockets Foto: Mike Stewart/ap

A n diesem Mittwoch wird in Oklahoma City das erste Spiel der neuen NBA-Saison angeworfen, der Titelverteidiger Thunder steht gegen die Houston Rockets mit ihrem neuen Superstar Kevin Durant auf dem Platz. Es ist das erste von insgesamt 1.230 Spielen der regulären Saison, 82 für jede der 30 Mannschaften.

Diesen Terminplan zusammenzustellen ist für die Mitarbeiter in der Ligazentrale in New York jedes Jahr ein Alptraum. Man muss zusehen, dass die Reisepläne der einzelnen Mannschaften vertretbar sind, man muss die Belegungspläne der einzelnen Arenen berücksichtigen und das alles gleichzeitig mit den Sendeplänen der TV-Netzwerke und den lokalen Sendern abstimmen, welche die Spiele übertragen.

Die komplizierte Aufgabe ist ein ideales Puzzle für KI. Und so benutzt die NBA bereits seit zwei Jahren die Software des Start-ups Fastbreak AI um das komplexe Problem zu lösen. Kurz darauf stieg der Investment Arm der NBA, NBA Equity mit 5,2 Millionen Dollar Venture Capital bei Fastbreak ein, um der Firma dabei zu helfen, ihr Produkt weiter zu entwickeln.

Der Deal ist ein hervorragendes Beispiel für die Bandbreite der Aktivitäten, in welche die Basketball-Liga verstrickt ist. Die NBA ist schon lange nicht mehr nur eine Firmenholding, die eine Sportliga betreibt. So gab jüngst in einem Interview mit dem Sportportal theathletic.com der Vizepräsident für Basketball-Strategie der NBA, Evan Wasch, zu, dass das Multimilliarden-Dollar-Unternehmen längst zu einer der „führenden Medien- und Technologiefirmen der Welt“ mutiert sei.

Muskeln im Marketing

Die Marketingabteilung wird immer enger mit den einzelnen anderen Abteilung der Liga verzahnt. Insgesamt werden alle Abläufe noch stärker digitalisiert und datengestützt. „Wir müssen da mehr Muskeln aufbauen“, kommentierte Liga-Chef Adam Silver.

Viele der Aktivitäten der NBA haben mit dem sich wandelnden Medien-Umfeld im Sport zu tun. Ab dieser Saison wird die NBA über völlig neue Kanäle vertrieben. Das Fernseh-Netzwerk NBC wird weiterhin Spiele zeigen, aber einen Großteil ihres Angebots auf den hauseigenen Streamingdienst Peacock verlagern. Gleichzeitig steigt Amazon ein. Besondere Spiele werden Prime-Abonnenten gezeigt, dazu gibt’s Analysen aus dem eigens eingerichteten „NBA House“, einem hypermodernen Sendestudio, dass rund um die Welt reisen kann.

Um das Medienprodukt in modernster Form in die neuen Kanäle gießen zu können, hat die NBA eine eigene Research- and Developmentabteilung, in der Programmierer stetig daran arbeiten, die digitale Präsentation des Spiels zu verbessern. Dazu wird zum Beispiel Software von Sony verwendet, in welche die NBA investiert hat und die für jeden Spieler pro Minute 29 Datenpunkte aufzeichnet. Noch mehr Daten werden von der Sportlerkleidung geliefert, in welche Sensoren integriert sind. Die Sensoren liefern unter anderem Daten über die Belastung verschiedener Körperteile und sollen dazu beitragen, Verletzungen zu verhindern.

Die Hightech-Klamotten stammen aus dem hauseigenen Inkubator, in dem die NBA die Entwicklung neuer Datentechnologie fördert. Zugleich hat die NBA-Equity-Abteilung mehr als eine Milliarde Dollar in externe Unternehmen investiert, die Hard- und Software entwickeln.

Eine der größten Herausforderungen der Liga zurzeit ist unterdessen ein klassisches Medienproblem – das Sterben lokaler Fernsehsender über welche eine große Zahl von Fans Bilder und Nachrichten über ihr jeweiliges Team beziehen. In Arbeit ist deshalb ein lokaler Liga-Pass, der entweder über die eigene NBA-App oder Amazon, Apple oder Youtube vertrieben werden soll. So oder so ist die Produktion der Spiele für den lokalen Vertrieb alles andere als eine klassische Aufgabe für eine Sportliga. Aber die NBA ist schon lange so viel mehr als das.

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Sebastian Moll
USA Korrespondent
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