Sambias toter Präsident begraben: Viele Möchtegernpräsidenten

Der verstorbene Präsident Michael Sata hinterlässt ein Machtvakuum. Mit seiner Beisetzung geht der Erbstreit um die Nachfolge erst richtig los.

Letzte Ehre für Michael Sata, gestorben am 28. Oktober 2014. Bild: ap

JOHANNESBURG taz | Im Beisein zahlreicher Staatsgäste ist in Sambia der frühere Präsident Michael Sata am Dienstag feierlich beerdigt worden. Der 77-jährige Staatschef war am 28. Oktober in einem Londoner Krankenhaus verstorben. Sein plötzlicher Tod hinterlässt ein Machtvakuum und hat einen Machtkampf um das höchste politische Amt entfacht.

Der bisherige Vizepräsident Guy Scott regiert zwar bis zu den Neuwahlen in drei Monaten, kann dann aber nicht kandidieren, weil seine Eltern nicht in Sambia geboren sind – er ist schottischer Abstammung. So entwickeln sich Streitigkeiten in der Regierungspartei „Patriotic Front“ (PF), und das stärkt die Opposition im Land.

Sata hatte vor seiner Abreise aus Sambia zur medizinischen Behandlung nicht seinem Vizepräsidenten Sott, sondern seinem Verteidigungsminister Edward Lungu die Amtsgeschäfte übergeben. Aber nach seinem Tod fiel die Übergangspräsidentschaft an Scott. Die beiden Politiker führen nun zerstrittene Fraktionen innerhalb der PF an.

In der vorübergehenden Machtübergabe an Scott sahen viele Sambier zunächst ein Signal für eine friedliche Lösung der Nachfolgefrage. Doch dann feuerte Scott noch in der Trauerzeit und vor Satas Beerdigung Lungu als Generalsekretär der PF. Das stieß auf großen Unmut in der Partei. Es kam zu Protesten und Randale mit Polizeieinsätzen in den Straßen der Hauptstadt Lusaka.

Der Wirtschaftswissenschaftler Scott hat mit seinem Vorgehen hat erhebliche Zweifel geschürt, ob er sich nach der Verfassung richtet und die Amtsnachfolge anderen überlässt.

Präsidentensohn ist im Rennen

Als ein Kandidat der Scott-Seite gilt Wynter Kabimba. Er war einst von Sata als PF-Generalsekretär gefeuert worden, weil er es angeblich auf das Präsidentenamt abgesehen hatte. In Lungus Fraktion findet sich Finanzminister Alexander Chikwanda, Anführer der mächtigen Bemba-Volksgruppe und einst enger Vertrauter von Sata. Auch der Sohn des verstorbenen Präsidenten, Mulenga Sata, wird als Kandidat gehandelt. Er ist derzeit Bürgermeister von Lusaka.

So ist das politische Rennen weit offen. Noch zeichnet sich kein Favorit ab. Die größten Oppositionsparteien „United Party for National Development“ (UPND) und „Movement for Multiparty Democracy“ (MMD) rechnen sich nun gute Chancen für die Wahlen im Januar aus.

In Sambia, das vom Bergbau abhängt, hatte nach der Unabhängigkeit 1964 bis 1991 der Sozialist Kenneth Kaunda regiert. Es folgte die MMD, hervorgegangen aus der Gewerkschaftsbewegung in den Städten, die ab 1991 bis zu Satas Wahlsieg 2011 regierte. Auch Sata verdankte seinen Sieg den städtischen Wählern. Ihre Haltung könnte im Januar erneut entscheidend sein.

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