Saudische Frauen dürfen zu Olympia: Arabischer Frühling an der Themse

Das streng islamische Königreich will erstmals Athletinnen zu den Olympischen Spielen entsenden. Wahrscheinlich hat aber nur eine Springreiterin die Chance, sich für London zu qualifizieren.

Sie könnte die erste Frau sein, die für Saudi-Arabien an den olympischen Spielen teilnimmt: Springreiterin Dalma Malhas Bild: dpa

LONDON afp | Es kommt einer Revolution gleich: Erstmals will das Königreich Saudi-Arabien in diesem Jahr Frauen zu den Olympischen Spielen schicken. Das Nationale Olympische Komitee werde die Teilnahme von Athletinnen in London ermöglichen, wenn sie sich qualifizieren können, zitierte die BBC am Sonntag aus einer Erklärung der saudiarabischen Botschaft in London.

Wahrscheinlich trifft dies aber nur auf eine einzige Frau zu. Derzeit ist Experten zufolge theoretisch nur die Springreiterin Dalma Malhas in der Lage, sich für die in knapp fünf Wochen beginnenden Sommerspiele zu qualifizieren. Die in den USA geborene Sportlerin hatte im Jahr 2010 bei den Jugendspielen in Singapur die Bronzemedaille gewonnen.

Sie nahm damals auf Einladung des Internationalen Olympischen Komitees teil und nicht, weil ihr Land sie nominiert hätte. Nach BBC-Informationen stand König Abdallah maßgeblich hinter der jetzigen Entscheidung. Diese sollte demnach früher bekanntgegeben werden, doch wurde sie wegen des Tods von Kronprinz Najef vor über einer Woche verschoben. „Das ist ein heikles Thema“, sagte ein ranghoher saudiarabischer Vertreter dem Sender.

Der König fahre einen vorsichtigen Reformkurs, er wolle sein Land keinen allzu radikalen Änderungen aussetzen. Doch habe die wachsende Kritik weltweit gezeigt, „dass wir das Thema angehen müssen,“ erklärte der Vertreter weiter. „Wir glauben, die Gesellschaft wird es akzeptieren.“

Druck auf Riad ist gewachsen

Neben Saudi-Arabien haben Katar und Brunei noch nie Sportlerinnen zu Olympischen Spielen geschickt. Katar hat allerdings bereits angekündigt, dieses Mal drei Frauen in das Olympia-Aufgebot für London zu nehmen. Bruneis zweiköpfigem Team wiederum gehört mit der Hürdenläuferin Maziah Mahusin erstmals eine Frau an.

In König Abdallahs streng islamischem Reich, in dem sich Frauen nicht einmal hinters Steuer setzen dürfen, könnte die jüngste Entscheidung auf einigen Widerstand stoßen. Frauen müssen in der Öffentlichkeit von Kopf bis Fuß verschleiert sein - und können deshalb nicht öffentlich Sport treiben.

Selbst private Fitness-Studios für Frauen fanden in den Jahren 2009 und 2010 keine Gnade vor den Augen der Behörden. Zuletzt aber wuchs der Druck auf Riad, entsprechend der allgemein gültigen Regeln auch weibliche Athleten zu den Olympischen Spielen zu entsenden. IOC-Präsident Jacques Rogge sagte im April, dass er sich deswegen in einem ausführlichen Austausch mit der Führung des Königreichs befinde.

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