Sauerstoffmangel in der Elbe: Tote Fische in den Reusen

In der Elbe ist das Sauerstoffloch dieses Jahr besonders groß. Dass es bis September auftritt, ist ungewöhnlich.

Schlagender Beweis für ökologisches Ungleichgewicht: verendeter Fisch. Bild: dpa

Das Sauerstoffloch in der Elbe ist in diesem Jahr besonders hartnäckig. Seit Ende Mai lag der Sauerstoffgehalt fast durchgehend unter dem Mindestwert für einen guten ökologischen Zustand. Inzwischen ist er unter den für viele Fische tödlichen Wert von drei Milligramm pro Liter gefallen. „Alle Fische, die man rausholt, sind tot“, sagt der der Berufsfischer Lothar Buckow aus Jork, „sogar Stinte und Zander, die sich dieses Jahr ganz gut entwickelt hatten.“ Umweltschützer halten die wiederholten Elbvertiefungen für eine wesentliche Ursache des Sauerstofflochs.

Buckow findet seit Ende August vor allem tote Fische in seinen Reusen. Er ist sich sicher, dass sie nicht in den Reusen verendet sind, denn sie stinken und das bedeute, dass sie seit mindestens 48 Stunden tot seien. Statt bei Wedel fischt er jetzt weiter elbabwärts, wo die Fische noch nicht ersticken. „Wenn selbst die Aale tot sind – und das sind die härtesten – dann muss man gehen“, sagt Buckow.

Drei Stationen messen die Temperatur und den Sauerstoffgehalt der Elbe: Bunthaus oberhalb des Hafens, Seemannshöft gegenüber von Övelgönne sowie Blankenese. Oberhalb des Hafens ist der Sauerstoffgehalt Anfang Juli und Ende August auf acht Prozent abgesackt. Im Hafen und unterhalb davon sank er Anfang Juli auf drei, Ende August sogar auf unter drei Milligramm pro Liter. Die Stationen Seemannshöft und Blankenese liegen rund sechs Kilometer auseinander. So groß ist das Sauerstoffloch mindestens.

Seit der letzten Elbvertiefung 1999 tritt das Sauerstoffloch häufiger auf. Viel spricht dafür, dass die Elbvertiefung auch eine der Ursachen ist. Umweltschützer vermuten, dass die Algen, die vom Oberlauf in den Hafen gespült werden, in der tiefen Fahrrinne aus Lichtmangel verenden und dort unter Verbrauch von Sauerstoff zersetzt werden.

Der Fahrrinnenausbau hat zudem die Flut verstärkt, so dass mehr Sediment in den Hafen zurückgeschwemmt wird, darunter die abgestorbenen Algen. Zudem sind die Flachwasserbereiche kleiner geworden, die Sauerstoff in den Strom bringen. Viele hundert Millionen Steuergelder seien ausgegeben worden, um die Wasserqualität der Elbe zu verbessern, kritisiert das Regionale Bündnis gegen die Elbvertiefung. Diese Erfolge würden durch die Elbvertiefungen zunichte gemacht.

Die Umweltverbände Nabu, BUND und WWF hatten bereits im Juni, nach dem ersten Einbrechen der Sauerstoffwerte, Alarm geschlagen. Damals hatte die Wassertemperatur noch nicht 20 Grad erreicht, was die Verbände besonders besorgt stimmte. Mit der nächsten Vertiefung werde sich die ökologische Qualität weiter verschlechtern, fürchten sie. „Ein Grund mehr, mit unserer Klage gegen die Elbvertiefung die Einhaltung des geltenden Rechts einzufordern“, so die Verbände in einer gemeinsamen Stellungnahme. Der Förderkreis „Rettet die Elbe“ schlägt vor, den Strom durch neue Flachwassergebiete und die Wiederöffnung alter Elbarme gesunden zu lassen.

Das Regionale Bündnis gegen die Elbvertiefung findet es absurd, dass die Hafenbehörde HPA trotz der aktuell kritischen Lage im Strom baggern ließ. Nach Auskunft der Umweltbehörde konnte das genehmigt werden, weil nur grobkörniges Material gebaggert werden sollte. Im Hinblick auf den Sauerstoff sei das unbedenklich.

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