Schatzmeister weg, Geld weg: Grüne Finanzaffäre weitet sich aus

Der Grünen-Landesschatzmeister in Brandenburg bleibt verschwunden. Bereits seit Monaten ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den 33-Jährigen. Vorwurf: Geldwäsche.

In der Kasse der Brandenburger Grünen ist ein dickes Minus auftgetaucht Bild: dpa

Der Schatzmeister der Brandenburger Grünen, Christian Goetjes, bleibt spurlos verschwunden. "Wir haben weiter keine Anhaltspunkte, wo er sich aufhält", so Landeschefin Annalena Baerbock. Nachdem Goetjes Eltern eine Vermisstenanzeige gestellt hatten, konnte auch die Polizei seinen Verbleib nicht ermitteln. Die "aktive Suche" wurde eingestellt, so eine Sprecherin, da es keine Hinweise auf ein Verbrechen gebe. Weiter ermittelt wird dagegen wegen der 40.000 Euro, die mit Goetjes aus der Parteikasse verschwunden sind (taz berichtete).

Nach zehn Jahren im Amt hatte der 33-Jährige am Montag per E-Mail seinen Rücktritt erklärt - und war abgetaucht. Zu einer Vorstandssitzung in Potsdam erschien Goetjes nicht mehr. Bereits vor anderthalb Wochen war Goetjes vom Vorsitz im Finanzausschuss seiner Heimatstadt Hohen Neuendorf (Oberhavel) zurückgetreten. In einer Mail hatte er dies mit "vorwiegend privaten Gründen" begründet. Näheres wollte Goetjes dem Grünen-Stadtverband am Montag mitteilen. Doch auch dem vereinbarten Gespräch in Hohen Neuendorf blieb er fern.

Die Geschehnisse seien "verwirrend und nicht nachvollziehbar", so Thomas von Gizycki, Grünen-Sprecher in Oberhavel. Goetjes sei viel beschäftigt, aber stets zuverlässig gewesen. Von Gizycki vermutet "gravierende private Probleme" hinter dem Verschwinden. Ebenso dubios: Die letzte Botschaft von Goetjes war eine Mail an den Landesvorstand, dass er sich zu dem Treffen in Potsdam verspäte, da er eine Prüfung habe. Goetjes wurde aber im April 2010 von seinem Wirtschaftsstudium exmatrikuliert. Der Vorstand erfuhr dies erst jetzt durch die Polizei.

Nach dem Abtauchen hatten die Grünen auf zwei ihrer fünf Konten Barabhebungen von rund 40.000 Euro entdeckt - ein Zehntel der Jahreseinnahmen. Das Geld war seit vorletztem Donnerstag in verschiedenen Volksbankfilialen abgehoben worden. Neben Goetjes besaßen zwei weitere Personen Kontovollmachten. Beide bestreiten die Abhebungen. Die Grünen stellten Strafanzeige. "Wir werden klären, warum unser Vier-Augen-Prinzip nicht geklappt hat", so Landeschefin Baerbock. Mieten und Gehälter könnten weiter gezahlt werden, man müsse aber Gelder umschichten.

Möglicherweise ist das noch nicht alles: Am Donnerstagabend wurde bekannt, dass die Staatsanwaltschaft Eberswalde bereits seit Mai 2010 gegen Goetjes ermittelt. Verdacht: Geldwäsche. Ein Zusammenhang zu den jetzigen Vorfällen werde geprüft, so eine Oberstaatsanwältin.

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