Scheitern der Klimakonferenz: Wir gehen volles Risiko

Nach dem Scheitern der UN-Klimakonferenz in Madrid kann es nur eine Konsequenz geben: Klimaschutz selbst in die Hand nehmen.

Hunderttausenden von DemonstrantInnen hatten keinen Erfolg: Die Klimakonferenz endete unverbindlich Foto: Manu Fernandez/ap/dpa

Die UN-Klimakonferenz von Madrid ist gescheitert. Daran sollte man keinen Zweifel lassen. Die COP25 hat in so ziemlich allen Bereichen ihre selbst gesteckten Ziele verfehlt: Es gibt nach diesem Treffen unter chilenischer Regie keine neuen Regeln für Kohlenstoffmärkte, keine gesicherte Finanzierung für Schäden aus dem Klimawandel, keine höheren Klimaziele, keinen Schwung für den internationalen Prozess. Und von konkreten Schritten, um einen „gefährlichen menschengemachten Klimawandel zu verhindern“, sind wir nach Madrid praktisch genauso weit entfernt wie vorher.

Die aber sind Sinn und Zweck des Ganzen. So fordert es das Grundgesetz des globalen Klimaschutzes, die UN-Klimarahmenkonvention. Wie schnell wir uns von einer sicheren Zukunft entfernen, zeigen alle Berichte der Wissenschaft, alle Mahnungen aus Forschung und Wirtschaft, das monieren die Hunderttausenden von DemonstrantInnen, die für mehr Klimagerechtigkeit streiken. Der größte Erfolg von Madrid war es, eine Regel für den CO2-Handel zu verhindern, die voller Schlupflöcher und umweltpolitischer Zumutungen gewesen wäre. Der Fortschritt besteht also darin, wieder einmal einen Angriff der Bremser und Brandstifter abgewehrt zu haben.

Je länger die Staaten aber trotz allem auf Kohle und Öl setzen und je schneller die Erderhitzung voranschreitet, desto größer wächst das Risiko für alle. Und desto verzweifelter werden die Maßnahmen: Schon die Kohlenstoffmärkte sind eine Hochrisiko-Strategie, wenn es schlecht läuft, könnten sie für höhere statt niedrigere Emissionen sorgen. Das gilt auch für andere Ideen, die Erwärmung zu stoppen: Von der umstrittenen CO2-Einlagerung CCS bis zur Renaissance der Atomkraft oder dem „Climate Engineering“, bei dem an der Atmosphäre rumgedoktert werden soll. Je geringer das politische Risiko ist, das die Staaten auf diesen Klimakonferenzen einzugehen bereit sind, desto höher steigt die Temperatur und damit die Bedrohung durch die Erhitzung.

Es gibt einen Weg, dieser Drohung zu begegnen: selbst ins Risiko zu gehen. Denn hier ist die gute Nachricht aus diesem erhitzten Klimajahr mit einer vermurksten Klimakonferenz: Inzwischen haben immer mehr Politiker, Unternehmen, WissenschaftlerInnen und SchülerInnen begriffen, dass man den Klimaschutz nicht den Regierungen überlassen darf. Echten Klimaschutz wird es nur geben, wenn den Menschen an den entscheidenden Stellen in Parteien und Unternehmen die Situation zu brenzlig wird. Wenn sie begreifen: Das Risiko für sie und ihre Position steigt rapide, wenn sie nichts oder zu wenig gegen die Klimakrise tun.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Jahrgang 1965. Seine Schwerpunkte sind die Themen Klima, Energie und Umweltpolitik. Wenn die Zeit es erlaubt, beschäftigt er sich noch mit Kirche, Kindern und Konsum. Für die taz arbeitet er seit 1993, zwischendurch und frei u.a. auch für DIE ZEIT, WOZ, GEO, New Scientist. Autor einiger Bücher, Zum Beispiel „Tatort Klimawandel“ (oekom Verlag) und „Stromwende“(Westend-Verlag, mit Peter Unfried und Hannes Koch).

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.