Schietwetter-Sport: Testspielrasen gesucht

Die Spiele in der Fußball-Regionalliga Nord fallen seit Wochen aus. Stattdessen versuchen die Teams, sich mit Testspielen fit zu halten. Warum geht das?

Spielerbeine und Grasnarben in Gefahr: Kicken kann man auf vielen Regionalliga-Plätzen derzeit nicht. Bild: DPA

HAMBURG taz | Die Ablenkungsversuche fallen immer kurioser aus. Seit Wochen übt Trainer André Breitenreiter mit dem Team des TSV Havelse für einen Start in die Rückrunde, der wegen des Winterwetters nicht gelingen will. Nach drei angesetzten Spieltagen der Fußball-Regionalliga in 2013, an denen insgesamt nur vier Partien ausgetragen worden konnten, droht an diesem Wochenende die nächste Zwangspause, denn gerade hat es wieder geschneit. Weil die Havelser Kicker in diesem Jahr noch kein einziges Pflichtspiel hatten, hält ihr Trainer sie mal mit einem gemeinsamen Kochkurs, einem Ausflug zum Kick-Boxen und so manchem Testspiel bei Laune. „Die Stimmung ist nicht gerade riesig bei uns. Und ich bin mit den Ansetzungen des Verbandes nicht einverstanden“, sagt Stefan Pralle, der Manager des TSV Havelse.

Der Streit zwischen Funktionären, die den Rahmenspielplan vorgeben und Vereinen, die über die hohe Anzahl an Spielabsagen vor allem im Wintermonat Februar klagen, hat eine lange Tradition. „Man findet keinen idealen Zeitpunkt für den Start der Rückrunde. Und es gibt leider keine verlässlichen Witterungsbedingungen mehr“, meint Jürgen Stebani, Spielausschuss-Vorsitzender des Norddeutschen Fußball-Verbandes und Staffelleiter der Regionalliga Nord. Den 62-Jährigen lässt die Aufregung kalt. Es sei nun einmal dem Wetter geschuldet, dass derzeit auf Fußballplätzen ohne Rasenheizung kein ordentliches Punktspiel ausgetragen werden kann. In der Regionalliga Bayern haben die Funktionäre die Winterpause verlängert und sind den Vereinen entgegengekommen. In Niedersachsen, Bremen und Hamburg greift dieses neue Modell nicht. Das Schietwetter sorgt für Spielabsagen in Serie und eine Tabelle ohne echte Aussagekraft. Und die Viertliga-Kicker zwischen Goslar und Meppen können sich schon jetzt darauf einstellen, dass sie das Pfingstwochenende nicht mit ihren Familien, sondern mit einem Nachholspiel verbringen.

Um ein Ventil für den Frust der Spieler zu finden, sind gute Ideen und gute Kontakte gefragt. Der TSV Havelse etwa hat zuletzt davon profitiert, dass er sich mit dem Ligarivalen VfL Wolfsburg II auf ein Testspiel einigen konnte, der dringend einen Härtetest für Bundesliga-Stürmer Patrick Helmes brauchte. In Wolfsburg steht dank der Bundesligaprofis ständig ein beheizter Rasenplatz zur Verfügung, der gleich neben dem Stadion genutzt werden kann. Nach jedem abgesagten Spieltag werden die Trainer und Manager aller Klubs aktiv und suchen nach genau solchen Lösungen. Wo kann ein Kunstrasenplatz angemietet werden? Welcher Verein hat einen Trainingsplatz, der zumindest für ein freundschaftliches Duell taugt? Der SV Wilhelmshaven hat sich gerade mit der Reserve des VfL Osnabrück auf deren Kunstrasenplatz bei einem Testspiel ausgetobt. Die Not und die vielen Pfützen machen erfinderisch. Mitte Januar war das Team des TSV Havelse extra für eine Woche in ein Trainingslager nach Belek geflogen. Man wollte sich an der türkischen Riviera bei Sonnenschein optimal auf eine Rückrunde vorbereiten, von der angesichts des norddeutschen Schneematsches niemand weiß, wann sie wirklich beginnt.

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