Schlag gegen Hacker: Aus für Pay-TV-Betrüger
Behörden gehen gegen Hacker vor, die kostenlose Zugänge für Bezahlkanäle besorgt haben sollen. Vier Personen werden des „Cardsharings“ beschuldigt.
Es war ein massiver Schlag gegen die deutsche Pay-TV-Betrügerszene. Mehr als 120 Beamte haben in der vergangen Woche bundesweit Privatwohnungen und andere Orte durchsucht und Beweismittel wie Computer-Hardware, Receiver und Smartcards sichergestellt.
Diese würden nun ausgewertet, sagte Lutz Gaebel von der zuständigen Staatsanwaltschaft Verden der taz. Die Ermittlungsverfahren gegen die Beschuldigten könnten bis zu einem halben Jahr dauern.
Vier Personen werden des „Cardsharings“ beschuldigt. Dabei handelt es sich um eine Methode, Pay-TV-Abonnements für mehrere Nutzer zugänglich zu machen. Hacker erwerben eine Abokarte, entschlüsseln das Programm und verbreiten die Daten über das Internet. Für die Decodierung ist eine spezielle Software nötig, die sich die Anbieter bezahlen lassen. Bis zu 1.300 Personen sollen durch den Betrügerring mit kostenlosen Zugängen versorgt worden sein.
Die Bezahlung erfolgte über elektronische Zahlungssysteme wie Ukash. Polizei und Staatsanwaltschaft sprachen von einem „Piratensystem“. Die Razzia initiiert hatte die Schweizer Firma Nagravision, da verschlüsselte Programme des Senders Sky und anderer kostenfrei gesehen werden konnten. Die Schadenssumme wird auf 120.000 Euro geschätzt.
Zudem besteht gegen weitere 22 Beschuldigte der Verdacht des Drogenhandels. Mehr als 10 Kilogramm Haschisch wurden bei den Durchsuchungen beschlagnahmt. Der Kopf des Drogenrings soll ein 26-Jähriger sein, der auch die Server für die Übermittlung der Pay-TV-Codes zur Verfügung gestellt haben soll.
Ihm und einem weiteren Hauptverdächtigen drohen im Fall einer Verurteilung Gefängnisstrafen von mindestens 5 Jahren. Ob gegen die namentlich bekannten Cardsharing-Kunden Ermittlungen eingeleitet werden, ist noch zu klären.
Leser*innenkommentare
Anti NWO
Gast
Super Ihr habt 4 Personen gefunden dann lass doch die unschuldige endlich in Ruhe. 106 Personen in Razzia gegen Anonymous, die gegenstande sind 6 Monate beschlagnahmt, keine Beweise legen vor, die machen den Menschen das Leben Kaputt, Anwaltskosten etz... Der Staat macht was Er will, Ausbeutung auf unsere Kosten. Schwahsinn !!!
Mixizpetelka
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Strafmaß mindestens fünf Jahre?! Das müßte mal öffentlich diskutiert werden, ob das öffentliche Interesse eine solche Strafe rechtfertigt, oder ob das ein Strafmaß aus einer anderen Zeit ist.
meyer
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@som: Nun, vom technischen Aspekt her ist es so, wie Sie es beschreiben. Früher über Jahre unsicheres System, dass sich leicht per Box-Mod oder Softcam umgehen ließ, heute zeitnahe Key-Übermittlung per Internet - dem Rest Ihres Beitrags vermag ich allerdings nur teilweise zu folgen. Einige der Nutzer solcher illegalen Netzwerke könnten sich Sky sicher auch zum vollen Kurs leisten, der Großteil schaut aber wohl auch auf den Preis. Mir persönlich (bin kein Sky-Kunde, auch wenn ich es mir erlauben könnte) wäre der Aufwand zu groß (ständig aktive Internetverbindung, bei Verbindungsstörung wohl auch kein Fernsehen etc.). Aber es sollte ganz klar gesagt werden, dass Kriminelle sich hier an den Leistungen von Sky bereichern (und zumindest zum Teil deren Umsatz folgerichtig schmälern). Und schauen Sie mal auf die Zahlen des Unternehmens, rosig sieht anders aus. Natürlich würde ich eher meine Kreditkarte verbrennen, also Murdoch zu unterstützen, aber "Millionäre noch weiter zu unterstützen" ist doch arg schwarz/weiß. Glaube auch nicht, dass bei Sky jeder Mitarbeiter Millionär ist...
Fred Kirchheimer
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Warum wird eigentlich die Möglichkeit geboten Kommentare abzugeben, wenn sie dann doch nicht veröffentlicht werden?
Wieder ein Beispiel für aktive Lesertäuschung!
Fred Kirchheier
Gast
Aha, die Schadenssumme wird auf 120.000 Euro GESCHÄTZT.
Wird die Staatsanwaltschaft jetzt schon tätig, weil jemand seinen Schaden schätzt, anstatt einen konkreten Schaden vorzuweisen?
Für 120.000 Euro geschätzen Schaden schickt man dann also 120 Beamte los. Haben die nichts besseres zu tun als für je 1000 Euro loszujagen. Das wird wohl mit Kanonen auf die Spatzen geschossen, oder wie man es passender nennen muß: Es wird das Geld der Steuerzahler verschwendet!
Oder es stimmen die Zahlen nicht. War der Assi vom diensthabende Praktikanten gerade wieder abgelenkt durch Twitter und Fratzenbuch? Oder stimmt die Qualitätskontrolle bei der taz nicht?
som
Gast
Ich weiß, dass zumindest früher große Teile der Szene ihre Anwendungen vollkommen kostenfrei verteilt haben, nur dass kein falscher Eindruck entsteht...alles was man brauchte, um Bundesliga-Fußball zu sehen, war eine D-Box 2, ein kostenloses Betriebssystem dafür und die neuesten Codes. Die konnte man per Netzwerkkabel überspielen. So, wie ich die Problematik verstanden habe, sind die Codes nunmehr kaum zu knacken und aus diesem Grund ist Card-Sharing notwendig, um zu geringen Kosten Sky sehen zu können, was leichter nachvollziehbar ist. Das hat politische Relevanz, da sich sehr viele "Schwarzseher" sehr wohl Bundesliga-Fußball zum vollen Preis leisten könnten, es jedoch nicht einsehen, Millionäre noch weiter zu unterstützen. Denn einerseits sind die Eintrittspreise zu den Stadien schon sehr hoch und andererseits unterstützt jeder Mitbürger unfreiwillig die Fußball-Bundesligen, indem er beworbene Produkte einkauft, ob ihm dies nun bewusst ist oder nicht...