Schnelles Satelliten-Internet: Bandbreite vom Himmel

Bislang ist es gerade in entlegenen Regionen schwer, an schnelles Internet zu kommen. Der Konzern Eutelsat will das nun ändern, mit einem Netz von Satelliten.

Bislang noch ein einziges großes Versprechen: Der Ka-Sat. Bild: dpa

Breitband-Internet lässt sich momentan auf zwei Wegen problemlos nutzen: Per Mobilfunk und per Kabel. Beide Methoden haben ihre Nachteile. DSL-Strippen oder Kabel-TV-Anschlüsse sind nicht in allen Regionen Europas verfügbar, während man für UMTS und den kommenden Nachfolgestandard LTE zahlreiche Funkbasisstationen benötigt, die erst einmal errichtet werden müssen.

Ein dritter Weg ist Internet per Satellit, doch die Technik kommt bislang nur schleppend voran - zu teuer, zu kompliziert, heißt es. Dabei wäre ein satellitengestütztes System ein Segen für viele User in entlegenen Gebieten, die heute weder über Kabel, noch per Telefon an schnelles Internet kommen – und auch von UMTS-Mobilfunk nur träumen können.

Der europäische Satelliten-Konzern Eutelsat will die Probleme nun mit einer neuen Satellitengeneration beseitigen, die deutlich mehr Kapazitäten bieten und Millionen Nutzer versorgen könnten. "Ka-Sat", der erste Satellit dieser Generation, hob am zweiten Weihnachtstag im kasachischen Baikonur ab und wurde erfolgreich in seiner Umlaufbahn platziert.

Früher war Satelliten-Internet nur auf einen Kanal ausgelegt. Der Nutzer schickte seine Anfrage über das langsame Telefonnetz per ISDN- oder Analogmodem zu einer Bodenstation, die Daten kamen anschließend schneller per Schüssel zurück. Das funktionierte, weil die Menge der versandten Daten (Upload) zumeist geringer ausfiel als die der empfangenen (Download). Das machte im Ergebnis wenig Freude, zumal oft auch noch Telefonkosten entstanden. Videos konnten nicht hochgeladen werden, weil der Upload zu lange dauerte.

Eutelsat bietet schon jetzt Satelliten-Internet an, bei dem sowohl der Down- als auch der Upload über dieselbe Parabolschüssel läuft. Die verfügbaren Tarife haben mit Breitbandinternet nicht viel zu tun. Maximal 3,6 Megabit pro Sekunde im Download sind mit dem aktuellen Dienst namens Tooway möglich, im Upload nur 384 Kilobit.

Dabei sind komplexe "Fair Use"-Regeln zu beachten, die dafür sorgen, dass man mit einem Standardtarif nur einige Gigabyte pro Monat mit voller Geschwindigkeit nutzen kann. Ansonsten wird die Geschwindigkeit gedrosselt, um den Satelliten nicht zu überlasten. Ein echter Ersatz für DSL oder Kabel-Internet sieht anders aus.

Ka-Sat könnte das ändern. Die Werte, die Eutelsat dafür angibt, klingen beeindruckend. Bis zu 70 Gigabit pro Sekunde könn das Gesamtsystem leisten, pro "Spotbeam", einer Fläche von wenigen Hundert Kilometern Durchmesser, sind es immerhin noch 900 Megabit. Abgedeckt würden große Bereiche Europas und des Nahen Ostens.

Eutelsat verspricht, bis zu zwei Millionen Haushalte mit maximal 10 Megabit pro Sekunde im Download und 4 Megabit pro Sekunde im Upload zu versorgen - das käme an ein gut ausgebautes UMTS-Netz heran. Allerdings bleibt das Satelliten-Internet stationär: Der Nutzer braucht nach wie vor eine ausreichend große Schüssel.

Eutelsat ist ein in Paris ansässiger Konzern, der aus einer zwischenstaatlichen Organisation hervorging. Sie wurde 1977 von europäischen Staaten ins Leben gerufen, um Europas Infrastruktur im Orbit zu schaffen und zu betreiben. 1983 ging der erste Satellit ins All, mit dem "Ka-Sat"-Programm realisiert der Konzern nun eine wichtige Informations-Infrastruktur für den Kontinent.

Doch der Eutelsat-Erdtrabant ist nicht der einzige Satellit zur Online-Versorgung, der in letzter Zeit an den Start ging. Im November hob Hylas-1 ab. Er deckt Großbritannien und Teile Osteuropas ab und wurde von der britischen Regierung und der europäischen Raumfahrtagentur mit einem zweistelligen Millionenbetrag subventioniert.

Auch dieses System setzt auf "Spotbeams", bei denen die Bandbreite jeweils auf bestimmte Flächen konzentriert wird, um sie besser zu verteilen. Bis zu 300.000 Verbindungen gleichzeitig sind möglich, maximal 10 Megabit pro Sekunde im Download sind möglich.

Ka-Sat soll bis Mitte 2011 voll einsatzbereit sein. Eutelsat konnte bereits 70 Abkommen mit Internet-Anbietern schließen. Wie viele davon ihre Dienste auch an Privatkunden vermarkten, bleibt abzuwarten; Ka-Sat soll für Direktverbindungen angemietet werden können, über die sich Netze europaweit zusammenschließen lassen.

Außerdem wird Ka-Sat in Kombination mit der restlichen Eutelsat-Flotte für Fernsehsendungen bereitstehen, die sich auch auf bestimmte Regionen beschränken lassen. Rund 6 Tonnen wiegt Ka-Sat, positioniert wurde er auf 9 Grad Ost. Bis zu zehn Bodenstationen versorgen den Satelliten mit Daten, sobald er im Betrieb ist.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.