Schulen und Kitas während Corona: Nicht zu ersetzen

Schulen und Kitas müssen offenbleiben. Präsenzunterricht ist wichtig, um die Chancenungleichheit in der Bildung nicht weiter wachsen zu lassen.

Kinder stehen auf einem Schulhof und schauen auf Arbeitsblätter

Lüftungspause an der Max-Planck-Schule in Kiel Foto: Greor Fischer/dpa

Warum müssen Museen und Theater schließen, während Schulen und Kitas weiter geöffnet bleiben? Bei den einen wird penibel auf Abstand und Hygiene geachtet, bei Letzteren drängen sich über 20 Kinder auf 30 schlecht gelüfteten Quadratmetern. Die Frage ist also berechtigt. Und dennoch ist die Antwort klar: Schulen und Kitas müssen geöffnet bleiben. Sie zu schließen sollte das letzte Mittel im Kampf gegen die unkontrollierte Ausbreitung der Pandemie sein.

Das ist epidemiologisch gesehen nicht schlüssig: Ein Lockdown der Schulen könnte dabei helfen, Kontakte zu kappen und Infektionsketten zu unterbrechen. Auch wirtschaftliche Erwägungen sollten nicht die entscheidenden sein, obwohl die Aussicht auf geschlossene Bildungseinrichtungen bei erwerbstätigen Eltern und den Ar­beit­ge­be­r:innen sofort zu Schnappatmung führen dürfte.

Nein, Schulen und Kitas müssen wegen der Kinder offenbleiben. Kinder haben ein Recht auf Bildung. Geschlossene Bildungseinrichtungen beschneiden dieses Recht. Selbst dort, wo beim ersten Lockdown digitales Lernen halbwegs funktionierte, bezahlten die Kinder einen Preis: Die Lehrer:innen konzentrierten sich während der ersten Coronawelle auf die Kernfächer, andere Fächer wurden gar nicht oder nur kursorisch unterrichtet.

Die Chancenungleichheit ist gewachsen: Wer zu Hause kein Laptop und kein eigenes Zimmer hat und dessen Eltern nicht als Hilfslehrer einsprangen, ist aus den Osterferien mit Lernlücken zurückgekehrt. Auch das soziale Lernen, Austausch und Begegnung kamen während des Lockdowns zum Erliegen.

Die Forderung diverser Lehrerverbände, jetzt die Klassen zu teilen und auf Schichtunterricht umzustellen, ist vor allem Klientelpolitik. Aber wenn man nicht das Personal verdoppelt, was unrealistisch ist, bedeutet das für Schüler:innen einen halbierten Präsenzunterricht. Und damit eben nur ein geteiltes Recht auf Bildung. Präsenzunterricht, das zeigte der erste Lockdown, ist nicht zu ersetzen. Deshalb muss die Politik alles dafür tun, um die Schulen offen halten zu können. Die Frage ist dabei, ob sie dies wirklich tut.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Schwerpunkte SPD und Kanzleramt sowie Innenpolitik und Bildung. Leitete bis Februar 2022 gemeinschaftlich das Inlandsressort der taz und kümmerte sich um die Linkspartei. "Zur Elite bitte hier entlang: Kaderschmieden und Eliteschulen von heute" erschien 2016.

Die Coronapandemie geht um die Welt. Welche Regionen sind besonders betroffen? Wie ist die Lage in den Kliniken? Den Überblick mit Zahlen und Grafiken finden Sie hier.

▶ Alle Grafiken

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.