Schulkrieg im Norden: CDU bleibt beim Abitur flexibel

CDU-Politikerin Karin Prien muss in Schleswig-Holstein die Rückkehr zum neunjährigen Abitur vertreten. Dabei war sie in Hamburg immer für G8 eingetreten

Karin Prien am Mikrofon

Hat in Kiel auch was zum Abitur zu sagen – nur eben was völlig anderes: Karin Prien (CDU). Foto: André Klohn/dpa

KIEL taz | Schleswig-Holstein wird zum Abitur nach neun Jahren zurückkehren, falls die CDU die Wahl gewinnt – und zwar flächendeckend. Das hat die Hamburger Bürgerschaftsabgeordnete Karin Prien bekräftigt, die im Schattenkabinett des CDU-Spitzenkandidaten Daniel Günther für Hochschulen, Kitas und Schulen zuständig ist. G8 oder G9, also acht Jahre bis zum Abitur oder neun? Diese Frage versucht die CDU zu ihrem zentralen Wahlkampfschlager zu machen.

84 der 99 Gymnasien, die bislang nur G8 anbieten, müssten nach Priens Plänen erneut reformiert werden. An vier Schulen sind aktuell beide Wege möglich, sie dürften künftig nur noch G9 anbieten. Elf Gymnasien sind bereits reine G9-Schulen, für sie würde sich nichts ändern.

Dass ausgerechnet die CDU auf G9 setzt, ist eine Überraschung. Denn die Konservativen hatten das Schnell-Abitur in Schleswig-Holstein 2008 eingeführt. So stünden Studierende und Abiturienten der Wirtschaft früher zur Verfügung, argumentierten sie damals. „Das war ein Fehler“, räumt Spitzenkandidat Günther mittlerweile ein.

Und Prien? Die muss die neue, kompromisslose G9-Linie nun verkaufen, ob sie will oder nicht. Da sind schauspielerische Qualitäten gefragt: Als stellvertretende CDU-Fraktionschefin hatte Prien in der Hamburger Bürgerschaft noch für G8 geworben und war unter anderem einer Pro-G9-Volksinitiative entgegengetreten.

Jetzt plötzlich gilt: Neues Land, neue Haltung. Geht das so einfach? Ja, das geht, findet Prien, die sagt: „In Hamburg wollten wir 2013 den Schulfrieden, der erst drei Jahre alt war und noch bis 2020 gilt, nicht brechen.“ 2020 wolle man die Frage dann auch in Hamburg „neu diskutieren“. Ein flammendes Plädoyer hört man von Prien nicht, sie will offenbar flexibel bleiben.

Klarer ist Priens Position bei der Ausbildung von Gymnasiallehrern. Sie ist gegen einen „Multiprofessionsmix“, wie sie es nennt. Soll heißen: An Gymnasiallehrer werden höhere Ansprüche gestellt, entsprechend müsse auch deren Ausbildung eine tiefere Qualität haben als bei anderen Schulformen. Eine klassische konservative Forderung.

Prien, die „Anwältin der Schülerinnen und Schüler“, aber auch „Anwältin der Lehrerinnen und Lehrer“ sein will, hat auch für die Grundschullehrer ein Zuckerl: Sie verspricht ihnen eine bessere Besoldung. Eine Aufstockung von derzeit rund 3.300 Euro brutto (A 12) auf 3.700 Euro (A 13) plant Prien bis zum Ende der kommenden Wahlperiode. Dadurch solle auch der Grundschulberuf attraktiver gemacht werden, insbesondere für Männer. Es gehe darum, mehr und bessere KandidatInnen für die Grundschulen zu begeistern. Denn auch wenn die Gymnasien ihrer Partei das knackigere Wahlkampfthema bescheren, beteuert sie: „Die wichtigste unserer Schulen ist die Grundschule.“

Wie viele Lehrstellen sie tatsächlich schaffen will, sagt sie nicht. Erstmal gelte es, das System zu analysieren und dann Verbesserungen anzustreben. Anschließend gehe es ans Geldverteilen. Prien ahnt schon: „Ich werde ein inniges Verhältnis zum Finanzminister pflegen müssen.“

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