Schulz über Schröders Jobambitionen: „Ich würde das nicht tun“

SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz distanziert sich von Gerhard Schröders Griff nach einem Posten im Rosneft-Aufsichtsrat. Der Exkanzler selbst kritisiert die Medien.

Zwei Männer umarmen sich in einer großen Halle mit vielen Menschen

Der Schröder (l.) und der Schulz: zwei Männer mit unterschiedlichen Karriereplanungen Foto: imago/Photothek

BERLIN/MOSKAU dpa | SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz hat sich von den Ambitionen des Ex-Regierungschefs Gerhard Schröder auf einen Aufsichtsratsposten beim russischen Ölkonzern Rosneft distanziert. „Ich würde das nicht tun“, schrieb er am Dienstag auf Facebook. „Für mich ist klar: Auch nach meiner Zeit als Bundeskanzler werde ich keine Jobs in der Privatwirtschaft annehmen.“

Schulz betonte, dass die Entscheidung für einen solchen Posten Schröders Privatsache sei und mit der Politik der SPD nichts zu tun habe. „Gerd Schröder ist erfahren genug zu wissen, welche Angebote er annimmt.“

Schröder selbst kritisierte die Berichterstattung der Medien über seinen möglichen künftigen Aufsichtsratsposten. „Ich habe den Eindruck, das hat weniger mit meiner Tätigkeit zu tun als vielmehr mit dem Wahlkampf. Hier soll offenbar Frau Merkel geholfen werden“, sagte der frühere SPD-Chef dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

Es geht um den Posten eines „unabhängigen Direktors“ beim Staatskonzern Rosneft. Dessen Chef Igor Setschin gilt als enger Vertrauter von Präsident Wladimir Putin, zu dem Schröder freundschaftliche Beziehungen pflegt.

Schröder interpretiert die Bild-Zeitung

Die Wahl zum Rosneft-Aufsichtsrat, die nach Einschätzung von Experten als Formalie gilt, ist russischen Medienberichten zufolge für den 29. September geplant. Das Ölunternehmen steht nach der russischen Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim 2014 auf der Sanktionsliste der EU.

Schröder ist seit 2005 Vorsitzender des Aktionärsausschusses beim Betreiber der Ostsee-Gaspipeline Nord Stream, an dem wiederum der russische Staatskonzern Gazprom die Mehrheit hält.

In dem RND-Interview kritisiert Schröder einen Bericht der Bild-Zeitung. Dort heißt es unter Berufung auf den Geschäftsbericht 2016, dass Rosneft seinen neun Vorstandsmitgliedern rund 52 Millionen Euro an Gehältern, Boni und Zuschüssen gezahlt habe. Das seien fast sechs Millionen pro Person.

Die Bild schreibt nicht, dass auch Schröder so viel bekommen würde – er versteht den Bericht aber offenbar so. „Die in der Bild-Zeitung genannten Summen sind völlig absurd“, sagte er. Für die für ihn vorgesehene Rolle würde er weniger als ein Zehntel der in der Bild genannten Summe erhalten, falls er gewählt werde. Das bedeutet: weniger als 600.000 Euro pro Jahr. 600.000 Euro wären aber immer noch mehr als doppelt so viel wie das Jahresgehalt von Kanzlerin Angela Merkel.

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