Schwedens Superstar Ibrahimovic: Ein Erlöser ohne Hose

Der nächste deutsche WM-Qualifikationsgegner Schweden ist vor allem von einem abhängig: der Lust und Laune Zlatan Ibrahimovics.

Geballte gelb-blaue Strahlkraft: Zlatan Ibrahimovic. Bild: dapd

Da staunte Torur Rasmussen: der Balljunge von den Färöer Inseln nahm am Freitagabend nach dem Auftritt der schwedischen Nationalmannschaft in Torshavn all seinen Mut zusammen, um einen der kapriziösesten Kicker der Welt anzusprechen.

Am Ende des kurzen Dialogs entledigte sich Zlatan Ibrahimovic, der 95-Kilo-Koloss mit dem zurückgebundenen Haarschopf und den giftgrünen Schuhen, dann kurzerhand seiner blauen Hose und übergab sie mit einem Lächeln an den Zwölfjährigen.

„Ich habe ihn eigentlich nach seinem Shirt gefragt, aber er hat mich wahrscheinlich falsch verstanden“, sagte Rasmussen. Die Zeitung Aftonbladet hat der Episode viel mehr Raum gegeben als dem qualvollen 2:1-Pflichtsieg, zu dem Ibrahimovic erst eine klasse Torvorlage, dann selbst ein kurioses Stochertor beisteuerte.

Noch immer geht im schwedischen Fußball nichts ohne ihren Superstar. Aftonbladet hat sogar eine eigene Rubrik namens Zlatan auf seiner Website, wo personalisierten Neuigkeiten gesammelt werden. Auch diese, dass Ibrahimovic auf dem Platz einen heftigen Disput mit Christian Wilhelmsson austrug, bei dem der Kapitän sinngemäß sagte, sein Mitspieler solle bitte schön „die Klappe halten“.

Momente wie diese sind unvermeidlich bei einem, der wohl zeit seines Lebens als Grenzgänger wahrgenommen wird. Aufgewachsen als Sohn bosnischer Einwanderer im Vorort Rosengard von Malmö, einem sozialen Brennpunkt der südschwedischen Hafenstadt, erwies sich Zlatan als Schüler so schwierig, dass sich seine Rektorin einmal so erinnerte: „Er war der Prototyp eines Jungen, mit dem es böse endet.“

Ausbildung als Taekwondo-Kämpfer

Dass der Exzentriker gegen seine Kollegen noch heute spaßeshalber im Training angedeutete Tritte anbringt, ist auch einer Ausbildung als Taekwondo-Kämpfer geschuldet. Kein schwedischer Spieler verfügt über so viel Strahlkraft – und Selbstbewusstsein wie diese Mischung aus begnadetem Talent, rauer Herzlichkeit und unverstellter Überheblichkeit.

„Ich fühle mich gut und habe die beste Form meines Lebens“, ließ Ibrahimovic vor dem Länderspiel-Doppel gegen die Färöer und Deutschland ausrichten. Dass er sich bei seinem neuen Verein Paris St. Germain auf Anhieb akklimatisiert und in der Ligue 1 und Champions League spektakuläre Treffer erzielt hat, bestätigt diese Einschätzung.

Der Respekt des Gegners ist ihm zumindest sicher. „Die Schweden haben einen Stürmer, der eine Mannschaft allein zum Sieg führen kann“, sagt Bastian Schweinsteiger, „wir hoffen mal, dass er nicht so gut in Form ist.“

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