Schwere Kämpfe in Libyen: Islamisten fliehen aus Bengasi

Die Armee von General Hafter kontrolliert weite Teile der ostlibyschen Stadt. Dort toben die heftigsten Gefechte seit dem Sturz Gaddafis.

Straße am östlichen Rand von Bengasi, Freitag. Bild: reuters

TUNIS taz | Die libysche Armee unter Befehl des pensionierten Generals Khalifa Hafter hat in der Stadt Bengasi im Osten des Landes weitere Stadtteile unter ihre Kontrolle gebracht. Die islamistischen Milizen Ansar al-Scharia und 17. Februar zogen sich an den Stadtrand zurück.

„Es gibt nur noch drei Orte für sie. Unter der Erde, außerhalb Libyens oder in unseren Gefängnissen“, gab sich Zakaria Garoushi, der Vizekommandeur der Operation Karama („Würde“), siegessicher. 130 Menschen starben in den schwersten Kämpfen nach Ende des Krieges gegen den ehemaligen Diktator Muammar al-Gaddafi vor drei Jahren.

Seit den Morden an zahlreichen Aktivisten und Polizisten in den vergangenen Monaten haben sich bewaffnete Nachbarschaftsgruppen wie schon im Februar 2011 mit der Armee zusammengetan. Nun sind es die Islamisten, die sie aus der Stadt vertreiben wollen. Am Montag nahmen nach einem Jahr Pause die ersten Polizisten wieder den Dienst im Stadtteil Bou Atney auf.

Auch von dem seit Monaten unter Beschuss liegenden Flughafen und ihrem Hauptquartier zogen sich die gut bewaffneten Milizen am Wochenende zurück. Nun scheint die letzte Entscheidungsschlacht um das Stadtzentrum bevorzustehen.

Ganze Häuserzeilen eingestürzt

Aus Syrien zurückkehrende Kämpfer sollen die Niederlage der „Shura“ genannten Islamistenallianz abwenden. Ein Selbstmordattentäter sprengte sich letzte Woche in Dariana in die Luft, konnte jedoch das Eintreffen einer weiteren Militärkolonne aus Al-Beida nicht verhindern.

Hafters Armee besteht hauptsächlich aus von Stämmen und Städten zusammengestellten Einheiten, die sich im Sommer entschlossen, die vielen ausländischen Extremisten in Bengasi nicht mehr zu akzeptieren. Hafter hatte auf einer Rundreise im Frühjahr um Rückhalt bei den im Osten Libyens immer noch einflussreichen Stämmen geworben. Nach diversen Rückschlägen hat die Unterstützung der Bevölkerung nun zur Wende geführt.

„Stadtteile wie Benina und die Universität Garyounis sind allerdings nur noch Ruinenfelder“, beschreibt ein Bewohner die Verwüstungen. Vor allem die Angriffe der oft über 20 Jahre alten libyschen MiG-Kampfflugzeuge haben ganze Häuserzeilen zum Einsturz gebracht.

„Wir werden die vielen Extremisten natürlich nicht vollständig aus Bengasi vertreiben können“, konzediert Luftwaffenchef Gerushi. „Aber seitdem wir die Kampagne im Mai gestartet haben, trainieren die Milizen immer weniger Freiwillige aus aller Welt für den Krieg in ihren Camps in Bengasi.“

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