Selbstmordanschlag auf US-Botschaft: Täter reiste aus Deutschland ein

Der Attentäter von Ankara soll laut türkischer Medien der Linksextremist Ecevit Sanli sein, der jahrelang in Deutschland gelebt hat. Zuvor saß er im türkischen Knast.

Attentat auf die US-Botschaft: Ein Verletzter wird im Rettungswagen abtransportiert. Bild: dpa

ISTANBUL dpa/afp | Der Selbstmordanschlag auf die US-Botschaft in Ankara ist nach türkischen Medienberichten von einem illegal aus Deutschland eingereisten Türken verübt worden. Der Mann sei über die griechischen Inseln mit einem gefälschten Ausweis in die Türkei gekommen, berichteten türkische Medien am Samstag. Unterdessen habe sich die linksextremistische DHKP-C in einer im Internet verbreiteten Erklärung zu der Tat bekannt. Bei dem Anschlag starb neben dem Attentäter ein Mitarbeiter der US-Botschaft.

Die türkischen Behörden haben nach bisherigen Ermittlungen Ecevit Sanli (30) als Attentäter identifiziert. Bei ihm soll es sich um ein Mitglied der verbotenen DHKP-C handeln. Er trug demnach einen gefälschten Ausweis, der auf den Namen Irfan A. lautete. Er habe in Deutschland gelebt, berichteten türkische Medien, ohne weitere Details zu nennen.

Sanli habe wegen eines Anschlags in der Türkei von 1997 an für mehrere Jahre im Gefängnis gesessen. Er sei nach einem Hungerstreik und dabei enstandenen körperlichen Schäden auf freien Fuß gekommen und habe sich dann ins Ausland abgesetzt.

Die DHKP-C hat in der Türkei Anschläge auf Polizei und Justiz verübt. Sie operiert im Untergrund und steht sowohl in der Europäischen Union als auch den USA auf der Terrorliste. Ihr Ziel ist es, das Regierungssystem der Türkei zu stürzen.

Der Attentäter hat bei dem Anschlag am Vortag eine Handgranate und sechs Kilo TNT-Sprengstoff gezündet, wie die Ermittlungen ergeben haben. Er riss einen Wachmann mit sich in den Tod. Er sprengte sich in einem Eingangsgebäude zum Botschaftsgelände in die Luft. Die türkische Regierung verstärkte die Sicherheitsmaßnahmen für diplomatische Vertretungen, auch für die in unmittelbarer Nachbarschaft des Tatortes gelegene deutsche Botschaft.

Tote US-Bürgerin in Istanbul

Wie die Zeitung Radikal am Sonntag berichtete, war die Leiche der zweifachen Familienmutter am Vortag in den Ruinen der alten Stadtmauer von Istanbul entdeckt worden. Demnach starb sie an einer Kopfverletzung. Die Zeitung Hürriyet berichtete, die Tote sei möglicherweise bereits am Dienstag in eine Decke gewickelt aus einem Auto nahe der Mauer geworfen worden. Sie berief sich auf einen Zeugen, der dies beobachtet haben will.

Die türkische Polizei hatte eine großangelegte Suche nach der Frau eingeleitet, nachdem ihre Familie sie für vermisst erklärt hatte. Das letzte Lebenszeichen gab es am 21. Januar, an dem Tag sollte sie in die USA zurückreisen. Einen vorübergehend festgenommenen Türken ließen die Ermittler nach einem Verhör wieder frei, wie örtliche Medien berichteten. Möglicherweise war der Mann der letzte, der die 33-Jährige lebend traf. Die beiden sollen sich vor vier Monaten im Internet kennengelernt haben.

Medien spekulierten auch, dass die Frau von der türkischen Drogenmafia als Kurier angeheuert worden sein könnte, um Rauschgift in die USA zu schmuggeln. Die Leiche befand sich für weitere Ermittlungen noch im Leichenschauhaus in Istanbul.

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