Senegal: Programm der Reise

vom 20. Febr. bis 5. März 2020

Hafen auf der Insel Gorée in der Bucht von Dakar Bild: Judith Strohm

1. Tag

Individuelle Anreise von verschiedenen deutschen Flughäfen;nähere Informationen hier ab Mai 2020.

Der Reiseleiter wird mit allen, die bis zum frühen Abend ankommen, in einem Restaurant zu Abend essen. Es bleibt Zeit für einen individuellen Spaziergang oder zum Ausruhen.

2. Tag

Nach dem Frühstück erläutert der Reiseleiter das Programm der nächsten Wochen; danach lernen Sie bei einem Spaziergang die Umgebung des Hotels kennen, das moderne Regierungsviertel „Plateau“ rund um den 'Place de l’Indépendance'.

Eine Bustour führt Sie danach in weitere Stadtviertel der Halbinsel von Dakar, auch Pate d’Oie (Gänsefuß) genannt. Die Rundfahrt führt Sie über den Hafen und den restaurierten Bahnhof an Dakars neuem Kulturpark mit dem Grand Théâtre und dem Museum für Schwarze Zivilisationen vorbei in Richtung Cap Manuel Leuchtturm, dem südlichsten Punkt der Halbinsel; dann fahren Sie entlang der Küstenstraße Corniche durch das populäre Arbeiterviertel Médina, das eher gehobene Wohnviertel Mermoz und die Mosquée de la Divinité (Moschee der Göttlichkeit) in Ouakam bis zum umstrittenen Monument der Afrikanischen Renaissance im Viertel Mamelles, von dem Sie eine 360-Grad Aussicht auf Dakar genießen können.

Pape & Cheikh ist eine der angesagtesten Band in Dakar Bild: AfricAvenir

Die Tour endet im Village des artistes, im Künstlerdorf zwischen Yoff und Grand Foire, wo wir im neu eröffneten Restaurant mit einem Gast zu Abend essen.

3. Tag

Sie stehen zeitig auf, denn es geht zu Fuß vom Hotel in das Stadtviertel Médina, wo Sie die REFDAF (‚Frauennetzwerk für nachhaltige Entwicklung in Afrika‘) Mitgliedsorganisation AFÈME (Association des Femmes de la Médina) treffen. Madjiguène Cissé wird das landesweite Frauennetzwerk REFDAF vorstellen, und Yacine Ndiagne, die neben der Leitung von AFÈME auch Stadträtin in der Médina ist, beantwortet gern Fragen zur Selbstorganisation der Frauen und ihrer Stellung in Politik und Gesellschaft.

Im Anschluss fahren Sie ins Büro der Vereinigung der Juristinnen des Senegal, eine Organisation, die sich seit Jahrzehnten für die Verbesserung der juristischen Situation der Frauen einsetzt und u.a. das Paritätsgesetzt mit auf den Weg gebracht hat.

Am späteren Nachmittag geht es dann in einen der größten Außenbezirke Dakars, Guediawaye, wo Sie den Lehrer und Erzähler (Griot) Babacar Mbaye Ndaak besuchen. In seinem ehemaligen Gymnasium treffen Sie Mitglieder der Mouriden Bruderschaft und lauschen ihren Gesängen, bevor Sie ein privat gekochtes gemeinsames Abendessen genießen können. 

Anhänger der Bewegung "Y'en a marre" im Frühjahr 2012 in Dakar Bild: Archiv

Im Anschluss fahren Sie mit dem Bus zurück ins Hotel.

4. Tag

Nach dem Frühstück besuchen Sie das im Dezember 2018 neu eröffnete Museum für die Schwarzen Zivilisationen. Mit etwas Glück führt Sie einer der künstlerischen Berater, der emeritierte Germanistik Professor Maguèye Kassé durch die Ausstellung, die dem Beitrag Afrikas zur Menschheitsgeschichte gewidmet. Die Idee zu einem solchen Museum stammt aus den 1950er Jahren von Präsident Senghor.

Am frühen Nachmittag verlassen Sie Dakar. Mit der Fähre geht es auf die Insel Gorée, Symbol der „Maafa“, des transatlantischen Sklavenhandels. Von hier aus wurden jahrhundertelang Menschen in die Sklaverei deportiert. Auch wenn neuere Studien inzwischen die Zahl der über Gorée verschifften Menschen nach unten korrigiert haben, bleibt diese winzige Insel ein Ort der Introspektion und des Gedenkens.

Ehemaliges Sklavenhaus auf der Insel Gorée vor Dakar - die Öffnung im Hintergrund führt direkt zum Strand, wo die Sklaven 'verschifft' wurden. Bild: Archiv

Erster Programmpunkt auf der Insel ist ein Besuch des „Haus der Sklaven“, weltberühmt durch die „Tür ohne Wiederkehr“. Baay Souley, ein auf die Geschichte Gorées spezialisierter Historiker, führt Sie durch das Haus und erzählt die beeindruckende und verstörende Geschichte des europäischen Handels mit versklavten AfrikanerInnen. Im Anschluss führt Sie Souley noch über die Insel bis hinauf zur berühmten Kanone von Gorée, aber auch in die inzwischen von Künstlern und Familien bewohnten Katakomben der Insel, die sich über die gesamten Hügelkuppen erstrecken.

Am Abend, nachdem die Tagestouristen die Insel wieder verlassen haben, wird es ruhig auf Gorée. Im Hinterhof von Mame Penda, die ein kleines Restaurant betreibt, werden Sie zu Abend essen und können die Insel und ihre machtvolle Geschichte auf sich wirken lassen, in Begleitung von Babacar Mbaye Ndaak, der alte Geschichten erzählen wird - und vielleicht gesellt sich auch ein Kora-Spieler dazu.

5. Tag

Nach einem gemeinsamen Frühstück besteht die Möglichkeit, noch einmal auf eigene Faust über die Insel zu spazieren, bei den zahlreichen und teils sehr talentierten Künstlern das ein oder andere Kunstwerk zu ersteigern, oder die wirkmächtige Geschichte der Insel noch einmal zu reflektieren.

Am späteren Vormittag nehmen Sie die Fähre zurück nach Dakar und machen sich dann auf den Weg nach Saint-Louis im Norden des Senegals, direkt an der Grenze zu Mauretanien. Dabei machen wir einen Halt in Thiès, wichtiger Verkehrsknotenpunkt und Zentrum eines legendären antikolonialen Eisenbahnerstreiks. In Thiès besuchen wir die Teppichweberei „Manufacture Sénégalaise Des Arts Décoratifs (MSAD)“.

Ein großer Baobab-Baum auf dem zentralen Platz der Insel Gorée Bild: Judith Strohm

Saint-Louis war die erste französische Siedlung auf dem afrikanischen Kontinent, gegründet vor 350 Jahren. Zunächst ebenfalls als Umschlagplatz für den Sklavenhandel auf einer langgezogenen Insel mitten im Senegal-Strom gebaut, wurde Saint-Louis später zur Hauptstadt von ganz Französisch-Afrika. Die Saint-LouisanerInnen (wie im Übrigen auch die BewohnerInnen Dakars, Gorées und Rufisques, die so genannten „Vier Kommunen“) waren formell Franzosen, wurden selbstbewusste BürgerInnen und schickten den ersten Schwarzen Abgeordneten ins Pariser Parlament.

Heute ist Saint-Louis eine Stadt mit einer bizarren, einzigartig drei-geteilten Geografie: Auf dem Festland das kommerzielle Zentrum, geschäftig und lärmend; auf der 25 Kilometer langen und nur 100 m breiten Landzunge, die den Senegal-Strom vom offenen Meer trennt (Langue de Barbarie), leben die Fischer, dem Atlantik zugewandt und ein wenig fremdenscheu. Und dazwischen, an beiden Ufern des braunen Stroms: die historische Altstadt mit 1344 unter Schutz stehenden Gebäuden und morbidem Charme, die seit 2000 zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt.

Gegen Abend werden Sie hier eintreffen, wenn die von Gustav Eiffel gebaute und inzwischen rostige Brücke über dem Senegal-Strom sich harmonisch in die Farben der Dämmerung einfügt. Abendessen und Übernachtung in einem Hotel auf der historischen Insel.

6. Tag

Nach dem Frühstück können Sie sich vormittags zu Fuß dieser unter Denkmalschutz stehenden Stadt zuwenden: die bekannte Denkmalschützerin Fatima Fall begleitet uns auf einem Stadtrundgang. Obwohl es Bemühungen zur Restaurierung der historischen Innenstadt gibt, führen Armut und das dadurch häufig fehlende Bewusstsein oft zum Abriss denkmalgeschützter Gebäude.

In der Altstadt von St. Louis Bild: Archiv

Gegen Mittag fahren Sie mit dem Reisebus etwa 7 km nördlich in ein Dorf am Senegal-Fluss. Dort besuchen Sie eine REFDAF - Frauenkooperative, in der Frauen mit der Weiterverarbeitung von Fisch ihr Haushaltseinkommen verbessern. Sie werden auch von den Problemen berichten, mit denen sie bei ihrer Arbeit konfrontiert sind. Nach der Rückkehr in St. Louis besuchen wir am späten Nachmittag noch die lokale Gruppe des afrikanischen Netzwerks "Arbeitender Kinder und Jugendlicher", eine Art Selbsthilfegruppe für Jugendliche.

7. Tag

Am Vormittag besuchen wir die Modedesignerin Rama Diaw in ihrer Boutique.  Haute Couture hat im Senegal einen hohen Stellenwert und eine Reihe von auch international beachteten Modemacherinnen hervorgebracht.

Zum späten Vormittag hin verlassen Sie St. Louis und fahren ca. 3 Stunden nach Touba, die Heilige Stadt und Hochburg der Mouriden Bruderschaft. Vom Begründer der Bruderschaft, Cheikh Ahmadou Bamba 1887 gegründet, ist Touba heute mit einer dreiviertel Million Einwohner die größte Ansiedlung des Landes außerhalb der Hauptstadtregion. Trotz seiner Größe wird Touba weiterhin wie ein dörflich strukturiertes Siedlungsgebiet als Communauté rurale (Landgemeinde) geführt. Zum Magal-Fest kommen jährlich etwa eine Million Pilger nach Touba.

Nach einer Führung durch die große Moschee und einige angrenzende Gebäude wie Mausoleum, Bibliothek etc., verlassen Sie Touba in Richtung „Petite Côte” am Atlantik, wo Sie am Abend im Hotel Espace Sobo Badé in Toubab Dialaw einchecken und zu Abend essen.

Versammlung im REFDAF-Büro in Dakar Bild: Madjiguène Cissé

8. Tag

Von dem haitianischen Dichter, Theatermacher und Künstler Gérard Chenet ins Leben gerufen, ist Espace Sobo Bade ein märchenhaft anmutendes und malerisch gelegenes Hotel mit Blick aufs Meer, aber auch ein Ort der Kultur und des Kulturaustauschs.

Nach dem intensiven Programm der vergangenen Tage bietet sich die Gelegenheit zum Ausruhen und Verarbeiten der vielen Eindrücke. Am Abend findet eine Tanzperformance einer lokalen Tanzgruppe unter Leitung der Choreografin Yama Ndione, die selbst aus Toubab Dialaw stammt und sich zur Aufgabe gemacht hat, die jüngeren Generationen im zeitgenössischen und traditionellen Tanz auszubilden.

9. Tag

Der Vormittag steht zur freien Verfügung. Wer aber etwas unternehmen möchte, kann entweder auf eigene Faust den nahe gelegenen Ort Toubab Dialaw besichtigen oder einen Strandspaziergang unternehmen.

Am Nachmittag haben Sie die Möglichkeit, die Ökofarm „Ferme des 4 Chemins“ am Rande von Toubab Dialaw zu besuchen, ein beeindruckendes Projekt der biologischen Landwirtschaft, das u.a. auch zahlreichen Frauen im Ort ein eigenes Einkommen sichert. Im Anschluss besuchen wir die „École des Sables“, einer in ganz Afrika berühmten und von Germaine Acogny und ihrem deutschen Partner Helmut Voigt gegründeten und geleiteten Ausbildungsstätte für Choreografie und zeitgenössischen Tanz.

Der Strand bei Toubab Dialaw Bild: Archiv

10. Tag

Der nächste Tag beginnt mit einem letzten Frühstück auf der Hotel-Terrasse bevor es zurück nach Dakar geht.

In Dakar treffen wir den Journalistik Professor und kritischen Journalisten Mame Less Camara im Journalistik Institut der Universität Cheikh Anta Diop von Dakar. Camara wird uns die Geschichte der senegalesischen Presse erzählen, von den kolonialen Anfängen bis hin zur Liberalisierung in den 1990er Jahren und der heutigen Rolle der Presse z.B. bei den Wahlen.

Im Anschluss besteht die Möglichkeit zum Mittagessen im sehr angenehmen Campus-Restaurant (optional) bevor wir ins Hotel Saint Louis Sun fahren und wieder einchecken.

Nach einer Pause fahren wir in Richtung Yoff  und treffen die Schriftstellerin Ken Bugul: sie wird aus ihrem Werk lesen und mit Ihnen diskutieren - und auch beim Abendessen unser Gast sein.

11. Tag

Am Vormittag steht ein Besuch im panafrikanischen Forschungsinstitut CODESRIA (Council for the Development of Social Science Research in Africa) und ein Gespräch mit dem Leiter der Publikationsabteilung Divine Fruh auf dem Programm. Fruh wird uns die Funktionsweisen und Schwerpunkte dieser einzigartigen Forschungseinrichtung erläutern, die von dem kürzlich verstorbenen ägyptischen Ökonomen Samir Amin (mit)gegründet wurde und heute als ein wichtiger panafrikanischer Think-Tank fungiert.

Vom CODESRIA aus ist es ein angenehmer Spaziergang durch das Viertel Point E bis zum 2018 eröffneten Sitz der Heinrich Böll Stiftung. Hier treffen wir die Direktorin Usha Ziegelmayer und KollegInnen und haben nach dem Gespräch noch die Möglichkeit eines (optionalen) gemeinsamen Mittagessens.

Dakar, Stadtviertel Medina Bild: Joseph Hill

Am Nachmittag fahren wir in eines der großen Arbeiterviertel am Rande Dakars, nach Pikine, wo die Hip Hop Akademy (Hip Hop Ausbildungszentrum) ihren Sitz hat. Wir treffen Amadou Fall Ba, den energischen Manager des Zentrums, sowie weitere Hip Hop AktivistInnen und sprechen über die Wünsche der Jugend, die Rolle des Hip Hop und über die Akademie selbst.

Am Abend, Gespräch und gemeinsames Abendessen in einem Restaurant mit dem Journalisten Tidiane Kassé von „Pambazuka“, einer panafrikanischen Online-Plattform für soziale Gerechtigkeit; anschließend Rückfahrt ins Hotel.

12. Tag

Am Vormittag fahren wir ins Stadtviertel Mermoz und treffen Ibrahima Thiam von der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Thiam, der in Deutschland studiert und promoviert hat, erläutert uns die Schwerpunkte der Luxemburg-Stiftung in Westafrika.

Am Nachmittag fahren Sie in den Stadtteil Hann Pecheur, besuchen die Theatergruppe “Kaddu Yaraax“ und treffen ihren Leiter Mamadou Diol. In Anwendung des von Augusto Boal entwickelten „Theater der Unterdrückten“ macht Kaddu Yaraax effiziente kommunale Aufklärungsarbeit zu diversen Themen wie Umweltschutz, Migration etc. und schafft es, die lokale Bevölkerung für die Entwicklung und den Schutz des eigenen Viertels zu mobilisieren.

Straßentheater der Gruppe "Kaddu Yaraax" in Dakar Bild: Eric van Grasdorff

Abendessen in einem Restaurant mit Madjiguène Cissé.

13. Tag    

Am letzten Vormittag ist Gelegenheit für einen letzten individuellen Stadtspaziergang oder für Einkäufe auf den Märkten Kermel oder Sandaga.

Am Nachmittag beschließen wir die gemeinsame Reise mit einem frühen Abendessen; dabei haben Sie auch Gelegenheit, sich über die Erfahrungen während der Reise auszutauschen.

Ein Teil der Reisegruppe wird gegen 19 Uhr zum Flughafen aufbrechen, die anderen bleiben, gemeinsam mit dem Reiseleiter, bis zum Abend. (Details siehe: Preise und Leistungen)

14. Tag

Individuelle Heimreise.

Umstellungen und Änderungen im Detail möglich. Stand: 26. Februar 2020.

Der Rückflug kann individuell auch später erfolgen. Näheres beim Veranstalter.

Für den Senegal sind keine Impfungen erforderlich; was Sie in Bezug auf Impfungen beachten sollten, finden Sie in den Länderinformationen des Centrum für Reisemedizin (CRM); die taz-Reise gehört in die Rubrik "Reisebedingung 3".