Serbischer Musikfilm: Schmachten, trompeten

Blechbläser-Battle trifft Bollywood und "Romeo und Julia" - Dusan Milic zweiter Spielfilm "Gucha".

Musik und Liebe: begeistern und lohnen den Kampf. Bild: Kinowelt Filmverleih

Gut eine halbe Million Besucher pilgern alljährlich ins serbische Dorf Guca, um drei Tage lang ausgiebig zu feiern, zu trinken, vor allem aber um dem dort ausgetragenen Wettstreit der Blasorchester zuzuhören. Im Finale von Dusan Milic zweitem Kinofilm "Gucha" treten hier der aufstrebende Romeo (Marko Markovic) und der arrivierte Satchmo (Mladen Nelevic) gegeneinander an. In ihrem Volksmusik-Battle geht es nicht nur um Jung gegen Alt, um frei improvisierte versus traditionelle Liedgut-Interpretation, sondern vor allem um Satchmos Tochter Juliana (Aleksandra Manasijevic), in die sich Romeo unsterblich verliebt hat.

Zu einem Duell mit derart hohem Einsatz kommt es, weil der Serbe Satchmo als ausgemachter Rassist erhebliche Einwände gegen eine Liaison zwischen seiner hübschen Tochter und dem jungen Rom hegt. Nur unter einer Bedingung ist er bereit, die Beziehung zu akzeptieren: falls es Romeo glücken sollte, ihn in Guca zu besiegen. Ein unmögliches Unterfangen, gilt Satchmo doch als der Louis Armstrong der serbischen Volksmusik, als praktisch unschlagbar. Doch Liebe und Musik, man ahnt es schon, helfen dem jungen Paar, sämtliche Hindernisse zu überwinden.

Während sich die Handlung des Films an Shakespeares "Romeo und Julia" orientiert, ist die Art und Weise der Inszenierung eine Hommage an den farbenprächtigen, kitschigen Stil des Bollywoodkinos: Da wird geschmachtet und trompetet, da funkeln die Sternschnuppen, und die Küsse brennen heiß. Dass "Gucha" trotz dieses netten Einfalls nicht so recht funktionieren mag, hängt damit zusammen, dass diese Stilisierungen eine unselige Mesalliance mit dröge-belanglosen Dialogen eingehen, die der Geschichte jeglichen Schwung nehmen.

Besonders augenfällig wird das, wenn man Dusan Milic ersten Kinofilm "Jagoda im Supermarkt" zum Vergleich heranzieht - eine überdrehte Farce mit schnellen Schnitten und aberwitzigen Wortgefechten. Da nützt es auch nichts, dass der Regisseur Trompetenduelle wie Schießereien im Wilden Westen in Szene gesetzt hat oder auf den verschiedensten Ebenen den Widerstreit zwischen reaktionärem und modernem Weltbild thematisiert. Denn irgendwie zerfließt alles zu einem klebrigen Brei - selbst die Musik, die, anstatt im freien Fluss der Improvisation aufzugehen, oft allzu monoton vor sich hinschmettert.

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